Eva Herman: 'Der Glaube ist für mich das A und O'

28. September 2007 in Interview


Eva Herman spricht im KATH.NET-Interview über die Medienkampagne gegen sie und kündigt juristische Maßnahmen an: "Eine einzige Journalistin hat einen Halbsatz vollkommen verfälscht aufgeschrieben"


Wien (www.kath.net) „Diejenigen, die sich freuten, weil sie glaubten, mich erledigt zu haben, muss ich leider enttäuschen.“ Das sagt die deutsche Journalistin und Fernsehmoderatorin Eva Herman.

Im KATH.NET-Interview erzählt sie, wie die Medienkampagne gegen sie geführt wurde und welche Zukunftspläne sie jetzt hat. Das Gespräch führte Petra Knapp-Biermeier.

KATH.NET: Frau Herman, worum geht es in Ihrem neuen Buch „Das Prinzip Arche Noah“?

Eva Herman: Der Untertitel heißt: Warum wir die Familie retten müssen. Es geht darin um Tugenden wie Achtsamkeit, Rücksichtnahme und Nächstenliebe und vieles mehr, was unsere Gesellschaft zusammen hält, was jedoch in unserer Zeit vielfach verloren gegangen ist. Zahlreiche Missstände, mit denen wir derzeit zu kämpfen haben, werden genauer dargestellt und untersucht, etwa die Aussichtslosigkeit für viele Menschen, familienfreundlich behandelt zu werden.

Familienfreundlich, damit meine ich, dass eine Mutter auch die Möglichkeit hat, sich nicht nur in den ersten Jahren, sondern auch länger um ihre Kinder persönlich zu kümmern. In Wirklichkeit gibt es jedoch einen enormen Druck, der allein darin besteht, Frauen in die Erwerbstätigkeit zu treiben, ohne ihnen eine Wahlfreiheit oder Alternative anzubieten, nämlich dass sie stattdessen zuhause bleiben können und natürlich auch gesellschaftliche Anerkennung und finanzielle Entlastung bzw. Zuwendungen dafür bekommen.

Das wird leider bei uns nur einseitig finanziert, und darüber diskutieren wir schon seit über einem Jahr, nämlich über die Krippenplätze. Aber man weiß, dass ein Krippenplatz mindestens 1000 Euro im Monat kostet! Gerechtigkeit wäre, wenn man den Müttern dieses Geld zur Verfügung stellen würde, dann nämlich könnte sich jede Frau entscheiden, was sie möchte. Aber das habe ich auch schon im Buch „Das Eva-Prinzip“ angesprochen.

Es gibt in dem Buch auch eine Bestandsaufnahme unserer Kinder und Jugendlichen. Der Zustand, in dem sich viele von ihnen befinden, ist besorgniserregend. Es gibt zahlreiche Jugendstudien – u.a. die Shell-Studie oder die Rheingold-Studie –, die ich auch in das Buch eingearbeitet habe. Ihr Ergebnis lautet, dass Kinder und Jugendliche Zukunftsängste haben wie nie zuvor: Versagensängste beispielsweise oder „Hartz-IV“-Ängste.

Sie wünschen sich mehr Zeit mit ihren Eltern, mehr Ehrlichkeit, mehr Wahrheit. Auch mit der Aufklärung durch die Medien sind sie nicht zufrieden, sie fühlen sich nicht ehrlich informiert.

Im Buch betrachte ich außerdem, wie unser Bildungssystem funktioniert. Im internationalen Vergleich kann es kaum standhalten, was der soeben veröffentlichte OECD-Bericht wieder bestätigt: Wir sind Schlusslicht, was die Bildung betrifft.

Und wir sind auch Schlusslicht, was die Familienfreundlichkeit angeht: Von 78 weltweit untersuchten Ländern steht Deutschland auf Platz 77.

KATH.NET: Meinen Sie, dass die Kirche auf diesem Gebiet mehr tun könnte? Was erwarten Sie sich?

Eva Herman: Es wäre wünschenswert, dass von Seiten der Kirche, der Christen viel deutlicher betont würde, wie entscheidend der Zusammenhalt der Menschen untereinander ist, wie überlebenswichtig unsere menschlichen Grundwerte sind. Es ist sehr wichtig ist, dass diese gesellschaftliche Diskussion durchaus auch in Zusammenhang gebracht werden muss mit christlichen Werten, zumal ja darüber immer weniger diskutiert wird.

Wenn in der EU-Verfassung der Gottesbezug gestrichen wird, dann sind wir schon an einem ziemlich kritischen Punkt. Darüber ist meiner Meinung nach viel zu wenig diskutiert worden.

KATH.NET: Haben Sie persönlich einen Bezug zur Kirche? Wie wichtig ist Ihnen der Glaube?

Eva Herman: Der Glaube ist für mich das A und O. Ich würde solche Bücher nicht schreiben, wenn ich nicht fest davon überzeugt wäre, dass es richtig ist. Diese Überzeugung kann ich nur aus dem Glauben schöpfen, sonst könnte ich es wohl nicht durchhalten.

Wenn ich heute über den schöpfungsgewollten Auftrag von Mann und Frau spreche, dann werde ich öffentlich gesteinigt. Aber ich weiß: Ich tue nichts anderes, als das zu beschreiben, was Gott uns gegeben hat.

Es ist ja so modern zu sagen: Ich suche Gott, ich gehe auf den Jakobsweg, ich tue etwas ganz Esoterisches, um Gott zu finden. Aber er ist doch jeden Tag um uns – die ganze Schöpfung, jeder Stern, jeder Baum, jede Pflanze strahlen es aus, jeder Mensch, der einem gegenüber steht, geht aus seinen Gesetzen hervor.

Und selbst, wenn man sein eigenes Herz pochen hört, dann spürt man Gott. Er ist überall, und wir müssen das, was er uns gegeben hat, viel besser hüten und schätzen lernen, aber uns auch bewusst machen, dass wir mitten in seiner Schöpfung stehen. Er gibt uns das alles – leiht es uns natürlich! – und wir verwalten es im Moment mehr als schlecht, nicht nur die Umwelt, sondern auch die Menschen.

KATH.NET: Sie haben gemeint, sie würden „gesteinigt“ für ihre Thesen. Was steckt Ihrer Meinung nach wirklich hinter den jüngsten massiven Vorwürfen, Sie würden die Nazi-Politik gutheißen?

Eva Herman: Ich konnte fast zwei Wochen lang auf diese Vorwürfe nicht reagieren, weil ich kein Beweismaterial hatte. Es ging ja um die Pressekonferenz meines Buches, wo 30 Pressevertreter anwesend waren. Keiner von ihnen hat während der Pressekonferenz registriert oder gar angemahnt, dass ich mich missverständlich ausgedrückt hätte, außer einer einzigen Journalistin.

Sie hat einen Halbsatz vollkommen verfälscht aufgeschrieben und aus dem Zusammenhang gerissen. Sie meinte, dass ich mich lobend über die Nazi-Politik geäußert hätte.

Ich wusste natürlich, dass ich das nicht getan hatte, und das wussten auch alle, die anwesend waren. Es hat bei der Pressekonferenz nicht einmal jemand gezuckt – wie auch?

Am nächsten Tag schrieb diese Journalistin dann den halben Falschsatz, worauf die Online-Medien darauf aufsprangen und Stunden später eine Nazi-Keule über mir geschwungen wurde, wie ich mir das in meinen kühnsten Alpträumen nicht hätte vorstellen können.

Wie schnell darauf gesprungen wurde und wie schnell auch von Seiten meines Senders reagiert wurde – ohne eine angemessene Anhörung! Ich habe versucht klarzumachen, dass es ein furchtbares Missverständnis ist. Das hat niemanden interessiert. Es hat auch niemanden in der Presse interessiert.

Selbst mein Verleger hatte sich sofort eingeschaltet und auf seiner Website den wahren Sachverhalt veröffentlicht. Wir haben nun zum Glück das Originalmaterial bekommen, das jetzt auf meiner Homepage steht.

Es laufen juristische Maßnahmen gegen einige Zeitungen. Ich werde dagegen vorgehen. Aber diese heftigen Reaktionen haben mir gezeigt, dass nicht dieses vermeintliche Vergehen der Grund gewesen sein muss, sondern die Thesen, die ich schon seit einiger Zeit vertrete – nämlich für Liebe, für Grundwerte, für den Glauben. Ich setze mich ja auch öffentlich für den Glauben ein, was mir immer wieder Diskreditierungen gebracht hat.

KATH.NET: Es scheint, als wäre dieser Halbsatz als willkommener Vorwand benutzt worden ...

Eva Herman: Anscheinend ja. Ich hatte schon auf der Funkausstellung in Berlin Anfang September auf Einladung der deutschen Bischofskonferenz gemeint, ich würde mir wünschen, dass auch mehr Bischöfe – beispielsweise im Fernsehen – für die Rolle der Männer der Frauen einstehen sollten. Das hat mir eine öffentliche Rüge meines Arbeitsgebers eingebracht!

Das zeigt ganz deutlich: Dieses Denken scheint nicht mehr in die heutige Zeit zu passen. Neben Leistungsdruck, Gewinnmaximierung und Erwerbstätigkeit um jeden Preis scheint nichts anderes mehr bestehen zu können.

KATH.NET: Dieses Denken und die brutalen Konsequenzen daraus scheinen ja Methode zu haben. Derzeit steht in Deutschland eine weitere prominente Persönlichkeit in der Medienkritik: Kardinal Joachim Meisner, weil er in einer Rede das Wort „entartet“ verwendet hat. Was sagen Sie dazu?

Eva Herman: Die Reaktion überrascht mich nach meinen eigenen jüngsten Erfahrungen kaum noch. Doch was machen wir jetzt mit dem schönen Rilke Gedicht aus seinem spanischen Ronda vom Januar 1913, in dem dieses Wort enthalten ist?

KATH.NET: Einige Kommentatoren sprechen bereits von „hysterischen“ Abwehrreflexen gegenüber dem Nationalsozialismus – 60 Jahre nach Kriegsende. Einer meinte, nur bei Vertretern von Wahrheit(en), von Werten werde jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Die medialen Reaktionen wären wohl ganz anders ausgefallen, wenn Alice Schwarzer oder ein Politiker aus dem linken Spektrum sich in irgendeiner Form missverständlich ausgedrückt hätte… Was meinen Sie?

Eva Herman: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in absehbarer Zeit die Wahrheit erkennen werden müssen, weil die Missstände unerträglich werden. Das zeichnet sich bereits deutlich ab, für jeden eigentlich bereits wahrnehmbar! Es wundert mich stets, dass man mit dem Holzhammer draufhauen muss, damit sich bei einigen die Augen öffnen.

Ich vermute, dass die Menschen eines Tages erschüttert zurückschauen werden, weil sie erkennen müssen, welchen falschen Weg sie eingeschlagen hatten. Diejenigen, die heute warnen – weil sie es absehen können, wozu gar nicht viel gehört, außer sich ein von einigen Eitelkeiten zu lösen – diejenigen also, die es heute schon thematisieren, die werden öffentlich gebrandmarkt und – wie in meinem Fall – mit Berufsverbot belegt, keine unbekannte Methode.

KATH.NET: Werden Sie noch weitere Bücher schreiben?

Eva Herman: Davon ist auszugehen. Ich habe jetzt noch mehr Zeit. Diejenigen, die sich freuten, weil sie glaubten, mich erledigt zu haben, muss ich leider enttäuschen. Die Diskussion wird weitergehen. Und das ist wichtig. Sehen Sie sich um in den Internetforen. Das Thema bewegt viele, und viel mehr Menschen machen sich ernsthaft Gedanken um unser Fortkommen.

Es wäre günstig für die Politiker und auch für manche Medienvertreter, die Meinung der Menschen, die sich nicht öffentlich äußern können, ernst zu nehmen. Das Internet allerdings ist das Medium der Bürger, ein Blick hierein würde so manches Wahlprogramm günstig beeinflussen können.

KATH.NET: Könnten Sie sich vorstellen, in die Politik zu gehen?

Eva Herman: Nein, auf gar keinen Fall. Wenn ich mir ansehe, wie gebunden die Politiker sind, wie viele Maulkörbe sie haben, weil sie nur eine Seite – die parteipolitische – vertreten dürfen, dann graust es mich. Auf meine Weise kann ich langfristig mehr erreichen.

KATH.NET: Danke für das Gespräch!

Mediendarstellung von Herman (MP3 und PDF!)

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Buchtipp: Das Eva-Prinzip


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