Maria bringt uns den Frieden

26. November 2006 in Spirituelles


Predigt von P. Bernhard Speringer ORC in Bozen über Maria und ihre Schlüsselfunktion für einen echten Frieden.


Bozen (www.kath.net)
„Maria bringt uns den Frieden“ - so lautet das Thema der Welttage der Weltfamilie von Radio Maria. Maria bringt uns den Frieden, weil sie uns Christus bringt. Es ist ihre ureigene Aufgabe, Christus zu bringen. Sie ist die Mittlerin aller Gnade.

Jesus Christus ist der Friedensfürst. „Er ist unser Friede“ sagt der heilige Paulus im Epheserbrief (2,14). Ohne Gott bleibt jedes Bemühen um Frieden reiner Humanismus und letztlich unfruchtbar.

Wir leben in einer globalisierten Welt und können die Augen nicht verschließen vor den Ländern, in denen Krieg herrscht und Zwietracht herrscht. Und dennoch dürfen wir nie vergessen, dass der Friede bei uns selbst beginnt, in unserer unmittelbaren Nähe. Friede beginnt schon vor der Geburt, im Mutterschoß.

Die selige Mutter Teresa von Kalkutta sagte einmal in einem Vortrag: „Die Abtreibung ist heute die größte Bedrohung für den Weltfrieden. Denn [so erklärt sie den Zusammenhang] wer wird uns daran hindern uns gegenseitig mit Maschinengewehren zu durchlöchern, wenn es einer Mutter erlaubt ist, ihr eigenes Kind im Mutterschoß zu töten?“

Der Friede in der Welt beginnt bei jedem einzelnen Menschen. Der Friede beginnt im eigenen Herzen. Ein Priester hat kürzlich in einem Vortrag einen sehr schönen Vergleich verwendet: „So wie Milliarden Tropfen schmutzigen Wassers niemals ein sauberes Meer ergeben, so werden Milliarden Herzen in Sünde niemals eine Menschheit in Frieden bilden.“ Der Apostel Jakobus fragt: „Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten? Doch nur vom Kampf der Leidenschaften in eurem Inneren“ (Jak 4,1).

Mutter Teresa sagt in Anlehnung an das Wort des Herrn: Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund: „Wenn ihr Gott in euer Herz lasst, dann lasst ihr die Liebe und den Frieden in Euer Herz, dann lasst ihr die Liebe über Euer Leben bestimmen und nicht den Egoismus, die Habsucht und den Neid.“

Nur wer ein reines Herz hat der gelangt auch zum „Herzensfrieden“, zur inneren Ruhe und Zufriedenheit. Denn nur ein reines Herz, in dem die Liebe wohnt, kann sich bedingungslos freuen - auch über den Erfolg und das Glück anderer neidlos freuen – und so zum Friedensstifter werden.

Das hebräische Wort für Frieden („schalom“) ist viel umfassender als das deutsche. Es kann mit cirka 25 Begriffen übersetzt werden und bedeutet eigentlich die „Fülle des Heiles“. Dieser Friede im biblischen Sinn bezeichnet sowohl das Wohlergehen des einzelnen als auch das der ganzen Gemeinschaft. Er ist eine besondere Gabe Gottes und meint mehr als nur „kein Krieg“ oder das „Fehlen von Streit“.

Es bedeutet vollkommene Zu-frieden-heit, inneren Seelen-frieden. Dieser Friede, den der auferstandene Herr den Aposteln wünscht ist eine Friede, den die Welt nicht geben kann, er ist ein Geschenk Gottes.

Wenn wir uns jetzt fragen, wie gelangen wir zu diesem Frieden, zu einem wahren und echten Herzensfrieden, zu einer Zu-frieden-heit und einem Frieden, den die Welt nicht schenken kann?

Die Antwort ist einfach: durch Maria.

Sie bringt uns den Frieden, weil sie Christus bringt. Der heilige Ludwig Maria von Montfort sagt, dass Christus vor 2000 Jahren durch Maria in die Welt gekommen ist. Auf dieselbe Weise – also durch Maria - will er auch heute und immer in die Welt kommen, in die Herzen der Menschen. Maria will jedem einzelnen und der ganzen Welt den Frieden bringen – indem sie Christus bringt, den Friedensfürst.

Schon im Alten Testament, im Buch Jesaja wird der Messias angekündigt als der Friedensfürst: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ (Jes 9,5)

Maria empfängt in Ihrem Schoß den Friedensfürst. Sie hat den Fürst des Friedens in die Welt gebracht. Und sie behält dieses Geschenk, diese unaussprechliche Gnade nicht für sich, sondern „eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa“ (Lk 1,39) zu ihrer Base Elisabeth. Nicht aus eigenem Antrieb, sondern erfüllt vom Heiligen Geist. Maria bringt Jesus, den sie unter ihrem Herzen trägt, zu Elisabeth.

Maria bringt den Frieden. Das beweist auch die Kirchen- bzw. Weltgeschichte.

Im Jahre 1571 hat der Papst die gesamte Christenheit aufgerufen für den Frieden und für die Freiheit Europas gegen die Bedrohung aus dem Osten zu beten. Am 7. Oktober kam es schließlich zur entscheidenden Seeschlacht bei Lepanto, aus welcher das christliche Heer quasi kampflos als Sieger hervorging. Die Soldaten bezeugten, dass der Sieg nur einer übernatürlichen Hilfe Gottes und dem Rosenkranzgebet zuzuschreiben sei.

Der Papst bestimmte daraufhin, den 7. Oktober zukünftig als das Rosenkranzfest zu feiern um so den Dank an die Muttergottes auszudrücken und um weitere Hilfe zu bitten. Das Rosenkranzgebet, das Gebet zu Maria ist das Gebet für den Frieden schlechthin.

Ein Jahrhundert später, 1683, wurde Wien von der Türkenbelagerung befreit. Der selige Marco d’Aviano feierte am Morgen des 12. September am Kahlenberg die Heilige Messe, bei der ihm der Kaiser ministrierte. Dann ging er mit dem Kreuz in der Hand und den Worten „Maria hilf“ segnend den Türken entgegen. Es war eine unblutige Schlacht und es gab keinen einzigen Toten, nur wenige Verletzte. Diese verletzten Türken bezeugten, dass sie ein großes Zeichen am Himmel sahen, dass Angst und Panik ausbrach und sie die Flucht ergriffen.

Bei seinem Österreichbesuch 1998 hat Papst Johannes Paul II., auf die Befreiung Wiens hingewiesen und gesagt: „Es geht nicht um die Feier eines kriegerischen Sieges, sondern die Feier des uns heute geschenkten Friedens“. - Eines Friedens durch das Wirken Mariens.

Wegen der innigen Verbindung von Maria mit ihrem Sohn, dem „Fürsten den Friedens“ wurde Maria im Laufe der Geschichte immer mehr als „Königin des Friedens“ angerufen. Papst Benedikt XV. hat 1917, mitten im schrecklichen ersten Weltkrieg die Anrufung „Königin des Friedens“ in die Lauretanische Litanei eingefügt.

Maria bringt den Frieden, indem sie Christus zur Welt bringt. So ist der Friede gewissermaßen das Weihnachtsgeschenk schlechthin. Es ist aber auch ein Ostergeschenk.

In den Osterevangelien hören wir von verschiedenen Erscheinungen des auferstandenen Herrn. Eines ist vielen Erscheinungen gemeinsam: Jesus sagt immer: „Friede sei mit euch!“ Er sagt nicht etwa. „Ich bin von den Toten auferstanden!“ oder „Ich bin es“ oder einen anderen Gruß. Er wünscht ihnen den Frieden und – er bringt ihnen den Frieden.

Wenn der Auferstandene den Jüngern den Frieden wünscht, dann will er damit auch sagen: Durch mein Leiden und Auferstehen habe ich euch den Frieden erwirkt – den Frieden mit Gott, den Frieden mit euch selbst und den Frieden untereinander. Der wahre, innere Frieden ist eine Frucht des Leidens und der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus.

Das kommt auch bei jeder Messfeier schön zum Ausdruck. Vor der Kommunion beten wir:„Der Herr hat zu seinen Aposteln gesagt: Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch."

Und anschließend breitet der Priester die Hände aus und gibt diesen Segenswunsch im Namen Jesu an alle weiter mit den Worten: „Der Friede des Herr sein allezeit mit euch.“ Einen Frieden, den Gott uns im Sakrament der Heiligen Eucharistie, in der Heiligen Kommunion, schenken will.

Auch in den anderen Sakramenten beten wir um diesen Frieden, zum Beispiel im Bußsakrament. Dort betet der Priester unter anderem bei der Lossprechung: „Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden...“

Ein tiefer Frieden im Herzen entsteht nur dann, wenn das Geschöpf mit dem Willen seines Schöpfers im Einklang steht, wenn er im „Frieden mit Gott“ lebt, wenn der Mensch Gott findet und im Vertrauen auf Gottes barmherzige Liebe lebt.

Die Beziehung zu Gott und das Gebet, von dem diese Beziehung lebt, ist sozusagen die Grundlagen für jeden wahren Frieden. So wie das Böse im Herzen beginnt, so wie jeder Krieg und Terrorakt im Herzen des Menschen beginnt, so beginnt auch der Friede im Herzen der einzelnen.

Was können wir also für den Frieden tun?

Diese Frage richtete einmal ein Student an den heiligen Franz von Sales. Und er gab die verblüffende Antwort: „Schlagen Sie die Tür nicht so laut zu ...!“

Es sind nicht die großen Heldentaten, sondern die kleinen Dinge des Alltags, die kleinen Werke der Nächstenliebe, die Frieden stiften. Es ist das rechte Wort am rechten Ort, das Gebet, die kleinen Opfer auf die wir in unserem alltäglichen Leben mehr achten sollten. So können wir wirksam zu einer Gesellschaft und Kultur der Liebe beitragen, so können wir Frieden stiften – im Kleinen und dadurch auch im Großen.

Mit einem Gebet des großen Friedensstifters, des heiligen Franziskus von Assisi, möchte ich enden. Ein Gebet, dass all das Gesagte wunderbar zusammenfasst:

„Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit bringe, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo Kummer wohnt.“

Bitten wir die Gottesmutter Maria, die Mittlerin aller Gnaden, dass sie uns Christus bringe, dass sie uns den Frieden im Kleinen und im Großen am Thron Gottes erflehe und uns helfe, selber Friedenstifter zu sein.

P. Bernhard Speringer ORC ist Vikar des Keuzordensklosters St. Petersberg, Silz, und predigte bei der Hl. Messe im Rahmen der "Welttage der Weltfamilie von Radio Maria" in der Franziskanerkirche in Bozen.


© 2006 www.kath.net