Katholische Hilfsorganisationen laufen Gefahr,sich von Kirche zu lösen

26. Jänner 2006 in Aktuelles


Erzbischof Paul Josef Cordes bei der Präsentation von "Deus caritas est": Benedikt XVI. legte mit seiner Enzyklika ein theologisches Fundament für die "Caritas".


Rom (www.kath.net / zenit / red) Katholische Hilfswerke scheinen ihre Verbundenheit mit der Kirche manchmal zu vergessen. Das sagte Erzbischof Paul Josef Cordes, Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“, am Mittwoch bei der Vorstellung der ersten Enzyklika von Papst Benedikts XVI., „Deus caritas est“.

„Ohne festes theologisches Fundament könnten die großen kirchlichen Einrichtungen Gefahr laufen, sich in der Praxis von der Kirche zu lösen und ihre Bande mit den Bischöfen zu schwächen: Sie könnten es vorziehen, als NGO betrachtet zu werden“, erklärte Cordes, der über den zweiten Teil des heute veröffentlichten lehramtlichen Rundschreibens des Papstes referierte. Dort geht es um „Das Liebestun der Kirche als einer ,Gemeinschaft der Liebe’“.

Wenn sich die katholischen Einrichtungen, die im Dienst des Nächsten stehen, von der Kirche trennten, „würde sich ihre Philosophie in keinem Punkt von dem des Roten Kreuzes oder den Einrichtungen der UNO unterscheiden“, betonte der Erzbischof. „Man könnte auch denken, dass wir unsere biblischen Wurzeln nicht brauchen, um die Caritas zu leben“, erklärte er weiter. „Heute sind viele bereit, den Leidenden zu helfen“. Dies könne bei den Gläubigen die Idee aufkommen lassen, „dass die Caritas nicht ganz wesentlich auf die kirchliche Sendung zurückgeht“.

Er beklagte in diesem Zusammenhang, dass katholische Hilfsorganisationen manchmal „Programme entwickeln, ohne an die Anliegen der Bischöfe zu denken oder ohne die Ortskirche jenes Landes einzubinden, dem sie helfen wollen“. Eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung sei ein modernes, rein menschliches Verständnis von „caritas“: „Der Mensch lebt heute viel weniger in Kontakt mit der Gegenwart Gottes, was sicherlich auch Auswirkungen auf die Hilfsorganisationen hat. Die humanitäre Hilfe ist säkularisiert worden.“

Deus Caritas Est - Teil I im Wortlaut

Deus Caritas Est - Teil II im Wortlaut

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