Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  3. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  6. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  7. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  8. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  9. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  10. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  11. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. "Jesus ringt mit dem Vater. Er ringt mit sich selbst. Und er ringt um uns"
  14. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’
  15. 115-jährige Nonne: Gebet ist Erfolgsrezept für langes Leben

„Die theokratischen Regime müssen enden“

27. Februar 2019 in Interview, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Kardinal Sako im Gespräch mit „Kirche in Not“ – Sako: „Während der dreieinhalb Jahre der Vertreibung, als die Christen aus der Ninive-Ebene flüchten mussten, hat ‚Kirche in Not‘ wahre Wunder vollbracht.“ Von Volker Niggewöhner


München (katn.net/KIN) Der Irak bestimmt nicht mehr die täglichen Schlagzeilen. Dennoch bleibt die Lage angespannt – nicht nur wegen des schwelenden Kurdenkonflikts. Der sogenannte „Islamische Staat“ ist militärisch geschlagen, doch die Gefahr ist nicht gebannt. So schwanken viele Iraker zwischen Gehen und Bleiben, auch die christliche Minderheit.
Die Päpstliche Stiftung „Kirche in Not“ trägt zusammen mit den lokalen Kirchen dazu bei, dass die Christen in ihr jahrhundertealtes Siedlungsgebiet zurückkehren können: In den Ortschaften der Ninive-Ebene sind mittlerweile rund die Hälfte der zerstörten Gebäude wiederaufgebaut und die Hälfte der früheren Bewohner zurückgekehrt.
Ein Befund, den das geistliche Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Christen freut – auch wenn ihm die Sorge über die zukünftige Entwicklung umtreibt: Louis Raphael Sako (70) ist seit 2013 Patriarch der über einer halben Million chaldäischen Christen weltweit. Im Juni 2018 wurde Sako von Papst Franziskus in das Kardinalskollegium aufgenommen – ein Zeichen der Wertschätzung für die Christen im Nahen Osten.
Kardinal Sako war im Februar 2019 zu Gast bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Bei dieser Gelegenheit kam es auch zu einer Begegnung mit den Verantwortlichen von „Kirche in Not“ Deutschland. Über die Perspektiven für die Christen im Irak, Erwartungen an die internationale Politik und warum ein Papstbesuch die Lage verbessern könnte, hat Volker Niggewöhner mit Patriarch Sako gesprochen.

Volker Niggewöhner: Wie sehen Sie die aktuelle politische Situation im Irak?

Louis Raphael I. Kardinal Sako: Es ist eine unübersichtliche Lage. Die Menschen im Irak haben keine klare Vision für ihre Zukunft. Es gibt keine Strategie der Regierung. Die Politiker sind nicht ausreichend auf diese große Aufgabe vorbereitet. Die Stammesmentalität ist weit verbreitet, hinzu kommt die politische und religiöse Zersplitterung. Die Menschen sind nicht geeint, um einen Rechtsstaat aufzubauen.

Kirche in Not: Schauen wir auf die Situation der Christen im Irak: Viele von ihnen sind vor den Gräueltaten des sogenannten „Islamischen Staates“ geflohen. Aber auch schon vorher haben viele Christen das Land verlassen. Können Sie das in Zahlen benennen?

Kardinal Sako: Rund eine Million Christen haben den Irak verlassen. Es gab keine Sicherheit für sie, und sie waren als Nicht-Muslime einem gewaltigen Druck ausgesetzt. Es wurden regelrechte Mauern errichtet zwischen den Religionen und Ethnien: kurdischen, arabisch- und türkischstämmigen Irakern und so fort.


„,Kirche in Not῾ hat wahre Wunder vollbracht“

Kirche in Not: Mittlerweile kehren aber auch Christen in ihre Heimat zurück …

Kardinal Sako: Teilweise! Es kommen vor allem die vertriebenen Christen zurück, die sich noch im Irak aufhalten. Nach der Befreiung der Ninive-Ebene sind circa 16 000 Familien in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Aber viele Christen zögern noch. Der Aufbau kommt voran, aber das Leben dort ist sehr schwer.

Kirche in Not: Wie wichtig ist die Hilfe von „Kirche in Not“ bei der Rückkehr der Christen?

Kardinal Sako: „Kirche in Not“ und weitere Partner haben den irakischen Christen maßgeblich dabei geholfen, zu bleiben und zu überleben. Auch ausländische Regierungen haben die irakischen Christen sehr unterstützt, zum Beispiel Ungarn und Österreich. Wir sind sehr dankbar dafür.

Während der dreieinhalb Jahre der Vertreibung, als die Christen aus der Ninive-Ebene flüchten mussten, hat „Kirche in Not“ wahre Wunder vollbracht. Das Hilfswerk hat Schulen gebaut, medizinische Versorgungszentren, Notunterkünfte und vieles mehr. Jetzt verändert sich die Lage: Es steht nicht mehr nur die materielle Nothilfe im Vordergrund. Es geht auch um die wichtige Frage, wie wir die Menschen gut ausbilden und pastoral begleiten können.

Kirche in Not: Wie steht es um die Sicherheit in der Ninive-Ebene?

Kardinal Sako: Momentan ist es relativ sicher. Aber niemand kann sagen, wie sich das entwickelt. Der IS ist militärisch zwar geschlagen, aber die Ideologie lebt noch und sie ist stark!

Kirche in Not: Die Ninive-Ebene liegt ja sehr nahe am kurdischen Teil des Irak. Viele Christen haben dort Zuflucht gefunden. Wie beurteilen Sie die Rolle der Türkei im Kurdenkonflikt?

Kardinal Sako: Nicht nur die Türkei, auch zahlreiche andere Länder machen ihren Einfluss im Irak geltend: die USA, Iran, Saudi-Arabien und andere. Es ist ein Wirtschaftskrieg - in erster Linie geht es um Zugang zu den Erdölquellen. Die Auseinandersetzung hat auch eine religiöse Dimension: Das betritt vor allem die Spannungen zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Jede dieser beiden Richtungen möchte ihre eigene Politik durchsetzen – ohne Rücksicht auf Menschenrechte oder die staatliche Souveränität.

„Der Islam muss sich grundlegend erneuern“

Kirche in Not: Wie geht es den Christen in anderen Teilen des Irak?

Kardinal Sako: Sie stehen nach wie vor unter Druck von Seiten der muslimischen Mehrheit. Diese Intoleranz ist tief in der Mentalität verwurzelt. Der Islam müsste sich grundlegend erneuern. Er sollte die religiöse Vielfalt anerkennen und Minderheitenrechte akzeptieren. Bürgerrechte sollten auf der Basis der Staats- und nicht der Religionszugehörigkeit gewährt werden. Religion ist eine Sache zwischen mir und Gott. Für meine Rechte und Pflichten als Staatsbürger spielt das keine Rolle. Die theokratischen Regime müssen enden.

Es kann keinen islamischen Staat mehr geben, wie es zur Zeit der islamischen Expansion im 7. Jahrhundert war. Auch wir Christen haben im Mittelalter sehr machtpolitisch gedacht. Aber wir haben einen Wandel durchgemacht. Ich sage meinen islamischen Gesprächspartner oft: „Ihr solltet von der christlichen Erfahrung lernen.“

Kirche in Not: Sie sind zu Gast bei der Münchner Sicherheitskonferenz, bei der Politiker und Entscheidungsträger aus aller Welt zusammenkommen. Was sind Ihre Erwartungen?

Kardinal Sako: Hier trifft sich eine kleine Elite. Aber der Dialog über Sicherheit und Frieden sollte in den betroffenen Ländern geführt werden, nicht hier. Die Bevölkerung, die Politiker und die religiösen Autoritäten sollten miteinbezogen werden, um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Wenn die Staatengemeinschaft dem Nahen Osten helfen will, sollten sie sich lokal engagieren. Die Menschen im Irak, in Syrien, im Jemen oder anderswo brauchen in erste Linie eine gute Ausbildung, um Werte für ein friedliches Zusammenleben vermittelt zu bekommen. So könnte ein Mentalitätswandel einsetzen.

Kirche in Not: Anfang Februar haben Papst Franziskus und der Großimam der Al-Azhar-Universität von Kairo, einer der bedeutendsten Geistlichen des sunnitischen Islam, eine Friedenserklärung unterzeichnet. Anlass war der erste Papstbesuch auf der Arabischen Halbinsel. Könnte das auch Auswirkungen auf das Zusammenleben von Christen und Muslimen im Irak und im ganzen Nahen Osten haben?

Kardinal Sako: Ich glaube ja. Das war eine starke Botschaft. Gewalt und Extremismus müssen enden. Wir müssen uns gemeinsam für mehr Frieden und Freiheit einsetzen. Warum wird noch immer im Namen von Religion getötet? Religion hat eine andere Botschaft: in Würde leben. Es kommt etwas im Islam in Bewegung. Die Gesten von Papst Franziskus haben das möglich gemacht. Das hat schon mit seinem Besuch in Ägypten [im April 2017; Anm. d. Red] begonnen und wurde jetzt beim Aufenthalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten verstärkt. Der Papst hat einen Mentalitätswandel bewirkt. Das nehmen wir im Irak sehr aufmerksam wahr. Wir hoffen umso mehr, dass er auch bald zu uns kommt.
„Die Christen im Westen sollten Position beziehen“

Kirche in Not: Ein Papstbesuch im Irak könnte also aus Ihrer Sicht viel bewegen?

Kardinal Sako: Wir brauchen ihn. Der Papst hat eine prophetische Kraft. In Abu Dhabi haben Millionen Muslime die heilige Messe mit Franziskus verfolgt. Und das war das erste Mal, dass Muslime erleben konnten, wie Christen beten. Viele haben auch zum ersten Mal eine Lesung aus der Bibel gehört. Das kann dazu beitragen, dass sie ihre Haltung den Christen gegenüber überdenken.

Kirche in Not: Was können die Christen in Europa von den Christen im Irak lernen?

Kardinal Sako: Eine Zahl kann die Haltung der irakischen Christen deutlich machen: 120 000 von ihnen mussten im August 2014 in einer einzigen Nacht fliehen, als der IS kam. Sie haben alles verloren – nur weil sie Christen waren. Viele von ihnen wurden getötet: Priester, Bischöfe, auch viele junge Leute. Aber nicht mal ein Prozent der Christen hat sich zur Konversion zwingen lassen.

Auch in vielen anderen Ländern im Nahen Osten werden Christen verfolgt und diskriminiert. Dennoch bleiben sie ihrem Glauben treu. Das ist ein Licht, das auch auf die Christen im Westen ausstrahlt. Das sollte viel mehr bekannt gemacht werden. Christsein ist keine passive Haltung. Die Christen im Westen sollten sich engagieren, Position beziehen. Sie sollten ihr Christsein mutig bekennen, anstatt sich zu verstecken. Sie müssen sich ihre Rolle und Sendung bewusst sein, die sie für die Gesellschaft haben.

Helfen Sie den Christen im Irak, wieder Fuß zu fassen und eine sichere Zukunft aufzubauen. Spenden sind möglich:

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Kardinal Sako

© Kirche in Not


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Freude_am_Glauben 27. Februar 2019 
 

NICHT MAL EIN PROZENT! konvertierte zum Islam.....

In Abu Dhabi haben Millionen Muslime die heilige Messe mit Franziskus verfolgt. Und das war das erste Mal, dass Muslime erleben konnten, wie Christen beten.

Viele haben auch zum ersten Mal eine Lesung aus der Bibel gehört. Das kann dazu beitragen, dass sie ihre Haltung den Christen gegenüber überdenken.

120 000 irakische Christen mussten im August 2014 in einer einzigen Nacht fliehen, als der IS kam. Sie haben alles verloren – nur weil sie Christen waren. Viele von ihnen wurden getötet: Priester, Bischöfe, auch viele junge Leute. Aber nicht mal ein Prozent der Christen hat sich zur Konversion zwingen lassen.

NICHT MAL EIN PROZENT!

Diese Nachricht verdient sehr viel mehr Beachtung als die derzeit meistkommentierte zu Bischof Zanchetta.

Das ist meine Meinung!

Beten hilft. Immer!


6
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Irak

  1. Nordirak: Angespannte Sicherheitslage in der Ninive-Ebene
  2. Irakischer Erzbischof: Leben in Mosul normalisiert sich
  3. Irak: Erzbischof befürchtet „schwerwiegende Folgen“
  4. Irak: Kirche würdigt muslimische Rettungsaktion von Christinnen
  5. Kardinal: Wiederaufbau des Irak braucht "Kultur des Respekts"
  6. „Kirche in Not“ startet neues Großprojekt im Irak
  7. Bagdad von Sicherheitskräften abgeriegelt
  8. Vor Islamisten gerettete Handschrift soll in den Irak zurück
  9. Freude über geplante Papst-Reise in den Irak
  10. Erzbischof Warda: BBC hat verfolgte Christen und Jesiden aus irakischer Geschichte „wegretuschiert“






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  6. Roma locuta - causa (non) finita?
  7. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  8. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  9. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  10. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  11. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  12. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  13. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  14. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  15. Wacht und betet!

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz