Papst: Beim interreligiösen Gebet muss Relativismus vermieden werden

5. September 2006 in Aktuelles


Papst Benedikt an die Teilnehmer des Interreligiösen Gebetstreffens für den Frieden in Assisi.


Castelgandolfo (www.kath.net / zenit) Religionen dürfen nicht als Vorwand dienen, um Kriege und Konflikte zu legitimieren. Das bekräftigte Papst Benedikt XVI. in seiner Botschaft zum 20. Interreligiösen Gebetstreffen für den Frieden in Assisi.

„Niemandem ist es gestattet, den Grund des religiösen Unterschieds als Voraussetzung oder Vorwand für eine kriegerische Haltung gegen andere Menschen heranzuziehen“, sagte der Papst in der Botschaft, die am Montag vom Heiligen Stuhl veröffentlicht wurde.

Die Religion müsse „Vorbotin des Friedens“ sein. Zur Herstellung des Friedens seien die Wege der kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Ordnung zweifellos von großer Bedeutung. Zunächst komme es aber darauf an, dass der Friede in den Herzen der Menschen errichtet sei.

Beim gemeinsamen Gebet mit Menschen anderer Religionen müsse „der Relativismus vermieden werden, der den Sinn der Wahrheit leugnet“. Papst Benedikt verwies auf die Worte von Johannes Paul II., der das Weltgebetstreffen für den Frieden im Geburtsort des Gründers des Franziskanerordens 1986 unter anderem mit folgenden Worten eröffnet hatte:

„Die Tatsache, dass wir hierher gekommen sind, beinhaltet nicht die Absicht, unter uns selbst einen religiösen Konsens zu suchen oder über unsere religiösen Überzeugungen zu verhandeln. Es bedeutet weder, dass die Religionen auf der Ebene einer gemeinsamen Verpflichtung gegenüber einem irdischen Projekt, das sie alle übersteigen würde, miteinander versöhnt werden könnten, noch ist es eine Konzession an einen Relativismus in religiösen Glaubensfragen…“.

Den religiösen Hirten falle vor allem die Aufgabe zu, allen zu zeigen, dass die „Sprache des Gebets“ die Macht habe, zu vereinen und zu einem „entscheidenden Element für eine wirksame Pädagogik des Friedens zu werden, die auf der Freundschaft, der gegenseitigen Annahme, dem Dialog zwischen den Menschen verschiedener Kulturen und Religionen begründet ist“.

Ein religiöser Relativismus fördere nach Ansicht des Heiligen Vaters nicht die gegenseitige Verständigung, im Gegenteil. Das Grundprinzip für den interreligiösen Dialog ist für ihn die „Klarheit in der Wahrheit“, was in der Konzilserklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra aetate“ festgehalten wurde. In diesem Sinn mahnt der Papst, „unangemessene Verwirrungen zu vermeiden“.

Abschließend schreibt Papst Benedikt XVI.: „Wenn man sich zum gemeinsamen Gebet für den Frieden zusammenfindet, ist es notwendig, dass entsprechend den unterschiedlichen Wegen gebetet wird, die den verschiedenen Religionen zu Eigen sind.“ Die Annäherung der Religionen hinsichtlich der großen Themen der Menschheit „darf nicht den Eindruck erwecken, dass jenem Relativismus nachgegeben wird, der den Sinn der Wahrheit und die Möglichkeit, aus ihr zu schöpfen, negiert“.

Das Motto des interreligiösen Weltgebetstreffens, das die Gemeinschaft Sant’Egidio gemeinsam mit der umbrischen Bischofskonferenz veranstaltet, lautet: „Für eine Welt in Frieden – Religionen und Kulturen im Dialog“.


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