24. April 2007 in Aktuelles
Die deutsche Literaturkritikern Iris Radisch betrachtet ihr Lebensmodell nur bedingt als tauglich und plädiert in ihrem Buch "Die Schule der Frauen" für eine Elternzeit von Vätern und Müttern.
Baden (www.kath.net / SSF/im) Ich habe nach den zehn Jahren, in denen ich den Spagat zwischen Familie und Beruf gemacht habe, gemerkt, dass ich zu wenig Zeit mit meiner Familie verbringe. Das stellte die Literaturkritikerin Iris Radisch in einem Interview mit der Aargauer Zeitung illusionslos fest.
Dabei waren die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Fall von Radisch gar nicht schlecht: Es gibt zwar hervorragende Betreuungsangebote, wir hatten wunderbare Tagesmütter und meine Töchter gehen auch in gute Krippen, erklärte sie.
Aber eine gute Kinderbetreuung allein kann nicht die Lösung sein. Die Kinder wollen auch die Familie um sich haben. Sie habe realisiert, dass die Zeit, die ich nicht mit den Kindern verbringen konnte, nie wieder zurückkommt. Und ihr ernüchterndes Fazit lautet: Meine Kinder haben einen hohen Preis bezahlt für meinen Spagat.
Im Gegensatz zu den geläufigen Vorschlägen verlangt die deutsche Karrierefrau nicht nach mehr Teilzeitstellen für Mütter. Zwar könne sie sich im Moment Teilzeitarbeit leisten, aber wenn ich mit einer Teilzeitstelle ins Berufsleben eingestiegen wäre, hätte ich beruflich nicht so viel Erfolg gehabt.
Eine gute Ausbildung könne man nicht wie ein Stück Gemüse ins Tiefkühlfach legen und später wieder auftauen. Und vom Vereinbarkeitsmythos, der besagt, dass die Frau Karriere macht und daneben eine Familie hat, hält sie nichts. Ein Grund dafür: Die Doppelbelastung ist Ursache vieler Paarprobleme und von Scheidungen.
Ihr Vorstellung einer echten Lebensqualität als Familie lautet dagegen: Wir können uns Zeit leisten. Ihr Rezept lautet: Wir müssen einen nächsten Schritt machen, wir müssen Lebensbedingungen schaffen, die es uns ermöglichen, mehr Kinder zu haben. Denn wir Frauen, wir wünschen uns ja mehr Kinder. Es muss aber möglich sein, dass wir Kinder haben, ohne dass die Frau dabei einen zivilisatorischen Rückschritt machen muss und in die klassische Rollenteilung zurückfällt.
Damit die Bedingungen entstehen, die es ermöglichen, mehr als 1,3 Kinder zu bekommen, plädiert sie für die Familienzeit. Gerade weil auch die Bindung der Väter zu den Kindern wichtig sei, müssten jetzt die Männer einen Schritt tun, ist Radisch überzeugt. Auch sie sollten vermehrt menschliche Aufgaben in der Familie übernehmen.
Die gemeinsame Familienzeit könnte so gestaltet werden, dass beide Eltern über einige Jahre eine Zweidrittel-Stelle annehmen. Das hiesse dann, dass beide Elternteile beispielsweise zwei Nachmittage haben, an denen sie jeweils früher nach Hause gehen können und Zeit für die Kinder haben. Hilfreich dazu wäre zum Beispiel das Holländer Modell der Lebensarbeitszeit, so Radisch.
Foto: DAK
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