27. März 2008 in Chronik
Der tibetische Buddhismus des Dalai Lama hat auch eine andere Seite: Er unterdrückt Andersgläubige. Ein Bericht von Klaus-Peter Grasse.
Tibet (kath.net/idea)
Als das geistliche Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, der Dalai Lama, im Juli wieder in Deutschland weilte, hat er sich erneut stark für Frieden und Toleranz unter den Völkern eingesetzt. Kaum berichtet wurde darüber, dass er sich gleichzeitig entschieden gegen christliche Mission in Asien wandte.
Buddhistische Länder seien "kein Ort für Bekehrungen". Auch aus seiner Heimat Tibet habe er von missionarischen Bemühungen von Christen gehört, entrüstete sich der 73-jährige Religionsführer. Dabei gibt es unter den mehr als 2,5 Millionen Einwohnern des "Autonomen Gebiets Tibet", wie die Chinesen die von ihnen 1950/51 eroberte Himalaya-Region nennen, nur ganz kleine christliche Gruppen. Experten wie der Buchautor Martin Kamphuis (Herborn), der selbst mehrere Jahre praktizierender tibetischer Buddhist war, schätzen, dass die Untergrundkirche wenige hundert Mitglieder hat - das wären etwa 0,05%. Sie werden von ausländischen Fachkräften unterstützt, die als Entwicklungshelfer, Lehrer oder Ingenieure in Tibet arbeiten und in ihrer Freizeit christliche Literatur verbreiten.
Ein Liederbuch mit rund 180 christlichen Texte in tibetischer Sprache erweist sich als guter Werbeträger. Konvertiten werden großem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt; einige sollen enterbt worden sein. Dabei hat das Christentum in den Himalaja-Staaten eine lange Tradition. Seit dem 6. Jahrhundert dehnte sich der christliche Glaube von Syrien bis nach China und Tibet aus. Aus dem 8. Jahrhundert stammen auch tibetische Handschriften, die von "Gott Jesus, dem Messias, dem Richter zur Rechten Gottes" sprechen.
Christen gab es in Tibet vor dem tibetischen Buddhismus
Das war noch vor der Entwicklung des tibetischen Buddhismus, der eine Sonderform der vor 2500 Jahren von Siddharta Gautama in Indien begründeten buddhistischen Religion ist. Der tibetische Buddhismus entstand erst zwischen 800 und 1200 durch Vermischung buddhistischer Gedanken mit dem alten Dämonenglauben der Tibeter. Seither hat es das Christentum in Tibet schwer.
Seit 260 Jahren abgeriegelt
Ab 1745 riegelten die tibetischen Mönche ihr Land hermetisch von der Außenwelt ab. Der Journalist Peter Scholl-Latour: "Eine ,Insel der Seligen' ist diese isolierte Hochgebirgslandschaft nie gewesen. Der Lamaismus war dort in Zauberei, in einer Horrorwelt von Teufeln und Dämonen erstarrt. Die Masse der Bevölkerung lebte als feudalistische Untertanen, wenn nicht als Sklaven. Im Potala-Palast in Lhasa spielten sich mörderische Intrigen ab. Die meisten Vorgänger des heutigen Dalai Lama starben an Gift. Es handelte sich um eine religiös verbrämte Tyrannei." Auch der tibetische Buddhismus ist nicht so gewaltfrei, wie er oft dargestellt wird. Ehemalige Mitarbeiter des Dalai Lama bezeichnen die jährlichen Kalachakra-Rituale als Veranstaltungen zur Rekrutierung von "Shambhala-Kriegern" (buddhistische "Gotteskrieger"), die eine buddhistische Weltherrschaft vorbereiten sollen. Laut Kamphuis spielen Frauen eine untergeordnete Rolle. In der höchsten Meditationsform, Tantra, sei Sexualmagie ein wesentlicher Faktor: "Hierbei werden Frauen von dem Meditierenden sexuell für einen spirituellen Aufstieg gebraucht."
Von religiöser zu kommunistischer Tyrannei
Erst mit der Besetzung Tibets durch die kommunistische Volksrepublik China in den Jahren 1950/51 änderten sich die Verhältnisse ein wenig. Der Schweizer Religionswissenschaftler Prof. Peter Schmid (Zürich) beschreibt die vergangenen 50 Jahre so: "Bis die Heere Maos einmarschierten und die alten Strukturen aufbrachen, hielten die Lamas - die tibetischen Mönche - das ,Dach der Welt' in eisernem Griff. Das Jahr 1950 markiert den Übergang im Leiden der Tibeter von der religiös-totalitären Feudalherrschaft der Lamas zu einer harten kommunistischen Fremdherrschaft. Unter dem roten Regime dürfte sich allerdings der Freiraum der Tibeter, ihre Religion zu wählen und zu leben, vergrößert haben." Das sollte allen zu denken geben, die laut "Spiegel" "Tibet als Symbol des Guten betrachten, als letzten Hort der Spiritualität, wo Weisheit und Harmonie bewahrt werden" und von China Religionsfreiheit für Tibet fordern. Es wäre nach den Vorstellungen der Tibeter nur Freiheit für den Buddhismus, nicht aber auch für den christlichen Glauben.
KathTube: Tibet - wie soll die Welt reagieren?
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