Brasilien: Anhänger von Lefebvre kehren zur Katholischen Kirche zurück

in Weltkirche


Am heutigen 18. Januar wird der Streit um das Schisma der katholischen Kirche auf dem lateinamerikanischen Kontinent beigelegt.


Rio de Janeiro (kath.net/Fides)
Die brasilianischen Sympathisanten des 1991 verstorbenen französischen Erzbischofs Marcel Lefebvre werden nach 20jähriger Trennung zur katholischen Kirche zurückkehren. Die unter dem Namen „Traditionalisten" entstandene Gruppe besteht aus Bischof Licínio Rangel, 26 Priestern und zahlreichen Laiengläubigen. Die Mitglieder der Gruppe, von denen ein Großteil im Bundesstaat Rio de Janeiro in der Region Campos dos Goytacazes lebt kehren nun zur vollen Gemeinschaft mit der Apostolischen Katholischen Römischen Kirche zurück. Dieser Entscheidung wirkte jedoch der Verantwortlichen der Brüderschaft vom hl. Pius X., Msgr. Bernard Fellay, mit Entschiedenheit entgegen: er kam sogar nach Brasilien, um die Mitglieder der Gruppe dazu zu bewegen, sich nicht mit Rom zu versöhnen.

Während einer offizielle Zeremonie, die heute um 18.00 in der Kathedrale von São Salvador a Compos stattfinden wird, wird das Aufnahmeschreiben von Papst Johannes Paul II. und das Glaubensbekenntnis verlesen und das „Te Deum" gesungen werden. Danach wird man in einer gemeinsamen Prozession zur von den Traditionalisten errichteten Kirche „Imaculado Coração de Nossa Senhora do Rosário de Fátima" gehen, wo man die Gottesmutter ehren will. Als Vertreter des Heiligen Vaters wird der Präfekt der Kongregation für den Klerus, Kardinal Darío Castrillón Hoyos an der Zeremonie teilnehmen. Außerdem werden der Apostolische Nuntius in Brasilien, Erzbischof Alfio Rapisarda, der emeritierte Bischof von Rio, Kardinal Eugênio Sales, Bischof Roberto Guimarães von Campos, Erzbischof Carlos Alberto Navarro von Noterói.

An der Zeremonie wird auch P. Fernando Guimarães, ein leitender Mitarbeiter der Kongregation für den Klerus, teilnehmen, der in einem Gespräch mit Fides am Vorabend der Zeremonie erklärt hatte: „… der große Erfolg dieses Tages wird der Sieg Christi und seiner Kirche sein." Wie P. Fernando berichtet, wurde der Weg der Versöhnung während des Großen Jubeljahres 2000, als die Gruppe bei einem Besuch in Rom von Kardinal Hoyos zu einem gemeinsamen Essen und zum Dialog eingeladen wurde. Einige Zeit später baten die Mitglieder der Gruppe in einem Schreiben um die Wiedereingliederung, worauf sie von Papst Johannes Paul II. eine positive Antwort erhielten. Das Dokument, das bei der Zeremonie verlesen werden soll, enthält Anweisungen, die befolgt werden müssen. Darin wird unter anderem gefordert, dass die Autorität des Papstes als Vikar Christi und Hirte der Kirche, die Legitimität des Zweiten Vatikanischen Konzils und die Gültigkeit des von Papst Paul VI. eingeführten Meßritus anerkannt werden.

Den „Traditionalisten" wurde die Feier der Messe in lateinischer Sprache (Ritus Pius V.) und der Gebrauch des Meßbuchs von Papst Johannes XXIII. genehmigt.

Während der vergangenen 20 Jahre haben die „Traditionalisten" zahlreiche Kirchen und Kapellen sowie ein Seminar, eine Schule und verschiedene Hilfswerke und Klöster errichtet. Heute hat die Gruppe in ganz Brasilien rund 28.000 Mitglieder. Die Priester werden sich in der Apostolischen Administration St. Jean Marie Vianney zusammenschließen, die als eine Art Kirchsprengel direkt dem Papst untersteht. Bischof Licínio Rangel wird sie offiziell als Apostolischer Administrator leiten. Gegenüber der Presse hatte Bischof Rangel erklärt, er werde gemeinsam mit seinen Priestern nach Rom reisen, um dem Papst persönlich zu danken. Seiner Ansicht nach konnte die Diözese erst dank Papst Johannes Paul II. zum Frieden „und zur Gemeinschaft mit dem Vatikan zurückkehren". Bischof Rangel bekräftigte in diesem Zusammenhang auch, dass Bischof Roberto weiterhin als Diözesanbischof die Diözese leiten wird, dem er ebenfalls Worte des Dankes für sein Bemühen um die Beilegung des Schismas aussprach.

Pater Fernando Guimarães erklärte gegenüber Fides, dass „ein Klima der großen Freude und Zusammenarbeit" herrsche. Diese Geste bezeichnete er als „Vereinigung im Geist Jesu Christi, nach dem alle eins sein sollen". Seiner Ansicht nach handelt es sich um „einen Augenblick von großer historischer Bedeutung, denn wenn das Schisma seinen Höhepunkt während des Pontifikates von Papst Johannes Paul II. erreicht hat, so durfte es auch seine Beendigung im selben Pontifikat erleben". „Es handelt sich um die erste Gruppe, die um Wiedereingliederung bat. Der Dialog mit den anderen Gruppen bleibt offen, doch die Zeit liegt in den Händen Gottes", so der Mitarbeiter der Kongregation für den Klerus.

Die „traditionalistischen" Katholiken der Diözese Campos waren Anhänger des französischen Bischofs Marcel Lefebvre und des brasilianischen Bischofs Antônio de Castro Mayer, die die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnten. Bei einer gemeinsamen Messe erteilten diese beiden Bischöfe im Jahr 1988 vier weiteren Bischöfen die Weihe, wo mit sie gegen die Richtlinien von Papst Johannes Paul II. verstießen.

Bei der Situation in Campos handelt es sich um eine Einzelinitiative, während die Versuche des Dialogs mit andern Gruppen infolge einer gewissen Unbeweglichkeit der Gesprächsparteien nur langsam vorankommen. Zu den Anhängern von Bischof Lefebvre gehören rund 300 Priester 1 Million Gläubige. Unter den Laien entstehen unterdessen auch Gruppen, die weder zur katholischen Kirche noch zu den „Traditionalisten" Bezug haben.


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