Studie: Psychiater glauben kaum an Gott

8. Oktober 2007 in Aktuelles


Das historisch belastete Verhältnis von Psychiatrie und Religion wirkt bis heute nach


Wien (www.kath.net) Psychiater sind im Vergleich zu Kollegen in anderen medizinischen Sparten am wenigsten religiös. Das ist das Ergebnis einer im Fachjournal „Psychiatric Services“ veröffentlichten Studie (2007, 58: 1193-1198), von dem das österreichische IMABE-Institut in seinem jüngsten Newsletter berichtet.

In der Studie wurden rund 2000 US-Ärzte nach ihrem Verhältnis zur Religion befragt. Die historische Verbindung der Psychiatrie zur Psychoanalyse und die anti-religiösen Ansichten der frühen Analytiker wie Sigmund Freud scheinen bis heute nachzuwirken, vermutet Studienautor Farr Curlin von der Universität Chicago.

Unter den Psychiatern gaben 17 Prozent keine Konfession an, während es in der Gesamtgruppe aller Ärzte 10 Prozent waren. Protestanten (27 vs. 39 Prozent) und Katholiken (10 vs. 22 Prozent) scheint es am wenigsten zur Psychiatrie zu ziehen. Etwa ein Drittel der Psychiater (33 vs. 19 Prozent bei den anderen Fachgruppen) bezeichnete sich als „spirituell“, aber nicht besonders religiös.

Curlin erforschte auch das Überweisungsverhalten der Ärzte. In einer Vignette wurden die Nicht-Psychiater unter den Medizinern gefragt, was sie denn einem Patienten raten würden, der zwei Monate nach dem Tod seiner Frau an tiefen Trauergefühlen leide. Mehr als die Hälfte der US-Ärzte (56 Prozent) würde einen solchen Patienten zum Psychiater überweisen.

Unter den religiös praktizierenden Ärzten gab es hingegen wesentlich mehr Mediziner, die stattdessen auch Seelsorger oder geistliche Begleiter mit einbeziehen würden. Dem Thema „Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie“ widmet sich demnächst ein interdisziplinärer wissenschaftlicher Kongress in Graz, der von 11. bis 13. Oktober 2007 stattfindet. Infos unter www.rpp2007.org.


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