Älteste Kirche der Welt entdeckt?

11. Juni 2008 in Chronik


Im jordanischen Rihab hielten sich angeblich 70 Jünger Jesu versteckt


Amman (kath.net/idea) Jordanische Archäologen sind überzeugt, die älteste Kirche der Welt entdeckt zu haben. In einer Höhle unter der St. Georgs-Kirche in Rihab nahe der nordjordanischen Stadt Mafraq sollen sich 70 aus Jerusalem geflohene Jünger nach der Kreuzigung Jesu versteckt gehalten und Gottesdienste gefeiert haben. Nach Angaben der Zeitung Jordan Times vom 9. Juni fanden die Forscher in der Höhle in Stein gemeißelte Sitzgelegenheiten sowie eine Wand, die einen sakralen Bereich vom Wohnbereich trennte.

Der Chef der lokalen Antikenbehörde, Abdul Kader Hussan, habe den Fund ins erste Jahrhundert datiert. Er habe die dort Feiernden mit den 70 Jüngern gleichgesetzt, die Jesus laut dem Lukasevangelium (10,1-20) „wie Schafe unter die Wölfe“ geschickt habe. Der römische Geschichtsschreiber Eusebius von Caesarea (um 260-337) berichtet, dass die ersten Christen um 70 nach Pella östlich des Jordan-Flusses im heutigen Westjordanien flohen. Dass sie auch nach Rihab kamen, schließt Hussan daraus, dass ein Mosaik in der St. Georgs-Kirche die 70 von Jesus ausgesandten Jünger darstellt.

In der orthodoxen Tradition werden die Jünger mit späteren Diakonen und Bischöfen der ersten christlichen Gemeinden identifiziert. Der „Jordan Times“ zufolge wurde die St. Georgs-Kirche im Jahr 230 errichtet und sei damit das älteste Kirchenbauwerk der Welt.

Allerdings stießen israelische Archäologen vor drei Jahren bei der Erweiterung eines Gefängnisses in Megiddo auf einen christlichen Sakralbau, der ihrer Ansicht nach ebenfalls im dritten Jahrhundert entstand.

Theologieprofessor: „Große Fragezeichen“

Während die Datierung des Meggido-Fundes Chancen habe, durch weitere Untersuchungen bestätigt zu werden, seien im Blick auf Rihab „große Fragezeichen“ angebracht, sagte der Dortmunder Theologieprofessor Rainer Riesner gegenüber idea. Bisher gebe es keinen überzeugenden Hinweis darauf, dass die Georgs-Kirche bereits in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts errichtet worden sei. Dementsprechend schwierig sei es, das Alter der darunter liegenden Höhle richtig zu bestimmen. Für die These, dass sich in dieser Höhle die 70 im Lukas-Evangelium beschriebenen Jünger versteckten, gibt es nach Riesners Ansicht keine wissenschaftlichen Belege. Riesner hat sich auch intensiv mit biblischer Archäologie beschäftigt.


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