'Wie die Verteilung von Keksen'

25. Mai 2008 in Spirituelles


"Radio Vatikan"-Mitarbeiter Pater Max Cappabianca sprach mit Weihbischof Athanasius Schneider über sein Liturgiebuch "Dominus est" - Wenn man zum Beispiel Kommunionbänke wieder einführen würde.


Vatikan (www.kath.net/RV)
Es ist einigen aufgefallen, dass Papst Benedikt XVI. beim letzten Fronleichnamsgottesdienst die Kommunion nicht wie sonst üblich stehend spendete, sondern die Gläubigen knieten beim Empfang des Altarsakraments. Dies sei mit Blick auf das Festgeheimnis so entschieden worden, sagte der Päpstliche Zeremonienmeister Guido Marini gegenüber der amerikanischen Agentur "CNS". In der Tat hatte Benedikt XVI. in seiner Predigt unterstrichen, "wer vor Jesus niederkniet, kann und darf sich vor keiner irdischen Macht niederwerfen, so stark sie auch sei.“ Im Vatikan hieß es, derzeit werde nicht diskutiert, das Knien beim Kommunionempfang verbindlich für Papstmessen vorzuschreiben.

Vielleicht ist die diesjährige liturgische Besonderheit aber ein Anlass über den Sinn des Kniens nachzudenken. Immer wieder haben Päpste und Bischöfe an den würdigen Empfang der Kommunion erinnert. Doch die Praxis in den Gemeinden empfinden viele als problematisch. Früher übliche Formen der Ehrerbietung sind aufgegeben worden, ohne dass neue gefunden worden wären. Die Folge: Zum Teil der Verlust des Glaubens an die Realpräsenz in der Eucharistie. Den Finger in die Wunde dieser nachkonziliaren Entwicklung hat ein deutschstämmiger Weihbischof aus Kasachstan gelegt: Athanasius Schneider von Karaganda.

In einem auf italienisch im Vatikan-Verlag erschienen Buch mit Titel „Dominus est“ plädiert Schneider für eine Wiederbelebung der Mundkommunion im Knien. Wir haben mit ihm in Augsburg gesprochen, wo er am Kongress „Treffpunkt Weltkirche“ von Kirche in Not teilgenommen hat. Schneider ist davon überzeugt, dass immer mehr das Gespür verloren geht für die Erhabenheit des Kommunionempfangs:

„Der tiefere Grund ist der Verlust des Glaubens an sich an dieses erhabene Sakrament oder allgemein: Ein Schwund des Glaubens und ein Mangel an Gespür für das Übernatürliche im christlichen und kirchlichen Leben. Wir sind ja so beschaffen als Menschen, dass das Innere, das heißt der Glaube, sich in Gesten entsprechend auszudrücken verlangt. Und die Gesten haben wiederum Auswirkungen auf die innere Haltungen. In dem Sinne, dass bestimmte Gesten – Anbetungsgesten - haben eine erzieherische Wirkung auf den Menschen selber und auf die Umgebung haben.“

Was kann man tun? Schneider sieht Ansatzpunkte in der Glaubensverkündigung im Religionsunterricht und in der Predigt. Außerdem…

„Man müsste versuchen, die Liturgie der Heiligen Messe wieder in einer mehr sakraleren Form zu gestalten. Warum nicht, dass man die Kommunionbänke aufstellt? Erstens hat das zweite vatikanische Konzil mit keinem Wort verlangt, dass man die Kommunionbänke heraustun soll. Und es gibt dazu auch keine einzige römische Instruktion. Wenn man zum Beispiel Kommunionbänke wieder einführen würde und den Menschen wieder die Möglichkeit gibt, die Kommunion im Knien zu empfangen, das wäre auch ein äußeres Zeichen. Aber es muss zusammengehen mit der Verkündigung. Man sollte auch nicht unnötige Konflikte provozieren, sondern in kluger Weise das angehen.“

Wenn man miteinander an der Kommunionbank stehen oder knien würde, würde das auch mehr den Mahlcharakter zum Ausdruck bringen, so Schneider.

„Man würde Schulter an Schulter stehen. Das wäre auch viel brüderlicher als im Gänseschritt in Schlangen heranzutreten wie in einem Laden, wo man Kekse verteilt oder Brötchen in der Cafeteria. Dann würde auch ein Armer neben einer hochstehenden Person Schulter an Schulter stehen. Und es wäre viel schöner der Mahlcharakter der Kommunion zum Ausdruck gebracht.“

Viele zustimmende Zuschriften haben den Weihbischof erreicht, nachdem das Buch veröffentlicht wurde, wie zum Beispiel die eines Journalisten aus den USA:

„Er ist ein Konvertit und war in einer protestantischen Gemeinschaft, und diese Gemeinschaft hatte den Brauch gehabt, beim Abendmahl, wie die Eucharistie dort heißt, sich hinzuknien und sogar in den Mund zu empfangen. Obwohl – wie er mir geschrieben hat – sie nicht an die Realpräsenz geglaubt haben. Es war für sie nur ein Symbol. Aber selbst vor einem Symbol haben sie das Bedürfnis gehabt, sich hinzuknien und nicht mit den Händen zu kommunizieren. Und dann ist er katholisch geworden, weil er zum Glauben an die Realpräsenz gekommen ist. Und er sagte daraufhin, nur in der katholischen Kirche ist die Realpräsenz und ist katholisch geworden. Als er in den USA katholisch geworden ist, hat man ihm verboten, sich bei der Kommunion hinzuknien. Jetzt schreibt er mir: Ist das nicht absurd? Als Protestant durfte ich mich vor einem Symbol hinknien, als Katholik darf ich mich nicht mehr vor der Realpräsenz hinknien.“

Schon der Titel des Buches ist programmatisch:

„Deswegen habe ich den Titel gegeben ‚Dominus est’. Es geht um den Herrn. Es ist der Herr, derselbe Herr wie in der Auferstehung: Die Frauen haben ihn gesehen… Was haben sie gemacht? Sie haben sich hingeworfen auf den Boden und ihm die Füße geküsst. Und der Apostel Thomas zum auferstandenen Herrn: ‚Mein Herr und mein Gott!’ Und die Apostel, als der Herr aufgefahren ist den Himmel, sind in die Knie gegangen und haben ihn angebetet. Das ist Er, der Herr!“


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