Eine Pfarre probt den Aufstand

23. September 2007 in Österreich


Diözese Linz: Pfarrer und Pfarrgemeinderäte von Steyr-Tabor beschimpfen Papst Benedikt, werfen dem Vatikan "Zölibat-Besessenheit" vor und wettern gegen Summorum Pontificum - Bischof Ludwig Schwarz geht auf Distanz zur Pfarre.


Linz (www.kath.net)
Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz hat in einem Antwortschreiben der Pfarrei Steyr-Tabor, die via österreichische Medien eine Zölibats-Diskussion anzetteln wollte, eine klare Absage erteilt. In dem Brief, der vom Generalvikar übermittelt wurde, heißt es wörtlich: „Die Frage des Verzichts auf die zölibatäre Lebensform für die Priester, wie sie vom Steyrer Pfarrgemeinderat in den Vordergrund gestellt wird, ist ein viel besprochener Vorschlag, der von Bischöfen unter anderem auch in die Beratungen der letzten Synode in Rom eingebracht wurde. Er wurde dort von der katholischen Weltkirche aber nicht als entscheidender Lösungsansatz aufgegriffen."

Alcantara Gracias, der Pfarrer der Steyrer Pfarre, und sein Pfarrgemeinderat haben in dem an einige Bischöfe übermittelten Brief dem Vatikan „Zölibat-Besessenheit“ vorgeworfen und behaupten, dass die Bischöfe das „fundamentale Recht auf sonntägliche Eucharistiefeier“ verletzen. Wörtlich heißt es: „Wir sind der Meinung, dass das größte Defizit ist, dass Bischöfe, anstatt die Berufung als Nachfolger der Apostel wahrzunehmen, bevorzugen – aus welchem Grund auch immer – als treue Beamte der Vatikanischen Kurie zu dienen und als Kurienbefehlsempfänger aufzutreten!“ Dem Vatikan wird „Zölibat-Besessenheit“ vorgeworfen.

Die Pfarrei der Diözese Linz hat sich offensichtlich schon seit längerem von der Kirchenleitung in Rom entfernt. Nicht nur im letzten Pfarrbrief wird Papst Benedikt XVI. verunglimpft und als ein „auf dem konservativen Flügel katholischer Zeitgenossen Angesiedelter“ bezeichnet. Ratzinger sei ein Mann, „der vom kirchlichen Aufbruchsgeist der 1968er-Jahre gekränkt wurde“.

Zum Schreiben Summorum Pontificum meint der Pfarrer von Steyr-Tabor wörtlich: „Papst Benedikt XVI. kommt durch sein am 8. Juli veröffentlichtes „Motu Proprio“ („aus eigenem Antrieb“) nun der kleinen, ebenso lautstarken wie erzkonservativen Minderheit der Fans der lateinischen Messe entgegen.“ Dann wird in dem Pfarrbrief sogar behauptet, dass sich Papst Benedikt mit dem Schreiben in Gegensatz zu früheren Päpsten setze. „Dieser Papst, der getreu seinem Auftrag ein „Pontifex“, ein „Brückenbauer“ sein soll, erweist sich mit seiner Mess-Anordnung als ein ressentimentgeladener Konservativer. Eine Brücke baut er zu dem kleinen, aber lautstarken Häuflein katholischer Traditionalisten, die im Protest gegen die Messe in der Volkssprache ab 1970 zu reaktionären Kirchenspaltern geworden sind. Während der Papst etwa den wiederverheirateten Geschiedenen hartnäckig die Kommunion verweigert, kommt Ratzinger den Traditionalisten entgegen.“

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