Homosexualität ist nicht angeboren

6. Mai 2008 in Deutschland


Ökumenische Kommunität "Offensive Junger Christen": Änderungswillige Homosexuelle nicht abweisen - Anbieter des abgesagten Christival-Seminars geht an die Presse


Bremen (kath.net/idea)
Die ökumenische Kommunität „Offensive Junger Christen“ (OJC, Reichelsheim) hat Behauptungen zurückgewiesen, wonach sie homosexuelle Menschen verändern möchte. Wie der Leiter der OJC, Dominik Klenk, in einer Pressekonferenz am 3. Mai beim Christival in Bremen sagte, respektiere die OJC Homosexuelle, die ihre Orientierung leben wollten. Zugleich hätten aber Schwule, die unter ihrer Orientierung litten und diese verändern wollten, ein Recht auf therapeutische Begleitung.

Ursprünglich wollte die OJC beim Christival ein Seminar zum Thema „Homosexualität verstehen –
Chance zur Veränderung“ anbieten.

Das war jedoch vor allem von Seiten der Grünen heftig kritisiert worden. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Bundestag, Volker Beck (Berlin), hatte es als „Scharlatanerie“ bezeichnet. Schließlich war das Seminar aus dem Programm genommen worden. „Wir haben es nicht abgesetzt, weil wir unsere Meinung geändert haben, sondern um zur Deeskalation beizutragen“, erklärte Klenk vor Journalisten.

Die OJC habe sich das Thema Homosexualität nicht ausgesucht. 1979 hätten nach einem sexualethischen Seminar auf dem Kirchentag in Nürnberg zwei junge Männer die OJC um Unterstützung gebeten, von ihrer Orientierung loszukommen. „Wir hatten die Wahl, sie abzuweisen oder aber sie und ihre Hoffnungen und Wünsche nach Veränderung ernst zu nehmen“, so Klenk. Seitdem begleite die Kommunität Homosexuelle und arbeite dabei mit einem Netzwerk von niedergelassenen Therapeuten zusammen.

Homosexualität ist nicht angeboren

Die Leiterin des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft (DIJG) - einem Forschungszweig der OJC -, die Ärztin Christl Vonholdt, erklärte, es gehe der OJC nicht darum, Menschen zu bevormunden. Vielmehr wolle man sie ernst nehmen. Nicht nur Christen suchten die ergebnisoffene Begleitung der OJC, sondern auch Juden und vereinzelt auch Muslime. Homosexualität sei nicht angeboren. Es gebe mittlerweile Therapien, die nicht direkt bei der sexuellen Orientierung ansetzten, sondern „an biografischen Verletzungen und an in der Kindheit erlebtem Bildungsmangel“. Diese Therapien seien sehr wirksam, auch wenn nicht jeder von seinen homosexuellen Empfindungen loskomme.

Ideologischer Schlagabtausch geht an Betroffenen vorbei

Der Psychotherapeut Christian Spaemann (Braunau) forderte ein Ende „des ideologischen Schlagabtauschs“ um das Thema Homosexualität. Die Diskussion, die vor allem im Vorfeld des Christivals in den Medien geführt worden sei, gehe an den Betroffenen vorbei. Das Thema gehöre auch nicht in den Bundestag, sondern vor allem in die Wissenschaft. Die Freiheit, sich mit beobachtbaren Phänomenen wissenschaftlich zu beschäftigen, um subjektivem Leid von Personen durch Therapien begegnen zu können, müsse Vorrang haben „vor dem Ansinnen einzelner Interessenvertretungen“. Er halte es deshalb für ethisch berechtigt, therapeutisch mit denjenigen zu arbeiten, die sich eine Veränderung ihrer sexuellen Orientierung wünschten. Spaemann widersprach dem Vorwurf, eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Homosexualität und das Angebot entsprechender Therapien führten zu einer Diskriminierung Schwuler: „Das halte ich für eine verständliche Durchgangsphase im Rahmen berechtigter Emanzipationsansprüche Homosexueller.“

Ex-Schwuler: Über Risiken sprechen

Auch der Diplompsychologe Michael Gerlach (Heidelberg) kritisierte die ideologische Aufgeladenheit um das Thema Homosexualität. Es störe ihn, dass Homosexualität in der Öffentlichkeit keinesfalls kritisiert werden dürfe, sagte Gerlach, der selbst 15 Jahre homosexuell war. Von einer Demokratie erwarte er jedoch, dass auch über die „Risiken des schwulen Lebensstils“ diskutiert werden dürfe.


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