Mutter vergibt Mörder ihres Sohnes

6. März 2006 in Weltkirche


Der Missionar P. Andrea Santoro wurde am 5. Februar erschossen. Seine Mutter war beim Begräbnis dabei. Sie vergab dem Mörder, denn auch er ist ein Kind Gottes.


Rom (www.kath.net / LifeSiteNews, dt) Die Mutter des in der Türkei ermordeten Priesters P. Andrea Santoro hat dem Mörder ihres Sohnes vergeben. „Mit ihrem ganzem Herzen vergibt die Mutter von Pater Andrea der Person, die sich selbst bewaffnete, um ihren Sohn umzubringen, und sie fühlt großen Schmerz für ihn, weil er auch ein Sohn des einen Gottes ist, der die Liebe ist“, sagte Kardinal Camillo Ruini, Generalvikar der Diözese Rom, bei der Beerdigung Santoros. Er kündigte an, die Seligsprechung für Pater Santoro einzuleiten.

Der 60-Jährige wurde am 5. Februar erschossen als er in seiner Kirche „Santa Maria“ in Trabzon am Schwarzen Meer kniete und betete. Sein Mörder war der 16-jährige Oberschüler Ouzhan Akdin. Als zwei Patronen aus einer neun Millimeter-Pistole in den Rücken des Paters trafen, schrie er „Allahu akbar”, „Allah ist groߓ.

Pater Santoro war ein Priester der Diözese Roms. Er hatte auf seinen Wunsch hin sechs Jahre als Missionar in der Türkei gearbeitet. Deal Hudson, Herausgeber des konservativen katholischen Magazins „Crisis“, beschrieb den Pater in seiner E-Mail-Kolumne „The Window“ als „einen Mann, der sich ganz der Förderung des Verständnisses zwischen Ost und West sowie des Friedens unter den Religionen verschrieben hat“.

Außerdem habe er den Armen gedient und sei besonders aktiv im Kampf gegen Sexhandel von christlichen Frauen gewesen, „eine Praxis, die in der Region üblich war“, erläuterte Hudson. Seit zwei Jahren engagierte sich der katholische Priester für Frauen, die aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion verschleppt und zur Prostitution gezwungen werden.

Bei der Beerdigung schwenkten „Fernsehkameras zur Mutter des getöteten Priesters und zeigten ihr Nicken zu den Worten des Kardinals“, berichtete der Journalist. „Ein Mitglied der Kurie sagt mir, dass das ein extrem starker Augenblick der Vergebung war, einer, der all diejenigen tief berührte, die es im Fernsehen sahen.“

So etwa auch der Vater des Mörders, Hikmet Akdin (58). Gegenüber der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ sagte er: „Seit ich jene Worte gehört habe, habe ich einen Wunsch in meinem Herzen. Ich will genug Geld sparen, um nach Italien zu fahren und als Zeichen der Dankbarkeit die Hände dieser Frau zu küssen. Bitte sagen Sie ihr, wie sehr ich ihre Güte schätze, die mich berührt hat. Ich will sie umarmen. Sie ist eine mutige Frau, und ich bin sicher, sie ist eine großartige Mutter.“

Ein freiwilliger Helfer in der Türkei, der Pater Santoro kannte, erinnerte sich an dessen letzte Worte, die er an ihn und eine Gruppe von Priestern kurz vor seinem Tod auf Exerzitien gerichtet hatte: „Wie zur Zeit Jesu können Stille, Demut, einfaches Leben, Akte des Glaubens, Wunder der Nächstenliebe, klares und schutzloses Bekenntnis und das bewusste Aufopfern des eigenen Lebens den Mittleren Osten wieder herstellen.“

Er sei überzeugt, dass es letztendlich keine zwei Wege, sondern nur einen Weg gibt, der zum Licht durch die Dunkelheit führt, zum Leben durch die Bitterkeit des Todes. Nur durch die Hingabe seines eigenen Lebens sei Rettung möglich.


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