,Wir sind nicht besser als die anderen, aber unser Gott ist es!’

9. Oktober 2007 in Deutschland


Der Kongress "Freude am Glauben" macht Mut zum Bekenntnis. Ein Beitrag von Jürgen Liminski / Tagespost.


Fulda (www.kath.net / tagespost) Der unerwartete Höhepunkt kam ganz am Schluss. Bischof Clemens überbrachte kurz vor Ende des Pontifikalamtes im Dom zu Fulda „einen großen Korb voller Grüße und Wünsche des Heiligen Vaters und seinen besonderen Segen für die Teilnehmer des Kongresses“. Und als der Bischof noch die Bitte äußerte, den Korb nicht leer zurück nach Rom zu nehmen, sondern ihn voll der Gebetsversprechen wieder dem Papst zu bringen, da brandete als Antwort ein minutenlanger Applaus auf im Dom.

„Ich sehe, der Korb ist randvoll“, sagte Bischof Clemens und erteilte den Segen. Nach der Messe gingen er und die Bischöfe von Fulda, Franz Josef Algermissen, von Banja Luka in Bosnien-Herzegowina, Franjo Komarica, und ein langer Zug von Gläubigen in die Krypta des heiligen Bonifatius, Apostel der Deutschen, um dort für das Vaterland der deutschen Christen zu beten. Es war der natürliche Abschluss eines ebenso inhaltsreichen wie gelassen heiteren Kongresses über die „Kirche – Heimat des Glaubens“.

In den zwei Tagen von Freitag bis Sonntag erlebten mehr als 1.500 ständige Teilnehmer das Motto der Kongresse seit 2001, das Bischof Clemens in die Worte kleidete: „Glaubensfreude durch Glaubensstärke und Glaubensstärke durch Glaubensbildung“. Zahlreiche Vorträge über Kunst als Verkündigung oder den Streit um Pius XII. oder die Familie als Hauskirche und Stätte der Weitergabe des Glaubens oder auch das Leiden als Quelle des Heils oder auch die Angriffe der Politik gegen die Weiblichkeit und Mütterlichkeit reihten sich wie Perlen an einer Kette zu einem Programm des Christenmenschen von heute.

Hinzu kam, dass Persönlichkeiten wie die Bischöfe Algermissen (Fulda), Hofmann (Würzburg), Mixa (Augsburg), Komarica (Banja Luka) und auch Kardinal Meisner diesen Perlen einen Glanz verliehen, der den Kongress zu einem Glaubensfest machte.

Algermissen rief in seiner Predigt während der Pontifikalmesse zum Auftakt die Gläubigen auf, sich nicht als Friedensstörer zu empfinden, wenn sie Wahrheiten verbreiten, sondern als Störenfriede in einer Gesellschaft der Beliebigkeit und der Zerstörung aller Wahrheiten. Das machte Mut.

Hofmann erläuterte in wenigen Sätzen und in einem kurzen Abriss der Geschichte, dass Europa ohne christliche Kunst schlicht nicht denkbar sei und machte damit deutlich, dass die heutige Kunst weit entfernt ist von Maß und Zahl, von Symmetrik und Symbolik, die das Ganze, das Große und Heilige, kurz die Schöpfungswirklichkeit widerspiegelt.

Mixa schockierte manch braven Bürger mit der Aussage, die ihm ein Imam jüngst in der Gewissheit demographischer Entwicklungen entgegengeschleudert habe: „Vor Wien habt ihr 1689 noch gewonnen, heute werden wir Euch mit unseren Penissen besiegen“.

Kardinal Meisner erinnerte an die „Hoheit der Wahrheit“, die in der veröffentlichten Meinung heute kaum noch eine Rolle spielt, und daran, dass die Freude am Glauben, der „Jubel über die Wahrheit in uns“ viel mit dem Leiden für Christus zu tun habe. „Wir sind nicht besser als die anderen, aber unser Gott ist es!“ rief er den begeisterten Zuhörern zu.

Klare Worte. Wie ein roter Faden durchzog die Klarheit der vielen Aussagen das Gewebe des Kongresses. Auch in den diversen Podiumsgesprächen wurde immer wieder Klartext gesprochen. Beim Thema Pius XII. brachte es Professor Hummel mit einem Zitat eines an der Verleumdungskampagne gegen den Papst beteiligten Wissenschaftlers so zum Ausdruck: „Man entgeht dem Tribunal am besten dadurch, dass man es selber ist.“

Das gilt für viele Politiker heute, die sich zu einem Tribunal erheben, obwohl sie weder die Faktenlage noch die Zusammenhänge einer Affäre kennen. So zog am Tag der Eröffnung des Kongresses, der Schirmherr und hessische Wirtschaftsminister Alois Riehl seine Schirmherrschaft zurück, weil auf diesem Kongress auch Eva Herman auftrat.

Aber das Grußwort seines Chefs, Ministerpräsident Roland Koch, blieb bestehen und prangte wie die Grußworte von Kardinal Lehmann und anderen Persönlichkeiten auf einer Plakatwand am Eingang des Kongresses. Klartext dann bei den Jugendlichen, wo neben vielen geistlichen Angeboten diesmal auch ein politisches Podium stattfand.

Ein Sprecher der Generation Benedikt, von seinen Freunden Momo gerufen, moderierte ein spannendes Gespräch über Politik und Medien, das in die Frage mündete, ob nicht viele Politiker und auch Bischöfe feige seien. Die Antworten der Teilnehmer waren erhellend.

Der Jugendseelsorger der Erzdiözese Köln hatte es noch einfach. Er konnte unter Applaus der mehr als hundert jugendlichen Teilnehmer sagen: „Ich komme aus einer Diözese, deren Bischof sicher nicht feige ist.“ Markus Reder, Chefredakteur dieser Zeitung brachte es auf die bündige Formel: „Die Feigheitsfrage richtet sich nicht nur an Bischöfe oder Politiker, die in Verantwortung stehen, sondern auch an jeden von uns: Bin ich feige? So muss es heißen.“

Auch in einem hochrangig besetzten Podium unter dem Titel „Aus Feinden Freunde machen“ wurde nicht um den heißen Brei herumgeredet. Der polnische Botschafter Marek Prawda erklärte die Unstimmigkeiten zwischen Polen und Deutschen mit der „Ungleichzeitigkeit“ der Aufarbeitung der Vergangenheit, der israelische Gesandte Ilan Mor, derzeit Chef der israelischen Botschaft in Berlin, verwies auf die Wucht der religiösen Gegensätze in seiner Region und dass man die Juden expressis verbis vertreiben wolle.

„Wir aber wollen bleiben und wir werden auch bleiben.“ Bischof Komarica unterstrich, dass trotz der Leiden und des Unrechts, an dem die Mächtigen dieser Welt in Washington und Moskau und in den Vereinten Nationen ein gerüttelt Maß Anteil haben, nur der Glauben die Versöhnung bringen könne. Der Europa-Abgeordnete Bernd Posselt zog historische Linien und wies auf die Chancen hin, die Europäische Union als friedensstiftende Kraft wahrzunehmen, trotz aller Mängel.

Dieser Kongress war politischer als seine Vorgänger – und dennoch auch voll geistlicher Kraft. Er zeigte damit, wie sehr Glauben und Alltag zusammenhängen, wie sehr Politik und geistiges Leben zusammengehören.

Augustinus hat das einmal so gesagt: „Wir sind das Zeitalter“. Ein Wort, das auch heute gilt. Der Kongress „Freude am Glauben“ 2007 machte klar, dass der Rückzug in die katholische Nische eine Sackgasse wäre und dass dieses Wort heute vielleicht sogar dringender und lauter gesagt werden muss als in den Jahrzehnten zuvor.

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