Marx: Noch zuviel in Kategorien der Welt gedacht

24. Oktober 2005 in Deutschland


Bischof von Trier bei Klostereröffnung: "In der Kirche lege man oft den Wert auf das was nach außen getan wird. Aber ohne das Fundament des Gebetes hänge alles andere in der Luft"


Saarbrücken (kath.net/pbt)
Ein Zentrum des Gebetes und der Anbetung ist im Saarbrücker Stadtteil Burbach entstanden. Zum 1. Advent 2003 gründeten die Schwestern der Heiligen Klara eine Niederlassung im ehemaligen Pfarrhaus von Herz Jesu, in der Odilienbergstraße 1. Gemeinsam mit einem Priester, derzeit ist das Hochschulpfarrer Johannes Joachim Kreier, bilden sie an der Kirche Herz Jesu das "Kloster am Rande der Stadt". Das Kloster soll ein Angebot für die Stadt Saarbrücken und das Umland sein, christliche Identität zu entdecken, einzuüben und sich an ihren Grundlagen zu vergewissern, formuliert Pfarrer Kreier. Dabei will sich das Kloster mit einem klaren Profil in die Seelsorgelandschaft der Landeshauptstadt einfügen. Man verstehe sich bewusst nicht als eine Konkurrenz zu den umliegenden Pfarreien, sondern als eine Ergänzung und in "lebendigem Austausch mit dem Stadtdekanat." Das Kloster und sein Angebot des gemeinschaftlichen Betens und Feierns soll als Bewegung nach innen auch eine Bewegung nach außen mit sich bringen, im Zeugnis des christlichen Lebens in der Öffentlichkeit der Stadt.

Am 23. Oktober wurde das Kloster von Bischof Reinhard Marx feierlich eröffnet. Von nah und fern kamen die Gläubigen um mit Bischof Marx, den Schwestern und Pfarrer Kreier die Eröffnung mit einem festlichen Gottesdienst in der übervollen Herz-Jesu-Kirche zu feiern. Ordinariatsdirektor Michael Kneib, Leiter der Seelsorge-Hauptabteilung im Bischöflichen Generalvikariat, der Saarbrücker Dechant Michael Becker, Vinzenz Kiefer, ehemaliger Pfarrer von Herz-Jesu, Pfarrer Klaus Konstroffer von Burbach St. Eligius und weitere Geistliche wirkten als Konzelebranten mit.

Hochschulpfarrer Kreier erinnerte zu Beginn des Gottesdienstes an die Grundsteinlegung für die Pfarrkirche Herz Jesu im Jahre 1913. Damals hatte man - wegen der in der Industrialisierung stark gewachsenen Bevölkerung - die Kirche am Rande der Stadt gebaut, um nah bei den Menschen zu sein. In diesem Sinne gebe es Kontinuität "draußen am Rande der Stadt", wo jetzt das Kloster mit bescheidenen Kräften der Kirche und den Menschen diene.

Ein "festlicher und froher Tag" sei es, wenn man ein Kloster neu begründen könne, in einer Zeit in der ansonsten viel abgebaut werde, freute sich Bischof Marx. Die Gründung sei auch ein Zeichen des Neuaufbruchs. "Der Geist des Evangeliums kann nicht zerstört werden und soll leuchten in dieser Stadt und im ganzen Bistum", sagte Marx und dankte den Schwestern für deren Engagement und den weiten Weg von Österreich ins Saarland. In seiner Predigt unterstrich Bischof Marx die Bedeutung des Gebetes für den Glauben. In der Kirche lege man oft den Wert auf das was nach außen getan wird. Aber ohne das Fundament des Gebetes hänge alles andere in der Luft. Es werde auch in der Kirche immer noch zuviel in den Kategorien der Welt gedacht. Das brauche man auch. Aber die Kirche selbst müsse sich aufbauen auf "dem Hunger nach Gott". Die Gründung des Klosters sei in diesem Sinne ein wichtiger Beitrag zur Gottsuche und "entscheidend notwendig für unsere Stadt und unser Bistum", sagte Bischof Marx. Gott habe die Schwestern gesandt, als einen "missionarischen Akt". Ihre Aufgabe sei es das Angesicht Gottes zu suchen. Der Auftrag der Glaubenden sei es Mitsuchende zu sein. "Das Gebet ist der Schlüssel für alles": dieser Satz des saarländischen Philosophen Peter Wust gelte auch für das neue Kloster.


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