Gegen Mitternacht wurde es still

20. Juli 2008 in Jugend


Papst Benedikt XVI. zeigt den Jugendlichen bei Vigilfeier des Weltjugendtags Wege zum konkreten Zeugnis für Christus in dieser Welt auf - Von KATH.NET-Korrespondent Nathanael Liminski aus Sydney / Australien


Sydney (kath.net)
Am Abend vor der Abschlussmesse des XXIII. Weltjugendtags hat der Heilige Vater dem üblichen Weltjugendtagsprogramm folgend im Rahmen einer Vigil der eucharistischen Anbetung von 200.000 jungen Pilgern beigewohnt. Über 180.000 der Jugendlichen waren zuvor den neun Kilometer langen Pilgerweg durch die Innenstadt von Sydney hinauf nach Randwick Racecourse gezogen.

Allen voran waren bereits morgens um 05.30 Uhr das Weltjugendtagskreuz und die dazugehörige Marienikone den Weg abgeschritten und hatten ihren Platz in der Arena von Randwick eingenommen. Der Weg führte die Jugendlichen über die eigens dafür abgesperrte Harbour Bridge mitten durch das touristische Herz der Stadt. Unterwegs konnten die Pilger ihrem Weg an verschiedenen „Power Stations“ eine geistliche Dimension verleihen. Nachdem die etwa 200.000 Teilnehmer der Vigil sich für die geplante Übernachtung unter freiem Himmel eingerichtet hatten, stieß der Heilige Vater zu ihnen und wurde begeistert empfangen.

In seiner Homilie legte der Pontifex einen Schwerpunkt auf die Frage, wie es heutzutage für junge Menschen möglich sei, Zeugen Christi in der Welt zu sein. Die Ansprache stand damit in der Folge der Betrachtungen des Heiligen Vaters über den Heiligen Geist, gemäß dem Motto des Weltjugendtags „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf Euch herabkommt und Ihr werdet meine Zeugen sein“. Ausführlich und anschaulich beschrieb der Dogmatik-Professor seine ganz persönliche Entdeckung Heiligen Geistes, „des großen Unbekannten“. Er habe lange gesucht und sei bei Augustinus fündig geworden.

Benedikt XVI. führte aus, dass ein erstes Merkmal des Heiligen Geistes nach Augustinus die „Einheit“ sei. So stelle der Heilige Geist als Ausdruck der Liebesbeziehung zwischen Gott Vater und Gott Sohn die Einheit der Dreifaltigkeit dar. Nach Einheit dürste diese Welt, geprägt und geschunden durch unendlich große Gespaltenheit der Menschen untereinander und in sich selbst. Auch die Kirche brauche Einheit und sehne sich nach ihr. In ihrer Geschichte habe es oft Ideologien und Spaltungsbewegungen gegeben, die ihr schmerzhafte Wunden zugefügt hätten. Der Papst forderte die Zuhörer dazu auf, es nicht beim Gebet für die Einheit der Kirche zu belassen, sondern selbst aktiv zu ihr beizutragen. Zu sehr auf sich selbst bezogenen Gruppierungen, in denen Trennungsbewegungen von einer sogenannten „institutionalisierten Kirche“ zu beobachten seien, erteilte das geistliche Oberhaupt von weltweit 1,1 Milliaraden Katholiken eine klare Absage.

Zweites Charakteristikum des Heiligen Geistes ist nach der Augustinus-Auslegung des Papstes „Liebe“. Durch den Heiligen Geist könne Gott sich selbst als Liebe schenken. Liebe sei daher das Zeichen der Gegenwart des Heiligen Geistes in der Welt. Diese Einsicht gebe Hoffnung. Die Liebe des Heiligen Geistes könne die Unsicherheit aufheben, die Angst vor Betrug beseitigen und trage Ewigkeit in sich.

Als dritten Zug des Heiligen Geistes benannte der Papst sein Wesen als „Geschenk“. Im Heiligen Geist schenke sich Gott andauernd und für immer hin. Er sei daher auch das Wasser, wonach nicht nur die Samariterin im entsprechenden Evangelium dürste, sondern auch jeder einzelne bis heute.

Die deutschen Pilger regte der Papst aus Bayern in seinem auf Deutsch gehaltenen Gruß an, dem Heiligen Geist Raum im persönlichen Leben zu geben und durch Werke der Nächstenliebe sein Wirken in der Welt konkret werden zu lassen. Dieser Aufruf schloss sich dem Grundton vieler Ausführungen des Papstes in der Weltjugendtagswoche an, in denen es immer wieder um die persönliche Entscheidung eines jeden Einzelnen für Gott gegangen war.

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Während der Anbetung der Eucharistie herrschte absolute Stille im Stadion. Viele der jungen Pilger nutzten am Ziel ihres Weges die Möglichkeit, die eigene Anbetung während der Nacht in den verschiedenen dafür vorgesehenen Zelten fortzusetzen.

Nach dem Rosenkranz kehrte Ruhe ein, sodass die meisten bei zwar niedrigen Temperaturen, aber entgegen der Vorhersagen trockenen Bodenbedingungen ihr Nachtlager aufsuchen konnten.

Mancher nutzte die Gelegenheit zur Beichte oder zum geistlichen Gespräch unter Freunden, insgesamt wurde es aber spätestens gegen Mitternacht still. Nach einem langen und anstrengenden Tag wollten selbst die sonst ausgelassen feiernden Gäste aus Ländern südlicher Breitengrade schlafen.

Schließlich stand am nächsten Tag der große Abschlussgottesdienst mit dem Heiligen Vater bevor.

Die Predigt von der Vigil im Wortlaut

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Foto: KATH.NET-Korrespondent Nathanael Liminski bei der Vigil; (c) Generation Benedikt


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