19. November 2007 in Weltkirche
Bestsellerautor Manfred Lütz: "Menschen haben offensichtlich ein unvermeidliches Bedürfnis nach Orthodoxie und Inquisition - Die Inquisition ist die öffentliche Meinung, die über Sie herfällt, wenn Sie nur ein falsches Wort verwenden."
Wien (www.kath.net)
Der katholische Bestsellerautor Lütz hat in einem Interview mit der Presse begrüßt, dass in der Öffentlichkeit wieder mehr von Gott die Rede ist. Die Kirche sei sekundär, das sagt sie sogar selber. Heute werde sogar die Gottesfrage von außen wieder an die Kirchen herangetragen. Gregor Gysi, der Chef der deutschen Ex-Kommunisten, hat bei der Vorstellung meines Buches in Berlin gesagt, er sei Atheist, habe aber Angst vor einer gottlosen Gesellschaft, weil ihr die Solidarität abhandenkommen könnte. Die Linke sei für die Wertefrage auf Jahrzehnte diskreditiert, glaubwürdig seien hier nur die christlichen Kirchen., erinnert Lütz.
Für Lütz habe die Kirchen ein Sprachproblem, nämlich, dass man in einer ganz normalen Sprache über Gott redet. Wörtlich sagte er: Das klingt immer gleich so feierlich und pathetisch, dass man den Eindruck hat, da ist jemand gestorben. Dabei ist da doch jemand auferstanden. Mein Buch hat daher auch das Ziel, die Frage nach Gott allgemeinverständlich und unterhaltsam, aber ohne Fremdwortgeklingel zu beantworten.
Auf die Frage, ob es in Folge des religiösen Vakuums einen Art neuer europäischer Wertekanon, der oftmals in aggressivem Gegensatz zum christlichen Glaube stehe, gäbe, meinte Lütz halbironisch: Die Menschen haben offensichtlich ein unvermeidliches Bedürfnis nach Orthodoxie und Inquisition. Die political correctness ist die neue Orthodoxie, und die Inquisition ist die öffentliche Meinung, die über Sie herfällt, wenn Sie nur ein falsches Wort verwenden. Was wir brauchen, ist respektvoller existenzieller Dialog. Ein Christ, der nur Phrasen drischt, ist weniger überzeugend als ein Atheist, der echte Fragen hat.
Buchtipp: Manfred Lütz Gott, eine kleine Geschichte des Größten Seitenzahl
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