Schönborn: 'Abtreibung für gläubige Menschen niemals akzeptabel'

9. Februar 2007 in Österreich


Wiener Kardinal nimmt erneut zur Abtreibung in Lugner-City Stellung und verteidigt das Demonstrationsrecht gegen Abtreibungskliniken: Boykottieren von Geschäften legitim – Indirekte Kritik an der "Aktion Leben" - Klage gegen Lugner eingebracht


Wien (kath.net/PEW)
Kardinal Christoph Schönborn hat in der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ erneut zur Abtreibung in der Lugner-City Stellung genommen und vor einer Banalisierung der Abtreibung und einer wachsenden Aushöhlung des Rechtes auf Leben gewarnt. Angesichts der Debatten um das neue Abtreibungszentrum in der Wiener "Lugner City" schreibt Schönborn in einem Beitrag, man müsse kein besonders religiöser Mensch sein, um zu erkennen, dass sich hier "eine fatale Vision unserer Konsumwelt auftut, die uns nicht gleichgültig lassen kann": "Einkaufen und Abtreibung, alles unter einem Dach!" Damit werde das Leben "auf eine gefährliche und unvorstellbare Weise banalisiert".

Die derzeitige Diskussion rückt nach den Worten des Wiener Erzbischofs ein "Problem ins Rampenlicht, vor dem wir uns im Alltag gerne drücken": Vorsichtige Schätzungen gingen davon aus, dass in Österreich jährlich zwischen 40.000 und 60.000 Kinder im Mutterleib getötet werden. Auch wenn in Österreich Abtreibung unter gewissen Bedingungen straffrei sei, "kann dies niemals für gläubige Menschen akzeptabel sein", unterstrich Schönborn: "Der Mensch ist Mensch von Anfang an. Mit der Verschmelzung von Samen- und Eizelle entsteht neues Leben, das Gott gewollt hat und das unserer besonderen Liebe und Fürsorge anvertraut ist." Deswegen sei Abtreibung immer auch Tötung eines Menschen; Kardinal Franz König habe sie als eine "klaffende Wunde" der Gesellschaft bezeichnet.

Erzbischof Schönborn wandte sich in diesem Zusammenhang auch gegen eine hochspezialisierte pränatale Diagnostik, die "wertes" von "unwertem" Leben aussortiere. Der Kardinal übte dabei erneut scharfe Kritik an dem umstrittenen OGH-Urteil, in dem ein behindert geborenes Kind zum "Schadensfall" erklärt und der behandelnde Arzt dafür belangt wurde.

Frauen, die unter persönlichem Verzicht ein Kind zur Welt bringen, sind in den Augen des Kardinals "die eigentlichen Heldinnen". Ihnen gelte es beizustehen, sie gelte es zu unterstützen. Ausdrücklich nicht vergessen werden sollten aber auch jene Frauen, die bereits eine Abtreibung durchgeführt haben und daran auch besonders leiden. Schönborn: "Gottes Tür ist niemals zu. ... Ein Neuanfang ist immer möglich, denn Gottes Barmherzigkeit ist immer größer als selbst unsere größte Schuld."

Der Wiener Erzbischof brach auch eine Lanze für das Demonstrationsrecht gegen Abtreibungskliniken. Auch wenn das Demonstrieren und Boykottieren von Geschäften nicht jedermanns Sache sei, "so sind es sofern die Grenzen des Gesetzes und des Respekts eingehalten werden doch legitime Mittel der Meinungsäußerung in einer Demokratie". Damit kritisiert Schönborn auch indirekt die österreichische „Aktion Leben“, die von den Aktivitäten der Pro-Life-Bewegung wenig hält.

Was das Abtreibungszentrum in der "Lugner City" betrifft, hielt Schönborn erneut fest, er habe schon vor einiger Zeit Baumeister Richard Lugner "ins Gewissen geredet", dass die "Tötung eines ungeborenen Kindes keinesfalls in das Sortiment eines Einkaufszentrums gehört". Auch wenn Lugner beteuere, keinen Einfluss auf die Schließung des jetzt eingemieteten sexualmedizinischen Zentrums, das die Abtreibungen durchführt, nehmen zu können, stelle sich für ihn die Gewissensfrage, schrieb Schönborn.

Nachdem Richard Lugner der am Mittwoch von der Goldenes Kreuz Privatklinik erhobenen Forderung, seine Äußerungen, auch im Goldenen Kreuz würden Abtreibungen vorgenommen werden, schriftlich und öffentlich zurück zu nehmen, nicht nachgekommen ist, sieht sich die Leitung der Klinik gezwungen, wie angekündigt eine Klage gegen Richard Lugner wegen Kredit- und Rufschädigung einzubringen. "Wir bedauern, dass Herr Lugner seine unwahre Äußerung nicht zurück nimmt", so der Ärztliche Leiter der Goldenes Kreuz Privatklinik, Univ.Doz. Dr. Hans Jantsch, "da seine Aussage jedoch unseren guten Ruf als Geburtsklinik massiv schädigt, müssen wir diesen Weg wählen."

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