Bekehret euch

4. Dezember 2005 in Spirituelles


"Lassen wir ab von der Sünde und erneuern wir unser Denken und unseren Sinn! Dann wird Freude einkehren in die Herzen der Menschen." - Gedanken zum Sonntags-Evangelium von Dr. Josef Spindelböck


Advent bedeutet Erwartung und Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, auf das Kommen des Herrn. Wie Jesus vor 2000 Jahren in Bethlehem geboren ist, so möchte er auch in unserem Herzen in Glaube und Liebe aufgenommen werden. Gott schenkt uns seinen Sohn, der als Mensch unter uns gelebt hat, für uns am Kreuz sein Leben hingegeben hat und auferstanden ist. Dies soll uns mit gläubiger Zuversicht erfüllen. Denn, wie der Apostel Paulus im Römerbrief (8,31-32) schreibt: „Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“

Der tiefere Sinn des Weihnachtsfestes, das wir in diesen Wochen des Advents erwarten, sind nicht die äußeren Geschenke, die wir einander machen. Ein Geschenk soll vielmehr etwas zum Ausdruck bringen, was in unserem Herzen vorhanden ist: Liebe und Annahme, dankbare Verbundenheit und Anerkennung, Freundschaft und Vertrauen. Das eigentliche Geschenk hat uns Gott gemacht in seiner Liebe, die uns im menschgewordenen Sohn Gottes offenbar geworden ist. Schon bei irdischen Geschenken gilt: Wir müssen sie in rechter Weise annehmen. Dort, wo keine Wertschätzung für den Geber und die Gabe vorhanden ist, kommt das Geschenk nicht richtig an. Es wird nicht beachtet, beiseite geschoben und vielleicht sogar weggeworfen oder zerstört.

Im Advent geht es nun eben darum, dass wir unser Herz bereit machen für das große Geschenk der Liebe Gottes. Es ist nicht etwas Nebensächliches, das uns hier erwartet, etwas, auf das wir ebenso gut auch verzichten könnten. Es geht vielmehr um das Entscheidende unseres Lebens: Begegnen wir im fleischgewordenen Wort der Liebe des himmlischen Vaters, die uns trägt und begleitet? Lassen wir uns im Heiligen Geist von der Liebe Gottes entflammen, um diese Liebe weiterzugeben an unsere Brüder und Schwestern?

Ähnlich wie vor 2000 Jahren Johannes der Täufer aufgetreten ist, um die Menschen auf das Kommen des Messias vorzubereiten, um sie bereit zu machen für die große Gabe der Erlösung in Jesus Christus, sollen auch wir uns auf das Weihnachtsfest und auf das Kommen Jesu Christi in unsere Herzen vorbereiten. Was aber sagte der Prophet Johannes, der sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte und mit einem Gewand aus Kamelhaaren bekleidet war, zu den Menschen? Er rief ihnen zu, sie sollten sich bekehren und sich taufen lassen.

„Bekehret euch!“ So lautet die Botschaft der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest für uns. Aber haben wir diese Bekehrung überhaupt nötig? Beten wir nicht wenigstens ab und zu, besuchen wir nicht meistens oder gelegentlich die Sonntagsmesse und führen wir nicht ein anständiges Leben? Aber vielleicht fehlt uns doch noch etwas in der Tiefe unseres Herzens. Vielleicht könnte unsere Entschiedenheit für das Gute noch größer sein, unsere Bereitschaft, in allem auf den Willen Gottes zu hören und ihn zu verwirklichen. Vielleicht hat uns ein zumindest teilweise vorhandener Egoismus doch etwas blind gemacht für die Sorgen und Nöte des Nächsten.

Vielleicht gibt es Dinge in uns, Fehlhaltungen, die wir korrigieren sollten: Macht- und Besitzstreben, Genussucht, Herrschsucht, Unwahrhaftigkeit, Feindschaften … Dies und noch viel mehr kann zum Gegenstand einer Gewissenserforschung gemacht werden, die uns vor Weihnachten wohl ansteht. Und selig dann der Mensch, wenn er demütig vor Gott hintritt, seine Schuld bekennt und das Erbarmen Gottes erfährt. Dies geschieht im Sakrament der Buße, das von Christus eingesetzt wurde, um die nach der Taufe begangenen Sünden zu vergeben, wenn wir sie nur von Herzen bereuen, aufrichtig bekennen und uns in Zukunft um das Gute mühen.

Viele Menschen leisteten dem Bußruf des Johannes Folge und bekehrten sich. Wenden auch wir uns in dieser Adventzeit wieder neu Gott zu! Lassen wir ab von der Sünde und erneuern wir unser Denken und unseren Sinn! Dann wird Freude einkehren in die Herzen der Menschen. Es ist eine Freude, die uns bereit macht für den Empfang jenes großen Geschenks, das uns im Sohn Gottes anvertraut ist. Christus hat uns im Heiligen Geist erleuchtet und schenkt uns ein neues Herz, das fähig ist, Gott und die Menschen zu lieben.

Bitten wir die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria darum, dass wir fähig werden, dem Herrn die Wege zu bereiten. Wenn das gerade wird, was krumm ist, wenn das eben ist, was hügelig ist, das heißt, wenn wir unsere Sünden bereuen und Gott sie uns vergibt, dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn. Amen.

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