in Weltkirche
Christen im Norden Nigerias werden Opfer der Scharia, obwohl dieses islamische Rechtssystem eigentlich nur für Muslime gelten soll.
Nigeria (kath.net/KiN)
Das sagte der katholische Bischof der im Südosten Nigerias gelegenen Diözese Okigwe, Anthony Ekezia Ilonu, beim Besuch der deutschen Sektion des Hilfswerks "Kirche in Not/Ostpriesterhilfe" in München. "Sie verhaften viele Christen, und bevor sie sagen können, dass sie Christen sind, haben sie schon eine Hand verloren oder ein Ohr oder ein Auge", berichtete Ilonu nach Angaben von "Kirche in Not".
Bei einer Tagung im Norden Nigerias, so Ilonu weiter, hätten die katholischen Bischöfe mit muslimischen religiösen Führern gesprochen. Diese hätten jede Verantwortung für die Einführung der Scharia in neun nordnigerianischen Bundesstaaten abgelehnt. Die Einführung werde nur von islamischen Fundamentalisten gefordert. Politiker nutzten das aus, um Hilfen vom Gesamtstaat zu erpressen. Er wisse aber nicht, ob diese Behauptung die Wahrheit oder ein Täuschungsversuch sei, sagte Ilonu den Angaben zufolge.
Um den Katholiken im Norden zu helfen, hätten Bistümer im überwiegend christlichen Süden jetzt Patenschaften für nördliche Bistümer begonnen. Je eine Diözese helfe einer anderen finanziell und personell. Die meisten Nigerianer wünschten sich eine "Souveränitätskonferenz", die Nigeria in eine "Konföderation" umwandeln solle. Die Regierung wolle aber nur eine "Nationalkonferenz" zugestehen, die keine Möglichkeit habe, die Verfassung zu ändern. "Die Menschen wollen nicht, dass Nigeria auseinander fällt", sagte Ilonu, "aber sie wollen Autonomie in jedem Bundesstaat."
In Nigeria leben etwa je zur Hälfte Christen und Muslime, dazu sechs bis zehn Prozent Anhänger von Naturreligionen. Ein Viertel der Christen Nigerias bekennt sich zur katholischen Kirche, die übrigen Christen gehören einer von einigen hundert protestantischen Gemeinschaften an. Die Verfassung von 1999 verbietet die Festlegung einer Staatsreligion. Obwohl mit Olusegun Obasanjo ein Christ zum Präsidenten gewählt wurde, genießt der Islam aber nach Angaben von "Kirche in Not" eine bevorzugte Stellung im Staat. Seit Einführung der Scharia in einigen nördlichen Bundesstaaten ziehen viele Christen in den Süden Nigerias. Die Scharia fordert unter anderem eine strikte Trennung nach Geschlechtern in öffentlichen Verkehrsmitteln, Hotels und Restaurants, die Vergabe öffentlicher Aufträge ausschließlich an Muslime und die Abwicklung von Bankgeschäften nach islamischen Grundsätzen.
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