19. Juli 2008 in Jugend
KATH.NET-Generation-Benedikt-Blog aus Sydney - Freitag und Weg zur Gebestvigil: Der Kreuzweg hat in uns eine Spur hinterlassen
Sydney (kath.net/nl)
Nicht nur auf Weltjugendtagen, aber besonders dort ist Freitag Kreuzwegstag. So auch beim XXIII. Weltjugendtag hier in Sydney. In einem aufwendig inszenierten Kreuzweg haben wir gestern gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. des Leidens Jesu Christi gedacht.
Der Heilige Vater machte mit einer eigenen Betrachtung bei der ersten Station an der St. Mary´s-Kathedrale den Anfang und verfolgte den weiteren Kreuzweg vor dem Fernseher in der Krypta der Kathedrale. Uns führten die verschiedenen Stationen des Kreuzwegs führten durch weite Teile des wunderschönen Hafenviertels von Sydney. Von der Kathedrale ging es über die Kunstgalerie, das Domain-Viertel, das weltbekannte Opernhaus und Darling Harbour nach Barangoroo, einem ehemaligen Industriegelände unweit des Hafens, das für den Weltjugendtag als zentraler Veranstaltungsort eingerichtet worden ist und wo wir nun zum dritten Mal nach der Eröffnungsmesse am Dienstag und der Willkommensfeier am Donnerstag unseren Platz eingenommen haben.
An jeder Station des Kreuzwegs wurden Betrachtungen vorgetragen um die Bedeutung des Geschehenen für den Heilsplan Gottes mit den Menschen zu erläutern. Nach der Ausgelassenheit und scheinbarer nie endender Feier- bis Partystimmung auf den abendlichen Konzerten nach den Hauptprogrammpunkten des Weltjugendtags herrschten beim Kreuzweg heute Stille und Andacht vor. Es lässt einen nicht unberührt, wenn Tausende Jugendliche die Passion Jesu nicht als Hintergrundstory für einen Film, als schöne Geschichte oder interessantes Spektakel betrachten, sondern ihm eine existentielle Bedeutung für das eigene Leben zumessen. Jennifer, eine junge Pilgerin aus den USA, die wir getroffen haben, brachte das ziemlich beeindruckend in konkrete Worte: Ohne das Leiden Jesu für uns wäre uns heute jede Freude genommen, auch die der Weltjugendtage. Es lohnt sich daher, seinen Leidensweg ausführlich zu würdigen.
So viel Ernsthaftigkeit bei gleichzeitiger positiver und optimistischer Grundausrichtung trifft man nicht oft an. Jesus ist für die Jugendlichen hier keine süßliche Figur oder der Kumpel für kritische Momente. Er, seine Worte und sein Leben werden ernst genommen. Das stimmt nachdenklich.
Zwei Jugendliche hier aus Sydney, Anna Derrig (20) und Trent Belasco (35), trugen Texte aus der Heiligen Schrift sowie weitergehende Gedanken vor.
Ich hatte angesichts der angekündigten Inszenierung anfangs eher Bedenken, da es wahrscheinlich auch nicht meiner deutschen Art entspricht, bedeutende Szenen der Weltgeschichte, noch dazu von religiöser Bedeutung nachzuspielen als gehe es um Theater. Das auch noch mit Besinnlichkeit zusammenzubringen, schien mir unmöglich. Wenn ich ehrlich bin, hat mich der Kreuzweg hier in Sydney eines Besseren belehrt. Ich bin nach wie vor kein Fan von Show bei der Behandlung existentieller Inhalte, aber es ist möglich, ohne dass dabei die Botschaft verloren geht. Das haben mir die anderen Jugendlichen hier mit ihrer Anteilnahme vor Augen geführt. Es gibt eben unterschiedliche Formen der Frömmigkeit und Spiritualität unter dem Dach einer Glaubensgemeinschaft.
In der Vorbereitung des Kölner Weltjugendtags hatte ich oft mit dem Weltjugendtagskreuz zu tun. Es war fast wie ein persönliches Wiedersehen, als ich sah, dass es auch Bestandteil des Kreuzwegs in Sydney war. Das Kreuz, vor drei Jahren noch vor dem Kölner Dom aufgestellt, durch Bonner Schulen getragen und in einer Fahrradtour nach Altenberg gebracht, wurde von Station zu Station getragen um für die Betrachtung der letzten fünf Stationen auf dem Feld Barangoroo von den jugendlichen Teilnehmern des Weltjugendtags selbst in Empfang genommen zu werden.
Die realitätsnahe Inszenierung des Kreuzwegs hat die meisten von uns nachdenklich, traurig und betroffen gemacht. Als ich das Jennifer mitteilte, war ihre Antwort so einfach wie klar: So war es. Dann sollten wir damit auch umgehen können.
Sie hat Recht. Jedenfalls sind wir jetzt vorbereitet für die Wallfahrt heute zur abschließenden Vigil und zur Messfeier morgen. Wir sind seit heute Vormittag unterwegs, gemeinsam mit Zehntausenden weiteren Jugendlichen. Unser Pilgerzug durchzieht die gesamte Stadt. Der Kreuzweg hat in uns eine Spur hinterlassen. Und wir selbst drücken dieser Stadt jetzt den Stempel dieser frohmachenden Botschaft auf. Die Sydneysiders, wie die Einwohner hier genannt werden, freuen sich. Viele säumen die Straßen und schauen zu, wie wir in einer scheinbar nicht enden wollenden Karawane vorüberziehen: Richtung Randwick Racecourse, Richtung Vigil und Abschlussmesse, Richtung Höhepunkt des Weltjugendtags.
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