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8. Jänner 2023 in Kommentar, 16 Lesermeinungen
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Eine Abrechnung anlässlich der Häme, die sich im Rahmen der Todesnachricht von Benedikt XVI. ausgerechnet in seinem Heimatland in erschreckendem Maße von den üblichen Verdächtigen einmal mehr über ihn ergoss - Ein Gastkommentar von Andreas Roerig


Linz (kath.net)

Kaum eine andere öffentliche Person taugte wohl so sehr als Prüfstein für den Nachweis von Objektivität in einer Berichterstattung zu einer großen Persönlichkeit wie Joseph Ratzinger. Die Meisten scheiterten an dem Versuch, weil die Fragen, die er stellte (und für sich beantwortet hatte), von zu grundsätzlicher Art waren, den Menschen in seinem Menschsein und Tun zu sehr berührten. Ehrlicherweise versuchten Viele es erst gar nicht, weil sie sich mit Blick auf ihr Tun und ihr Ideal bereits persönlich herausgefordert sahen, provoziert fühlten. Da war Objektivität in einer Replik kaum noch möglich. Und um die Herausforderungen des Menschseins ging es Joseph Ratzinger. Er animierte zur Selbstreflexion. Denn er wollte immer zuerst Seelen retten.

Während seines Pontifikates und auch nach seiner Abdankung bekamen deutsche Katholiken immer wieder zu hören oder zu lesen, wie sehr Menschen, Gläubige wie Ungläubige, anderer Nation über den Umgang der Deutschen mit 'ihrem' Papst erbost waren: "Was macht Ihr eigentlich mit 'Eurem' Papst?", "Wie schäbig ist das, wie Ihr Euren eigenen Landsmann behandelt?"

Sicher ist: ohne die Impulse dieses großen Intellektuellen wird die Zukunft der Christenheit auf diesem Erdenrund insgesamt nicht mehr denkbar sein. Sehr wahrscheinlich ist: es dürfte nicht lange dauern, bis er zur Ehre der Altäre erhoben und in das Verzeichnis der Kirchenlehrer aufgenommen werden wird. Auch die Ehre 'Mitpatron Europas' ist mehr als vorstellbar. Selbst die der Katholischen Kirche sehr fernen freikirchlichen Denominationen waren und sind fasziniert von Joseph Ratzingers besonderer Christusnähe, und mehr noch: manche verehren ihn regelrecht für seine tiefgeistigen Schriften, bieten seine Bücher nach ihren Gottesdienstfeiern zum Kauf oder als Leihgabe an.

Die Mehrheit aber im 'extra-bajuwarischen' Deutschland haben seine Geistesgröße und seine einzigartige Persönlichkeit, die einem Jahrhundert nur ganz wenige Male geschenkt ist, nicht erkannt. Je nördlicher und je Grüner, umso weniger. Das Ergebnis einer aktuellen, fiktiven Umfrage, wer von den beiden Professoren Ratzinger und Lauterbach als der kompetentere in seiner jeweiligen Fachdisziplin erscheint, mag man sich nicht vorstellen. Allein beide in einem Satz zu nennen, verbietet sich eigentlich. Das Christentum befindet sich hierzulande auf dem Rückzug, da interessiert seine Botschaft und ihre Bedeutung für einen Alltag kaum noch. Ja, wenn man es denn dabei auch beließe! Aber nein, sich berufen fühlende Weltretter, vornehmlich die, die sich selbst als die hiesige intellektuelle Elite verstehen, wollen Vergeltung, Wiedergutmachung – und finden viele, sehr viele Handlanger für die schmutzige Arbeit. Vergeltung für das Leid, das das Christentum, an erster Stelle die Katholische Kirche, über die Menschheit gebracht hat und immer noch bringt. Da ist der Groll so groß, dass objektive Berichtigung falschen oder unvollständigen Wissens abprallt wie ein Squashball von der Stirnwand. Die Grünen taten sich erwartungsgemäß als Spötter immer besonders hervor. Unvergessen der medial aufgeblasene Boykott des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele beim Auftritt Papst Benedikts im Deutschen Bundestag 2011. Als 'Professor' hatte er besonders den 'Ökologen' im Hohen Haus etwas zu sagen, bekanntlich, dass sie in ihrem Eifer den Menschen selbst aus der Natur nicht ausklammern könnten. Wie kleine Kinder, die ihrer Lügen nicht überführt werden wollen, liefen sie damals weg. Heute regieren uns diese 'Kinder' - dank ihrer Kinder. Auch die unsägliche Maßregelung seiner Person durch die damalige Regierungschefin in einer Angelegenheit, zu der die Hintergründe nicht gründlich genug recherchiert waren, war ein Zeitzeugnis für die Geschichtsbücher, in denen die dunklen Kapitel der mächtigen Deutschen ihre Fortsetzung finden.

Von dem "Ehre wem Ehre gebührt" blieb Joseph Ratzinger in seiner (oben definierten) 'sonderlichen' Heimat in der Breite jedenfalls ausgespart. Ein zentrales Requiem bleibt ihm verwehrt, "das gebühre nur einem regierenden Papst", so der DBK-Vorsitzende, Bischof Bätzing. Bedarf es da noch weiterer Worte?

Dennoch darf und soll man hoffen, dass Deutschlands Erben eines fernen Tages seine wahre Größe noch erkennen lernen und dann stellvertretend Abbitte leisten. Rehabilitierung bleibt immer möglich.

Jetzt aber läuft Deutschland erst einmal große Gefahr, auf mehreren Spielfeldern gleichzeitig zu verlieren, hoch zu verlieren. Durch seinen Mummenschanz bei der Energieversorgung ist Deutschland zum Gespött der Welt geworden. Durch seine ostentative Hochmoral, sein Versteckspiel mit der Doppelmoral und seinen sturen Unwillen, mit gleichem Maß zu messen, isoliert sich das Land zunehmend wie einst der Klassenstreber es tat, der, wie sich später herausstellte, gar nicht so schlau war wie er es seinen Mitschülern immer glauben machte.

Die Verächtlichmachung der Person Joseph Ratzingers und seiner Lebenswerke, angeheizt durch eine Generation selbstverliebter, zur kritischen Selbstreflexion offenbar völlig unfähigen Journalisten, ist ein weiteres, unrühmliches Zeitzeugnis deutscher Irrungen; rational kaum mehr zu fassen. Hier bleibt eigentlich nur noch die Psychologie oder gar die Paranormologie zu bemühen. Warum nur erfährt Hochmut und Missgunst in diesem Land eine solche beständige Hochkonjunktur? Warum hält man Ideen aus Deutschland immer dann für überlegen, wenn ein Gottesbezug von vornherein kategorisch ausgeschlossen ist?

Letztlich sind es da doch eher niedere Beweggründe, die der Verächtlichmachung zugrunde liegen. Denn zu allen bemühten 'Anklagen' gibt es bereits ausführliche, vernünftige und einsichtige Rechtfertigungen. Es bleibt nur, sie auch gebührend kennenzulernen und zu respektieren (nicht notwendigerweise zu akzeptieren). Listig lanciert aber werden diese Motive, als seien sie für den Fortbestand der Kirche existenziell.

Erster Beweggrund, wie kann es anderes sein: das Thema Sex. Sex sells. Ohne Sex kommt man nicht in den Himmel. Stimmt. Sex, ganz ohne schlechtes Gewissen. Darin waren und sind sich alle Stände einig. Man lebe schließlich im 20. bzw. 21. Jahrhundert. Man wollte und will einen Freifahrschein für alle Varianten sexuellen Tuns und in diesem Kontext volle Gestaltungsfreiheit bei Formen einander fürsorgender, häuslicher Gemeinschaften. Die Kirche solle diese Lebenswirklichkeit gefälligst anerkennen. Warum ausgerechnet Atheisten oder Kirchenferne der kirchlichen Lehre einen so hohen Einfluss auf ihre oder anderer Gewissensbildung zugestehen (warum sonst wäre die Aufregung so groß?), ist ein Phänomen, zu dem Psychologen sicher die Antwort kennen.

Joseph Ratzinger war das personifizierte katholische Lehramt, seit dem 'Ehe-auf-Probe-Jahrzehnt' der 'Großinquisitor', der im Bunde mit dem hierzulande ebenso verhassten polnischen Papst sich anmaßte, in die intimsten, privatesten Angelegenheiten überhaupt hinein Vorschriften zu machen, und das ohne jede eigene Kompetenz. Das widersprach jedweder menschlichen Vernunft. Das konnte und wollte man nicht auf sich sitzen lassen, geschweige sich die Mühe machen, seine Position versuchen nachzuvollziehen. Als vollkommen schräg, irre wurde diese Anmaßung empfunden. Das würde man ihm niemals verzeihen können. Denn der eigene Lebensentwurf war ein gänzlich anderer. Und der funktionierte prächtig. Dazu lustvoll. Dachte und denkt man. Tat und tut er aber eben nicht! Schwangerschaftsabbrüche, Alleinerziehung, Verhaltensstörungen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, Süchte, auch besonderer Art, kollabierendes Gesundheitssystem, ausbleibende Strafverfolgung, Entwicklung der Rentenkassen, leergefegter Handwerker- und Fachkräftemarkt, um nur wenige 'säkulare' Auswüchse aufzuzählen, sind untrüglicher Beleg für einen für das Gemeinwohl untauglichen Lebensentwurf. Wer soll die hier gerade entstehenden Lasten tragen? Man will die höchst prekäre Situation aber nicht wahrhaben. Man will sich nicht eingestehen, dass der eigene Lebenswandel in der Konsequenz egoistisch und unsolidarisch war und ist, das Potential hat, das gesunde Gemeingefüge, das für jeden Staat unabdingbar ist, niederzuringen. Joseph Ratzinger prophezeite früh diese Entwicklung mit einer Wissenschaftlichkeit und Präzision in der Nachweisführung, die deshalb umso mehr ärgerte.


Das Sich-abarbeiten an Joseph Ratzinger war natürlich ein Sich-abarbeiten an der Katholischen Kirche. Warum aber die Lehre der Kirche so ist, wie sie ist, wollte und will auch in einer Epoche der Dominanz von Wissenschaftlichkeit, niemand wirklich wissen; zu einem intellektuellen Austausch in der erforderlichen Breite war und ist man nicht bereit. Über Höflichkeitsgebaren, nämlich die Position des katholischen Lehramtes wenigstens anzuhören, kam man nie hinaus. Fehlten eventuell doch eigene überzeugende, stichhaltige Argumente? Ahnte man schon damals, dass die Evidenz die kirchliche Lehre eines Tages vielleicht doch bestätigten könnte? Jedenfalls war man überzeugt, dieser Glaubenswächter wird seine Position und damit die der Kirche niemals aufgeben. Ein "Panzerkardinal"!

Intellektuell beging (und begeht man nach wie vor) den großen Fehler, zu meinen, dass auch die Katholische Kirche als 'soziologische Entität' dem vereinten Wollen des Menschen (vulgo: 'Zeitgeist') folgen müsse und ignoriert, dass sich diese Kirche ganz anders versteht, 'nicht von dieser Welt'. Und wenn die Unverständigen dennoch darauf bestehen, weil 'die Kirche' ja in der Welt ist, dann könne vielleicht das Bild der "Geheimnisträgerin mit Schlüssel (den es aber erst zu finden gilt)", helfen. Ein Nicht-Katholik muss dieses Verständnis von Kirche nicht teilen, aber respektieren, da es intellektuell immerhin gut begründet ist. Zum Respekt aber ist man ebenfalls nicht bereit. Man will dieses skurrile Verständnis bekämpfen, als vollkommen rückständig anprangern. Weil es unheimlich ist? Weil es verpflichtet, anders zu leben?

Das Kirchenverständnis, konkret Joseph Ratzingers Erklärung 'Dominus Jesus' aus dem Jahr 2000, war denn auch der vielleicht sogar gewichtigste Stein, an dem man sich auch stoßen sollte. Als, gelinde gesagt, Unverfrorenheit seitens Rom wurde diese Eskalationsstufe der Provokation von allen aus der Reformation hervorgegangen Kirchen empfunden. Wortgewandte, intellektuelle Protestanten wie Atheisten griffen zur Feder und schlugen zurück. Die Ökumene schien schwer beschädigt. Selbst der Durchschnittskatholik hierzulande schämte sich für diesen Vorstoß.

Im Land der Reformation wähnt man den Weg zu Gott bekanntermaßen besonders breit und kurz. Wenn der eigene Seelsorger da nicht verständig und geduldig aufklärt und belehrt, gar selbst für den breiten, kurzen Weg empfänglich ist, wird man kaum die substantiellen Unterschiede oder die Notwendigkeit eines Nachsitzens für das eigene Glaubenswissen erkennen können. Denn ohne tieferes Wissen müssen die einfachen Gläubigen beider Konfessionen in Zeiten von allseits hochgeschätzten und deshalb stets anzustrebenden Appeasement-Gebaren die Trennung beider großen Kirchen schlicht als Relikt aus vergangenen, längst überholten Zeiten und als Folge falschen Stolzes sturer (vornehmlich wohl katholischer) Kleriker erachten. Das Gemeinschaftsgefühl und ein unabhängig von seiner Form ehrliches Gedächtnis an den Stifter, der Frieden wollte und Nächstenliebe forderte, und dafür sich sogar kreuzigen ließ, ist doch das zentrale verbindende Element. Und wer an den Himmel glaubt, kommt dann ganz sicher auch in selbigen. Eine Mehrheit, so darf man mutmaßen, der noch verbliebenen sonntäglichen Kirchgänger beider großen Konfessionen dürfte nämlich genau das glauben. Der erschreckende Bildungsnotstand grüßt auch hier. Und ein Selbststudium katholischer und reformatorischer Tiefen kann natürlich niemand erwarten. Sonntagsschule war einmal.

Geht man der Gestehung des katholischen Kirchenverständnisses allerdings auf den Grund, wird auch ein außenstehender, einigermaßen interessierter Beobachter eingestehen müssen, durchaus auch nachvollziehen zu können, warum die Katholische Kirche ein Alleinstellungsmerkmal für sich reklamieren kann. Das aber setzt Fleiß, viel Fleiß, oder aber die Gnade eines Damaskuserlebnisses voraus, das aber höchst selten sein dürfte. Oder man vertraut sich vorbehaltlos dem genialen Geist des Theologen Joseph Ratzingers an. Das aber geht auf gar keinen Fall, weil er ja ... siehe oben: Sex usw.. Der 'Ertappte' will unbedingt nachtragend sein und trotzdem recht behalten. Dafür ist er sogar bereit, im Dunkeln zu bleiben. 

Ein weiteres, schwergewichtiges Motiv, das meint, eine Verächtlichmachung rechtfertigen zu können, sind die großen Themen 'eheliche Treue', 'Ehelosigkeit' und 'Frauenpriestertum'. Auch hier gilt: menschliches (zeitgeistiges) Wollen läuft ins Leere. Dabei macht sich dieses 'Wollen' durchaus verdächtig, eigentlich ein 'Macht-haben-wollen' zu sein. Wer nach Macht strebt, ist in der Katholischen Kirche eigentlich falsch. Dort soll ein 'Erster' immer zuerst der 'Diener' aller sein. Fragen zur Gleichberechtigung kann man von Fragen nach Macht nicht loslösen, weil sie immer einem Konkurrenzdenken entspringen, das aber in der konsequenten Nachfolge unbedingt aufgegeben werden muss (Mt 20,27; Mk 10,43; Lk 22,26). Etwaige Begehrlichkeiten führen sich damit eigentlich von vornherein selbst ad absurdum. Weil aber frau partout nicht dazu bereit ist, die Machtfrage sein zu lassen, droht der Kirche hierzulande gerade die Spaltung! Übrigens, eines der zuvor genannten 'Spielfelder', auf dem Deutschland gerade droht hoch zu verlieren. Solange man nicht willens ist, die Begründungen des Lehramtes zu diesen Themen angemessen kennenlernen zu wollen und der Argumentationskunst gleiche Voraussetzungen zuzubilligen, wird spaltendes Unverständnis und Verächtlichmachung weiter die Oberhand behalten. Der 'Synodale Weg' in Deutschland ist eindrückliches Zeugnis für diese egozentrische, störrische Haltung seiner Gestalter. Ein 'Holzweg', auf dem es scheint, dass es zuerst darauf ankommt, methodisch mit ungleichem Maß zu messen und inhaltlich längst errungene Erkenntnis bewusst totzuschweigen oder zu missachten. Es scheint hier die unausgesprochene Maxime zu gelten: intellektuelle Redlichkeit muss sich jedem menschlichen Wollen unterordnen, sonst bekäme man nicht das gewünschte Ergebnis.

Ein Atheist oder Agnostiker muss die lehramtlichen Aussagen nicht gutheißen, aber ihm Rückständigkeit vorzuwerfen, wäre Einfalt. Auch bei diesem Themen-'Pot-Pourri' war Joseph Ratzinger zeit seines Lebens einmal mehr der Prell- und Sündenbock. Er war klar und bestimmt, ließ keine Fragen hierzu offen. Nur seine Antworten passten den Meisten nicht in ihren Kram. Dass der Stunden mit Tageslicht im Winter auf der nördlichen Hemisphäre weniger sind als zur selben Zeit auf der Südhalbkugel, dürfte Vielen auch nicht passen. Ändern können sie es aber nicht, da können sie es noch so sehr anders wollen.  

Joseph Ratzinger tat methodisch letztlich nichts anderes als eine Maschinenbauingenieurin, die bei ihrem Entwurf ihrer Konstruktion peinlichst genau auf die strikte Einhaltung aller ihr begegnenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten achtet, um letztlich guten Gewissens den Erfolg der Maschine den späteren Nutzern auch garantieren zu können. Wer würde ihr bei ihrem Tun wiedersprechen oder später ihre ausgeklügelte Bedienungsanleitung missachten? Wohl nur Schelme, die anderes im Sinn haben als das, wozu die Maschine eigentlich gedacht ist. Es waren Schelme, die Joseph Ratzinger in seinem Tun bekämpft haben, die sich selten rasant verbreiteten, dem 'Hameln'schem Kammerjäger' gleich, zur Flöte griffen und mit ihrem betörenden Spiel von Relativismus und diffusem Posthumanismus die Gutgläubigen verführten. Dagegen fuhr der Kardinal seine Panzer auf. Dazu war er bestellt und das durfte er auch. Denn er durfte selbstredend für sich dasselbe Recht in Anspruch nehmen wie die Ingenieurin, nämlich bedingende, 'natürliche' Gesetzmäßigkeiten zur Beachtung konsequent anmahnen. Was der Ingenieurin das Standardwerk von Heinrich Dubbel ist, war Ratzinger die Hl. Schrift, dazu die Gedanken von Augustinus, Thomas von Aquin, Bonaventura, John Henry Newman und anderer früheren Geistesgrößen. Es wäre hier töricht, die Herkunft und Wirkmächtigkeit beider Formen 'natürlicher' Gesetzmäßigkeiten gegeneinander auszuspielen. Denn Christen glauben, dass die Worte ihres Herrn Jesus mit Vollmacht gesprochen und ebenso überliefert wurden, also allgemeingültig sind, wie es die der Natur eingeschriebenen physikalischen Gesetze sind, aus dem Schöpfungsakt folgen, und darauf warten, entdeckt zu werden, damit sie dem Menschen nützlich sein können. Diesen Glauben muss man ebenso als Grundannahme gelten lassen, wie jene im Kontext der Physik, dass also beispielsweise die Größe einer für die Konstruktion wichtigen Naturkonstanten nach den anerkannten Regeln korrekt ermittelt wurde und deshalb bei der Berechnung herangezogen werden kann. Beide Formen müssen nebeneinander als 'gleichberechtigt' gelten, auch wenn sich ihre Offenlegungen methodisch noch so sehr unterscheiden. Beide sind und sollen auf ihre jeweiligen Weise dem Menschen nützlich sein: für das Materielle wie eben auch für das Immaterielle. Beide Formen verbindet, dem Sein eingeschrieben zu sein, einen Ursprung zu haben, der für Joseph Ratzinger eben derselbe ist. Er argumentierte damit absolut stringent. Die Absurdität seiner Verspottung wird hier besonders deutlich. Man neidete ihm seine einzigartige Fähigkeit zur Stringenz in einer Wissenschaft, die keine Messapparaturen kennt, aber eben doch als einzige letzte Fragen beantworten kann. Vom Fußball ist bekannt: spürt eine Mannschaft, dass sie unterlegen ist und das Spiel verlieren wird, treten ihre Spieler aus Verzweiflung nach, spielen böse Fouls. Dem Menschen gelingt es einfach noch nicht, seine archaischen Anlagen abzuwerfen. Sein Ehrgefühl vertraut da immer noch auf alte Mittel.

Man muss kein gläubiger Katholik sein, um Joseph Ratzinger zu verteidigen. Seiner eigenen Redlichkeit wäre man es schuldig, mit gleichem Maß zu messen und gleiche Vorausvoraussetzungen in der Argumentation grundzulegen. Und ganz offensichtlich trauten und trauen sich das viele nicht. Weil es unmittelbar entlarvend wäre? Warum zwingt man sich zu solchen Verrenkungen, nur um sicherzustellen, dass nicht sein kann, was nicht sein darf? Dabei erkennen sie nicht, dass sie stets der Hase sind und bleiben werden, weil der Igel immer schon wartet, egal wie oft man noch versucht zum Ziel zu laufen. Weiß man denn nicht, dass die Zeit schon immer Verbündete der Wahrheit war?

Zurück zur Psychologie. Der Zwang des 'Sich-reinwaschen-wollens' vom falschen Tun macht den Menschen bekanntlich sehr erfinderisch. Der 'Ich-mach-nichts-falsch-Reflex' ist sehr ausgeprägt, die Schuldkompetenz, hier einmal ausdrücklich allein als die Fähigkeit verstanden, eigenes Versagen sich auch eingestehen zu können, entsprechend unterentwickelt. Da hilft das Instrument der Verführung. Schelme wissen das. Vereint in der Gewissheit, einer Mehrheit anzugehören, fühlt man sich befreit. Man wähnt sich von der Mehrheit 'geliebt', und das allein zählt. Die Frage nach der Wahrheit tritt da zurück. Jeder kennt das: der Gruppenzwang lässt einen eigene Vorlieben mitunter auch leugnen, und eh man sich versieht, ist man zum, wenn auch unerkannten, Heuchler geworden. Gustave Le Bon warnte vor dieser Macht bereits Ende des 19. Jahrhunderts.

Joseph Ratzinger durchschaute, d.h. sah früh, wo diese massenpsychologischen Fallstricke lauerten. Zwanghaftes Gefallen-wollen, salonfähige Egozentrik gepaart oft mit auch unverschuldeter Tumbheit, das Faktum der systemischen Auslöschung des Sündenbewusstseins und das nicht weiter hinterfragte Anbeten liebgewonnener 'Goldener Kälber', wie ein ganz großes unter ihnen das Sexuelle in seiner Überbetonung ist und deshalb den 'Anbetenden' meist gefangen nimmt, sind die neuen Geißeln des 'modernen' Menschen, von denen er dringend befreit werden muss! Weil sie ihn letztlich entwürdigen. Joseph Ratzinger musste seinem über mehr als einem Dreivierteljahrhundert angeeigneten Wissen und seiner für ein Menschenleben selten langen Erfahrung vertrauen wie es die um viele Jahrzehnte jüngere und deshalb vergleichsweise unwissendere und unerfahrenere Ingenieurin ja auch tun muss, im Gegensatz zu ihm aber ganz ohne Widerstand auch tun darf. Zu diesem seinen unvergleichlichen Wissens- und Erfahrungsvorsprung kommt seine intellektuelle Hochbegabung und natürlich die große Gnade 'Seines Schöpfers'. Deshalb musste er es in 'seinen Angelegenheiten' besser wissen als jeder andere seiner Zeitgenossen. Und das wussten auch seine Gegner. Joseph Ratzinger hatte mit allem recht, wofür er stritt.   

Sein bischöflicher Wahlspruch "Cooperatores veritatis" entsprach so ganz seinem Naturell. Die Wahrheit bzw. die Suche nach ihr, war sein Lebens- und Leitmotiv. Seine 'Axiome' u.a. waren: Joh 8,32 'Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien'; Joh 14,6 'Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich'; Mt 24,11-13 'Viele falsche Propheten werden auftreten und sie werden viele irreführen. 12 Und weil die Missachtung von Gottes Gesetz überhandnimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten. 13 Wer jedoch bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet'; Offb 14,12 'Hier muss sich die Standhaftigkeit der Heiligen bewähren, die an den Geboten Gottes und an der Treue zu Jesus festhalten'.

Es sind (durch den zugesicherten Beistand des Hl. Geistes) verbürgte Worte 'Seines Allerhöchsten' und ergo für ihn unverhandelbare Wahrheit, die es zu bewahren, zu verkünden und schließlich gegen alle Angriffe zu verteidigen galt.

Seine Empfehlung, wie den Fallstricken zu entkommen war, verlangte viel ab, sehr viel, den Meisten zu viel, weil sie nicht verstanden wurde. 'Entweltlichung' war zu abstrakt, klang zu sehr nach weitreichendem Verzicht, die Tugend, die die Gesellschaft in der Breite im Begriff war, gänzlich aufzugeben. Entsprechend verpuffte diese seine "Freiburger Empfehlung".

Wie die Ingenieurin ihren Dubbel ernst nehmen muss, wäre in seinem Schaffen ein leichtfertiges Übergehen der 'Axiome' des Neuen Testamentes ebenso fahrlässig gewesen (oder alternativ 'rebellisch'). Mit gleichem Maß messen, gleiche Voraussetzungen zubilligen! Joseph Ratzinger kann man Pflichtbewusstsein genauso wenig vorwerfen wie der Ingenieurin. Fakt ist: es gibt bis dato keine Evidenz, die nachweisen könnte, dass den 'Axiomen' des Dubbels ein höherer Wert zukommen müsse als den 'überlieferten Axiomen' des Neuen Testamentes. Letztere allein als Erfindung oder als Ergebnis reiner phantasievoller und listiger Ausschmückungen von archäologischen Funden gelten zu lassen, wäre wohl tumbe Unterstellung. Oder ist es vielleicht doch eher Flucht vor künftig möglichem eigenen Unbehagen? Was nämlich, wenn die Bibel doch recht hätte? Verdrängung ist zunächst und zwischenzeitlich ein wichtiger Schutz-Reflex. Das Verdrängte aber wird wiederkommen. Den Akt des 'Glaubens' hier als naiv, unaufgeklärt abzuwerten, wäre Ausdruck von Hybris. Glauben ist wie Lieben, Vertrauen, Hoffen, Lernenwollen niemals bewusster intellektueller Akt. Ohne diese 'Urinstinkte' sind wir weder lebens- noch überlebensfähig.  

Der Hass und die Häme, mit der viele große Leitmedien hierzulande in den Tagen vor und nach seinem Tod, mehr oder weniger subtil oder auch ganz offensiv, in ihren Artikeln und veröffentlichten Leserkommentaren Joseph Ratzinger übergossen, sind aber noch viel mehr als 'nur' Ausdruck einer finalen Abrechnung mit seiner Person. Denn sie sind auch untrügliche Indizien für eine wohl nie dagewesene, sich gefährlich ausbreitende Verrohung in der Gesellschaft, die das Einmaleins der Anstandsregeln verlernt hat oder der es gar nicht mehr erst beigebracht wurde. Dagegen scheint sie der Missgunst und dem Hass das Zepter überlassen zu haben. Man verspürt offensichtlich geradezu eine Lust an Verächtlichmachung. Die Corona-Pandemie hat ein nie für möglich gehaltenes Potential dafür auf traurigste Weise sichtbar gemacht. Die Ursachen hierfür sind sicher vielfältig. Ein auf diesem Niveau und in dieser Breite nie dagewesener Wohlstand dürfte aber der Schlüssel dazu sein. Denn der macht offensichtlich 'gottvergessen' und in der Folge nachhaltig 'wertevergessen'. Das (materielle und gesundheitliche) Wohl kam nämlich ganz ohne Gott, so die verbreitete und nicht falsche Wahrnehmung. Mit zunehmender Gottesferne, die schließlich in vollkommener Gottvergessenheit münden muss, gehen die Werte verloren. Außer dem Staat gibt es keine Instanz mehr, gegenüber der man sein Tun rechtfertigen müsste. Was der Staat erlaubt, gilt. Da fällt die Obrigkeitshörigkeit auch leicht. Die Mächtigkeit und Schnelligkeit, mit der der Wertverlust vor unseren Augen passiert, erinnert inzwischen an einen Felssturz, der nicht mehr zu stoppen ist. Der christliche Glaube, um bei dem Bild zu bleiben, ist das Äquivalent zum Permafrost, der das Felsgefüge immanent zusammenhält. Entschwindet der christliche Glaube aus der Gesellschaft wie der Permafrost aus dem Fels, kommt es zwangsläufig früher oder später zum Wertesturz. Joseph Ratzinger wusste um diese 'geistige Geomechanik'. Es wurden in zu kurzer Zeit zu viele Fehler gemacht. Mutmaßlich, weil zuvorderst ideologische Motive bei den diensthabenden Gestaltern des Landes treibend waren. Das Aufgeben von Anstandsformen bzw. das Unterlassen deren Vermittlung zeigt einen wohl nicht für möglich gehaltenen Niedergang einer einst weit entwickelten Kultur der Pädagogik, auf die man stolz sein konnte. Auch hier ist die Geschwindigkeit, mit der der Niedergang fortschreitet, beängstigend. Was steht am Ende? Völlige Auflösung der Solidar- und Wertegemeinschaft? Ellbogen-Wohl statt Gemeinwohl? Anarchische Zustände?

Der 'anti-katholische Reflex' in diesem Land bleibt tief verwurzelt.

So war es die Berliner 'taz', wieder einmal, die den Vogel in diesem unsäglichen Wettstreit von Spott und Häme gegen Joseph Ratzinger abschoss, als sie bereits 24 Stunden vor seinem Ableben einen Nachruf viral gingen ließ, begleitet von einem Tweet aus derselben Redaktion, der an Unverschämtheit kaum noch zu überbieten ist. Als konnten die 'taz'-Redakteure seinen Tod nicht mehr länger erwarten.

Ein weiterer gesellschaftlicher Tiefpunkt, als wolle man Hochhut mit einem ausgelobten Bieterwettbewerb der perfidesten Gehässigkeiten gegen das einstige katholische Oberhaupt posthum besondere Ehre erweisen. Da werden unweigerlich Erinnerungen wach an die schlimmen und zutiefst entwürdigenden Titelbilder von Papst Benedikt bei den 'Geschwistern im Geiste' in Frankfurt, beim unsäglichen Satireblatt Titanic. In Berlin und Frankfurt ist der Versucher den Menschen schon immer nahe gewesen. Der Mensch verliert sich, wenn er sich solchem Tun hingibt. Wer von den Spöttern und Hetzern hat je vorbehaltlos einen Schritt in das Wissensreich des Joseph Ratzingers gewagt? Wer hat ernsthaft Aufsätze oder gar Bücher von ihm gelesen? Es ist höchst unprofessionell, für den eigenen Berufsstand geradezu beschämend und ihn damit schwer beschädigend, wenn sich Journalisten ohne jegliche Kompetenz in einem Fachgebiet einbilden, über einen dessen renommiertesten Vertreter nur abschätzig urteilen zu können. Das Ziel einer solchen Redaktion kann unmöglich noch sein, ihre Leserschaft ein Ereignis nahe zu bringen oder ihr einen vielleicht hilfreichen Kommentar dazu zu liefern. Nein, hier passiert auf perfideste Weise Propaganda und Hetze.

'Cancel Culture' (womit natürlich 'Cancel Christian Culture' gemeint ist) heißt die Agenda der neuen jungen Mächtigen und die bekommt an dieser Zeitenwende immer Vorfahrt. Da muss die Wahrung einstiger journalistischer Standards schon einmal aufgegeben werden. Es sind respektlose, geschichtsvergessene und kulturleugnende Gesinnungsjournalisten, die sich selbstgefällig nicht weniger als die langersehnte Erlöser-Elite verstehen und wegen der Erfolgsaussichten zu gerne den schon zuvor genannten 'Kammerjäger von der Weser' mimen wollen. Denn als solcher hat man inzwischen leichtes Spiel mit seiner 'Gefolgschaft im Geiste', die immer denkentwöhnter und infantilisierter um ihren traurigen Zustand gar nicht mehr weiß (wissen kann). Der tägliche Tsunami schräg-bewegter und schrill-vertonter Bilder im Dauer-Abo hat da ganze Arbeit geleistet. Formate der Dauerbespaßung, die längst ganz offenkundig durch Moderation und handverlesenen Promi-Gästen Gesinnungs-Spins zum Publikum transportieren sollen. Wie in der 'Kammerjäger'schen Erzählung' sind die Verführten inzwischen so betört, dass sie nicht einmal mehr ahnen, wohin die Reise geht, d.h. welche Qualitäten bei der 'Informationsgabe' ihnen eigentlich vorenthalten werden. Ermutigungen zum kritischen Nachdenken durch ergebnisoffene Debatten sind aus diesen Formaten ganz bewusst und systematisch verbannt. Wo findet man in den bekannten TV-Kontroversen noch eine paritätische Besetzung der Diskussionspartner? Das Ergebnis, mit dem das Publikum entlassen werden soll, steht immer schon vorher fest. Die Fähigkeiten zum Nachdenken und ergo zum Erkennen von Missständen, an denen jede Demokratie objektiv ein ganz großes Interesse haben müsste, wurden so über Jahrzehnte schleichend zurückgebildet, sie wurden gewissermaßen durch eine kühne Piraterie mit ihrer Waffe der Manipulationskunst regelrecht gekapert und gefangen gehalten.

Wann aber erkennen die 'Gefangenen' endlich ihr Schicksal? Wann hören sie endlich damit auf, ihren 'modernen Kammerjägern' blindlings zu folgen?

Eine solche, wie jetzt wieder stattgefundene Niedertracht journalistischen Tuns, darf sich für Niemanden niemals mehr wiederholen! Die kunterbunte Kulturstaatsministerin 'Rot(h) und Grün' ist gerne eingeladen, ihren ganzen Schaffenseifer für eine solche, noch zu etablierende 'Erinnerungskultur' aufzuwenden. Doch warum nur höre ich sogleich den Dr. Faust sprechen: "Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."

Vor diesem Hintergrund ist die nach menschlichen Maßstäben beispiellose Feindseligkeit, mit der man sich gegen den einstigen 'Stellvertreter Christi auf Erden', gegen einen höchst liebenswerten, höchst anständigen, höchst sensiblen, zutiefst bescheidenen und demütigen und überaus weisen und hochintelligenten 'Landsmann' regelrecht austobte, vielleicht zu erklären. Ein Dreiviertel-Jahrhundert lang wirkte dieser Herzensmensch kontinuierlich als 'Mitarbeiter der Wahrheit', wurde alsbald eine der schwergewichtigsten, weltweit anerkanntesten Geistesgrößen, der fast ein Vierteljahrhundert das nach dem Petrusdienst wichtigste und schwierigste Amt in der Katholischen Kirche innehatte, dann fast 8 Jahre lang noch selbst den höchsten, schwersten und verantwortungsvollsten Dienst auf Erden verrichtete. Hass und Häme gegen einen vorbildlich wehrhaften, gänzlich uneitlen Streiter, den sich jede Mannschaft für sich nur wünschen kann, der sich selbst nur von einem einzigen 'kapern' ließ: 'Seinem Herrn', dem er früh eine unbeugsame Treue schwur. Nun ist er beim ihm.

Man könnte zu dem Schluss kommen, unter rein weltlichen Maßstäben scheiterte Joseph Ratzinger letztlich an dem Unverstand oder an der missgünstigen Grundhaltung vieler seiner Zeitgenossen. Mit dem Jahr 2023 beginnt allerdings für seine Feinde wie für seine Freunde endgültig eine neue Ära, eine quasi Post-Ratzingerische Epoche. Gegner wachsen gewöhnlich an ihren Herausforderungen. Diese Aussicht dürfte ihnen einstweilen verwehrt bleiben. Das wahre Genie wird der Menschheit nicht selten erst posthum offenbart. Wenn es denn so kommt, und da darf man sicher sein, Joseph Ratzinger wird sich in bester Gesellschaft befinden.

Die Christenheit hat jedenfalls einen weiteren, mächtigen Fürsprecher bekommen. Auf sein Wirken kleiner wie großer Wunder dürfen wir uns schon heute freuen. Und vielleicht passieren sie ja gerade dort, wo wir sie nicht vermuten, nämlich dort, wo einst seine größten Feinde lauerten.


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Lesermeinungen

 lesa 9. Jänner 2023 

Um Offenheit für das Licht und um Heilung der Erkrankung durch blinde Flecken

@chorbisch: Herr Hahne und Herr Henkel haben sich m.E. nicht "abgearbeitet", sondern uns ein Bekenntnis geschenkt. Und Herr Roerig bietet hier einen erstaunlich genauen, geschliffen ausgearbeiteten, treffenden Befund, der geradezu an eine Röntgenaufnahme erinnert.
"Biblisch gesprochen, könnte man die Haltung folgendermaßen zusammenfassen: "Lasst uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, und nennt sich einen Knecht des Herrn.
Er ist unserer Gesinnung ein lebendiger Vorwurf, schon sein Anblick ist uns lästig; denn er führt ein Leben, das dem der andern nicht gleicht, und seine Wege sind grundverschieden.Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; So denken sie, aber sie irren sich; denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind." (aus Weish 2)


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 Zeitzeuge 9. Jänner 2023 
 

Werter Benno Faessler-Good,

nach dem Grundgesetz des Staates der Vatikanstadt
ist gem. Art. 1 der Papst auch Souverän des
Vatikanstaates, wieso sollte ein ehemaliger, wenn
auch leider atheistischer Staatspräsident nicht
an dem Requiem passiv teilnehmen um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen?

Seine Eindrücke waren durchaus interessant.

Mich hat eher die "Massen-Konzelebration" gestört

und das sogar (im Film festgehalten) die

Mundkommunion von einem Spender verweigert wurde.

Das war ganz sicher nicht im Geiste des

verstorbenen ehemaligen Papstes.


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 JP2B16 8. Jänner 2023 
 

... eine weitere unsägliche Perfidie dieser Tage, dieses Mal seitens des ZDFs(!!!) ...

..., die die heuchlerische Doppelmoral der "Mainzer Meinungsmacher" offenbart, nämlich die Trauerfeier mit gewissem Pathos überträgt (wohl nur um seinem offiziellen Auftrag nachzukommen), aber solche spottende Journalisten beschäftigt.

reitschuster.de/post/zdf-journalist-verhoehnt-toten-papst/


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 Chkhp 8. Jänner 2023 
 

@Gesualdo

Danke für Ihre Reaktion und den schönen Verweis auf diese Gespräche des Hl. Vaters mit den Strafgefangenen, das habe ich noch nie gelesen.
Ich gebe Ihnen Recht, dass man natürlich das Verhältnis einer einzelnen Person zu Gott nicht wissen kann. Was der Hl. Vater dort angesprochen hat, beschreibt m. E. die sog. "Liebesreue", die die sofortige Vergebung der Sünde bewirkt, was jedoch einen Katholiken nicht davon befreit, diese schwere Sünde dennoch baldmöglichst zu beichten.

Ich habe nur für mich versucht, zu ergründen warum viele Personen dem Hl. Vater so feindselig gegenüber gestanden sind und ich denke, dass das Verlustiggehen der Freundschaft mit Gott durch eine schwere Sünde einer der Gründe sein kann.


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 Benno Faessler-Good 8. Jänner 2023 
 

Dürfen "Nicht-Katholiken" oder gar "Atheisten" an einer Katholischen Heiligen Messe, inkl. Reqieum t

@Zeitzeuge

Schön ist es, wenn nach der Heiligen Messe ein Atheist zum Katholischen Glauben findet!

Aus der Sicht des ehemaligen Staatspräsidenten war der Verstorbene, pardon, nur ein Berufskollege. Einem Berufskollegen die letzte Ehre zu erweisen ist ein noble Geste!

Für mich war der Verstorbene KEIN Staatspräsident, sondern während langer Zeit mein Heiliger Vater!

Der verstorbene, pardon für diesen Ausdruck, wünschte ein einfaches KATHOLISCHES Begräbnis!

Ein Begräbnis nicht im Stil eines Königs, einer Königin, Staatspräsidenten, sondern ein Begräbnis als Priester und als Diener Gottes!

Zurückhaltend in der Art von Benedikt XVI!


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 ggk 8. Jänner 2023 
 

Die Meinungsmacher in Deutschland

Der Kommentar vertieft noch einmal in welchem Zustand und Oberflächlichkeit unsere Gesellschaft sich befindet. Die Hauptsache wir haben tolle Titelseiten / Berichte und die Kasse stimmt.
Als Maschinenbauer im Ruhestand hat mich der Vergleich zwischen Papst Benedikt und der Maschinenbauingenieurin angesprochen. Die Naturgesetze reagieren sofort wenn sie nicht beachtet werden. Eine schlampige Konstruktion fliegt dem Maschinenbauer bei der Inbetriebnahme sofort um die Ohren. Wir haben zu viele akademische Theoretiker die meinen alles besser zu wissen und Gott ersetzen zu können. Uns fehlen ideologiefreie Praktiker mit (Lebens-) Erfahrung auf allen Gebieten.
Und das ein Prophet im eigenen Land nichts gilt ist eine alte Weisheit.
Beten wir dass wir von den schlimmsten Dummheiten unserer Gesellschaft verschont bleiben.


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 Benno Faessler-Good 8. Jänner 2023 
 

"Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?"

Zitat aus dem Evangelium nach Lukas 24,1-8:

"Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. Da sahen sie, daß der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. Während sie ratlos dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen:


Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muß den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen. Da erinnerten sie sich an seine Worte."

Steht der Tod im Vordergrund oder der Glaube an die Auferstehung?


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 Zeitzeuge 8. Jänner 2023 
 

Lieber Chris2, im Link interessante Ausführungen

über die Beisetzung des früheren Papstes

Benedikt XVI. vom atheistischen, ehemaligen

tschechischen Staatspräsidenten Klaus.

beiboot-petri.blogspot.com/2023/01/vaclav-klaus-uber-die-totenmesse-fur.html


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 modernchrist 8. Jänner 2023 
 

Herrlicher und wichtiger Text!

man sollte ihn als kath.net/news/80481 zum Selberlesen an viele Leute weiterleiten, und damit auch für kath.net werben. Wie gut, dass es dieses Portal gibt!
Man braucht etwas Zeit zum Lesen, aber es lohnt sich sehr. So viel Zeit und Hinwendung sollten wir uns für unseren geliebten Papst emeritus nach seinem Tod nochmal nehmen, bevor es morgen wieder in den Alltag geht.


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 Gesualdo 8. Jänner 2023 
 

@Chkhp, ich verstehe schon, was Sie meinen,

möchte aber zur Frage von Gnade - Vergebung - Beichte auf etwas verweisen, was Benedikt XVI. im Jahr 2011 auf die Frage eines Strafgefangenen geantwortet hat. Bitte etwas nach unten scrollen, es geht um die vorletzte Frage.("Ich heiße Gianni, aus der Abteilung G8...")
Ich denke, diese Antwort erklärt in geradezu genialer Weise die Zusammenhänge, bewahrt uns aber auch vor falschem "Wissen", wie die Beziehung meines Nächsten zu Gott ("Vertikale") im Einzelfall wohl aussehen mag.

www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/speeches/2011/december/documents/hf_ben-xvi_spe_20111218_rebibbia-risposte.html


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 chorbisch 8. Jänner 2023 
 

@ j?ngerin; Chris2

@ j?ngerin: Wieso "endlich"?

Schon die Beiträge von Herrn Hahne und Herrn Pfarrer Henkel haben sich doch an denselben Themen und mit sehr ähnlichen Aussagen abgearbeitet. Und in der Vergangenheit gab es solche Beiträge hier doch auch schon.

@ Chris2: Vielleicht haben Sie da andere Erfahrungen gemacht, doch mein Eindruck in Diskussionen mit Menschen, die eine klassische Bildung genossen haben, war eine ziemlich ausgeprägte Überheblichkeit im Tonfall gegenüber allen, die das nicht vorweisen konnten.

Wer Caesar oder Homer nicht ohne Lexikon problemlos im Original lesen konnte, galt für diese Leute als geistig nicht satisfaktionsfähig. Aber auf Leute, für die der Mensch erst mit dem Graecum anfängt, kann ich gerne verzichten.


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 Chkhp 8. Jänner 2023 
 

In seinem Buch "Jesus von Nazareth "

bittet Joseph Ratzinger, Benedikt XVI. um jenen "Vorschuss an Sympathie,ohne den es kein Verstehen gibt".
Dieser Vorschuss an Sympathie wurde Joseph Ratzinger in Deutschland von der großen Mehrheit leider verweigert.
Wenn ich mich frage, warum das so ist, komme ich zu dem Schluss, dass auch dazu die Gnade Gottes erforderlich ist, von der sich leider sehr viele Menschen, auch in der katholischen Kirche, abgeschnitten haben, weil sie so gut wie nie das Sakrament der Beichte, jedoch die Hl. Kommunion wie selbstverständlich empfangen. Wer aber im Stand der schweren Sünde die Hl. Kommunion erhält davon keine Gnaden. Der weit in die katholische Kirche in Deutschland eingedrungene Protestantismus ist hierfür zu einem großen Teil ursächlich. Die reine katholische Lehre wird in Deutschland schon lange nicht mehr vermittelt.
Das ist alles so traurig,wenn man bedenkt, dass man mit einer guten Hl. Beichte die Freundschaft mit Gott wieder herstellen und das Licht der Gnade empfangen könnte.


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 Chris2 8. Jänner 2023 
 

Das ist mit das Schlimmste an dieser Zeit,

dass der vernunftbasierte Atheismus fast zur Gänze verschwunden ist, der per se für gute Argumente Andersdenkender offen und an der Erweiterung des eigenen Horizonts und Wissens interessiert ist. Bestenfalls hat er sich in private Zirkel zurückgezogen, wahrscheinlich aber ist er mit der klassischen Bildung weitgehend verdunstet. Politik und Medien (und leider auch teilweise auch die Kirche) werden heute meist bestenfalls von gutmeinenden Aktivisten, meist aber von sich den Mächtigen anbiedernden Opportunisten ge- und verführt. Am Schöimmsten aber sind die lautstarken Studienabbrecher, die nur in der Politik etwas werden konnten, indem sie sich skrupellos und bequem mit Verbalkeulen jeglicher Kritik, Kritiker und Konkurrenten entledigten, bis es sie ganz nach oben schwemmte. Was bei alledem unter die Räder gerät, ist die Wahrheit. Und genau deswegen ist Benedikt XVI. so unbequem, weil er wie kaum anderer die Frage und Antwort zur Frage des Pilatus verkörperte:
Quid est veritas


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 Hängematte 8. Jänner 2023 
 

Mt 24,11-13 'Viele falsche Propheten werden auftreten und sie werden viele irreführen.

Genau das erlebt man seit 1968.
Wann wird dieser Bann endlich gebrochen???


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 Pferdediebin 8. Jänner 2023 
 

Großartig

Ich gehöre eher in die Ecke der Agnostiker, aber dieser Text hat mir aus der Seele gesprochen. Diese Pseudojournalisten- und andere deppen, die nie auch nur ansatzweise ihren geistigen Horizont betreffs Ratzinger wenigstens um einen Nanometer erweitert hätten, maßen sich an, einen Sterbenden bzw. Verstorbenen in den Dreck zu treten. Vergessen wir sie, sie sind keinen weiteren Gedanken wert.


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 j?ngerin 8. Jänner 2023 
 

Endlich spricht jemand Klartext = hat den Mut zur Wahrheit

Danke für diesen hervorragenden Artikel. Hoffentlich lesen ihn sehr viele Menschen und lassen sich dadurch in ihrem Glauben bestärken!


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