Die Liebe Christi drängt uns

5. Februar 2006 in Spirituelles


Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis von Dr. Josef Spindelböck.


Kleinhain (www.kath.net/ stjosef.at)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der zweiten Lesung dieses Sonntags, die aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther genommen ist, beschreibt der Apostel, wie sehr es ihn drängt, den Menschen das Evangelium Jesu Christi zu verkünden: Es ist, wie wenn ein „Zwang“ auf ihm läge; er kann nicht anders, als dass er Zeugnis gibt für Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen! Sein Herz ist von der Liebe Christi erfüllt, die ihn drängt, sich den Menschen zuzuwenden.

Zuvor hatte Paulus – damals noch Saulus genannt – die neue Lehre verfolgt. Er war ein fanatischer jüdischer Gesetzeslehrer gewesen, bis ihm Jesus Christus, der Auferstandene, in einer Vision erschienen war. Da fiel es wie Schuppen von seinen Augen; er wurde innerlich sehend und ließ sich taufen.

Dann war es ihm ein Herzensanliegen, allen Angehörigen seines jüdischen Volkes, aber auch den Heiden die frohe Botschaft von der Erlösung zu verkünden. Viele Wege legte er unter Mühen zurück; so manche Verfolgung musste er nun erleiden, weil er es wagte, den Erlöser Jesus Christus vor Juden und Heiden zu bezeugten. Die Botschaft vom Kreuz ist den Juden ein Ärgernis, den Heiden Torheit, und doch zeigt sich in ihr Gottes Kraft und Weisheit (vgl. 1. Kor 1,18-31).

Bis an die persönlichen Grenzen ging der Einsatz des Apostels, wie wir es in der Lesung gehört haben. Er hat sich bemüht, sich an die Verständnishorizonte seiner Mitmenschen anzupassen, um ihnen die frohe Botschaft vom Heil zu vermitteln. So ist er den Schwachen ein Schwacher geworden, „um die Schwachen zu gewinnen“.

Er hat sich gleichsam zum Sklaven, das heisst zum Diener aller gemacht, um so zu zeigen, dass es ihm nicht um Macht und Gewinn ging, sondern um eine selbstlose Gabe, die er allen anbot, die bereit waren zum Glauben. Gottes Heil wird den Menschen nämlich ohne jede Vorleistung geschenkt. Gott bietet seine Liebe uns Menschen „in geheimnisvoller Weise und völlig vorleistungsfrei“ an (Enzyklika „Deus caritas est“, Nr. 1).

Wir Menschen haben das Heil nicht hervorgebracht, wir können es nur annehmen oder ablehnen. Auch der Verkünder des Evangeliums, nämlich der Apostel und in seiner Nachfolge der Bischof, der Priester, der Diakon, ist nicht Herr über den Glauben, sondern Diener der Freude (vgl. 2. Kor 1,24).

Paulus schreibt zur Bekräftigung seines selbstlosen Einsatzes im Dienst des Evangeliums: „Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.“ Dies besagt nichts anderes, als dass jeder einzelne Mensch es wert ist, sich für ihn ganz einzusetzen. Hätte Paulus nur einen einzigen Sünder durch Christus mit Gott versöhnen können, so hätte sich sein Apostolat gelohnt! In Wahrheit hat er viel mehr bewirkt: Er ist zum „Völkerapostel“ geworden und hat das Evangelium in viele Länder getragen. Dort konnten die Menschen der rettenden Botschaft Christi zum ersten Mal begegnen.

Durch das Wirken der Apostel, der Jünger Jesu und ihrer Nachfolger setzt Jesus Christus in seiner Kirche sein Werk fort. Er bleibt unter uns gegenwärtig und thront zugleich im Himmel zur Rechten seines Vaters. In Liebe zieht er uns alle an sein Heiligstes Herz. Maria, seine heilige Mutter, und Josef, sein Nährvater, haben nur den einen Wunsch, dass auch wir den Erlöser im Glauben annehmen, treu mit seiner Kirche verbunden bleiben und einst das ewige Leben in der Herrlichkeit Gottes empfangen! Amen.


© 2006 www.kath.net