Paddy Kelly: Leben ohne Gott ist wie eine Gitarre ohne Koffer

in Interview


"Ich bin erst dann zufrieden, wenn ich diesen Schatz mit anderen teilen kann." Über seinen Glauben spricht Paddy Kelly im Exklusiv-Interview mit KATH.NET


Köln-Linz (www.kath.net)

KATH.NET: Paddy, Du bekennst Dich seit einiger Zeit zum katholischenGlauben, wann bist Du dazu gekommen und was war der Anlass?

PADDY: Meine Familie war schon immer katholisch. Mein Vater ist als jungerMann vier Jahre bei den Jesuiten gewesen. Meine Mutter war auch sehr gläubig, aber mehr fürsich, eher versteckt. In den letzten zehn Jahren sind durch den ganzen Erfolg und den ganzenRummel leider andere Werte wichtiger geworden. Wir sind einfach vom Wesentlichen abgelenktworden. Ich hatte vor knapp drei Jahren eine ziemliche persönliche Krise. Ich hatte mich vonmeiner damaligen Freundin getrennt und auch den Tod meiner Mutter spät verarbeitet.

Auf jeden Fall begann ich dann mit dem Bibellesen, und dann habe ich sogarden Koran gekauft. Ich hatte auch eine Bekannte, die sich mit Buddhismus gut auskannte. Ich warganz einfach auf der Suche.

Die Standardfragen waren dann: Wo komme ich her? Was mache ich hier? Wo geheich hin? Ich habe versucht, darauf Antworten zu finden. Irgendwann ist dann spätabends imFernsehen eine Dokumentation über den Wallfahrtsort Lourdes gelaufen. Dies habe ich alsZeichen empfunden und ich fühlte mich magnetisch dort hingezogen. Zwei, drei Tage später binich mit zwei meiner Schwestern nach Lourdes gefahren und habe dort vier Tage verbracht.

Wir haben dort das gesamte Programm mitgemacht. Ich habe mir einenRosenkranz gekauft, und angefangen zu beten. Ich habe dort einige tiefe Erfahrungen erlebt.Für mich war das so, dass die Muttergottes dort in meiner Seele einen Sameneingepflanzt hat und mit Hilfe des Gebets und den Sakramenten ist mein Glaube Stück für Stückgewachsen.

Später bin ich dann noch zwei bis dreimal nach Frankreich und Österreich inverschiedene Klöster gefahren, um mein Wissen zu stärken. Heute weiß ich, dass ein Lebenohne Gott wie eine Gitarre ohne Koffer ist: Erst kommt ein Kratzer daran, dann noch einRiss und früher oder später geht die Gitarre (die Seele) kaputt. Gott ist jetzt das Zentrum inmeinem Leben geworden. Alles andere ist sekundär. Es hat eine Weile gedauert, bis ich Jesus kennen gelernt habe. Es war sehrstark mit Maria und sie hat mich dann zu ihm hingeführt. Für das Lied "Thanking Blessed Mary"hatte ich fast vier Monate lang den Text gesucht, und erst als ich Jesus kennen gelernt habe,hatte ich die letzte Strophe geschrieben.

KATH.NET: Wie lebst Du den Glauben im Alltag?

Ich versuche die Botschaften von Medjugorje zu leben, das heisst dannkonkret: Hl. Messe, Lesen der Bibel, Rosenkranz, Monatliche Beichte und zwei Mal in der Wochefasten.

KATH.NET: Wie bist Du eigentlich zu Medjugorje gekommen und wie wichtig wardies für Dein Glaubensleben?

PADDY: Im Sommer 2000 war ich mit meinen Geschwistern Jimmy und Barby aufPilgerreise. Wir sind zuerst nach Südfrankreich gegangen und daraufhin wurden wir von dreiverschiedenen Leuten eingeladen, nach Medjugorje zu gehen. Wir waren drei bis vier Tagebeim Jugendfestival und hatten mit Pater Jozo Zovko einen Nachmittag verbracht, der uns sagte,dass wir mit dem Rest unserer Familie nach Medjugorje kommen sollten. Wir verstanden uns alseine Art Brücke für die anderen. Und so ist dann der Bezug zu Medjugorje gekommen. Im Herbstwar dann mein Vater mit Jimmy noch einmal in Medjugorje, und wir sind dann jetzt im Märzmit der gesamten Familie hinuntergefahren und auch dann zum Jugendfestival Anfang August.

KATH.NET: Du warst im Jahr 2000 auch beim Weltjugendtag in Rom. Bist Du daserste Mal bei einem Weltjugendtag dabei gewesen?

PADDY: Wir waren bereits 1995 beim Europäischen Jugendtreffen in Loretto.Wir haben dort für den Papst und vielen Jugendlichen gesungen. Im Jahr 2000 waren Jimmy undich in Rom als private Pilger in Rom.

KATH.NET:Was bedeutet der Papst für Dich? Welche Wirkung hat er auf Dich?

PADDY: Johannes Paul II. ist für mich so etwas ähnliches wie der Stern, derdie hl. drei Könige nach Bethlehem geführt hat. Früher waren die Sterne die Orientierung für dieSchiffe, damit sie nicht vom Kurs abkommen. Der Papst ist für mich so ein Stern. Wir haben ihnin 1995 kurz in Loreto getroffen. Diese Ausstrahlung von ihm ist Wahnsinn. Man spürt eineso starke Präsenz des hl. Geistes, wenn man ihn von Nahe sieht.

Lourdes war für mich die Bekehrung und in Rom habe ich beim Weltjugendtag amTor Vergata mein Leben in Gottes Hand gelegt. Dort bin ich kniend durchgegangen und ichhabe nur gesagt: Totus tuus (Ganz Dein). Es war für mich ein "Step of faith", ein Schritt desVertrauens. Ab diesen Punkt ist es nur mehr bergauf gegangen.

Früher habe ich nicht verstanden, warum man zu Gott "Ja" sagen sollte. Jetztverstehe ich es besser. Mutter Teresa sagte, dass Heiligkeit von unserem Willen und vonGottes Gnade abhängt.

In Rom habe ich versucht, ein "JA" ohne Bedingungen zu geben. Das isteinfach phantastisch. Jetzt versuche ich dies täglich, ich versuche - wie Mutter Teresa sagt - 24Stunden am Tag "mit Gott, für Gott und zu Gott zu leben". Ich bin kein Theologe und Philosophaber in der Bibel steht: "Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten"(LK 6,44). Bis jetzt sind dieFrüchte, die ich in mir selber sehe, sehr positiv. Der Himmel ist mein Ziel, die Sakramente und dasGebet sind der Sprit. Am schnellsten kommt man ans Ziel, wenn man Gott das Steuer überlässt.

KATH.NET: Du hast vor einigen Monaten in Linz (Österreich) ein Konzertgegeben und Dich bei der "Aktion Eva" (Aktionswoche gegen Abtreibung) von "Jugend für das Leben"engagiert. Warum hast Du das getan? Was bedeutet Abtreibung für Dich?

PADDY: Für mich ist Abtreibung das größte Verbrechen, das die Menschheitbegeht. Das Problem ist, dass es legal ist und dass heute viele "legal" mit "gut" verwechseln. Wenn es Kriege oder andere Katastrophen gibt, bei denen viele Menschensterben, berichtet die ganze Welt darüber, aber über die Millionen von ungeborenen Kindern, diejährlich auf grausamste Weise getötet werden, sieht und hört man fast nichts. Das istWahnsinn.

KATH.NET: Du bekennst Dich jetzt sehr offen zu Deinen Glauben. Was ist DeineBotschaft für die Fans, die nicht gläubig sind und die meinen, dass Du vielleicht spinnst oderdurchdrehst?

PADDY: Für mich ist das so ähnlich, wie wenn man sich verliebt. Man möchtees sofort allen sagen. Der Glaube ist etwas sehr Intimes. Über Sexualität redet man auchnicht mit jedem. Daher ist es oft schwer darüber zu sprechen, ohne dass jemand sich zu sehrin seine Intimität eingedrungen fühlt

Mir fällt es einfacher darüber zu singen. Ich sehe, wie eine Generationhungert nach dem, was ich gefunden habe. Das ist Gott, das ist die Wahrheit, das ist die Liebe.Alles macht Sinn, wenn man das entdeckt hat. Es ist wie ein Schatz, den ich gefunden habe. Ich binaber erst dann zufrieden, wenn ich diesen Schatz mit anderen teilen kann.

KATH.NET: Was kann man jemandem sagen, der durch Dein Bekenntnis auf derSuche nach Gott ist?

PADDY KELLY:

Ich empfehle das Lesen der Bibel, mit dem Gebet zu beginnen und nachMedjugorje zu gehen. Wenn man jetzt nicht das Geld hat, um nach Medjugorje zu fahren, kann manauch zu Hause mit dem Gebet beginnen. In der Bibel und im Gebet wird man alle Antworten aufdie Fragen des Lebens finden, vielleicht nicht immer, wie man es sich wünscht, aber wie esfür einen am besten ist. Gott weiß, was wir brauchen. Wir müssen uns nur ihm öffnen und bitten,dass sein Wille geschehe. Mutter Teresa sagte: Jeder Mensch ist aus Liebe geschaffen und umzu lieben und geliebt zu werden. Gott ist die Liebe. (1 JOH 4,16)

KATH.NET: Danke für das Gespräch.

Copyright: Foto + Bericht by www.kath.net

Anmerkungen:

1.) Das Interview ist von Paddy Kelly autorisiert.

2.) Wir freuen uns auf Reaktionen auf dieses Interview. Die interessantesten Reaktionen werden auf einer Spezial-Seite veröffentlicht werden und auch an Paddy Kelly weitergegeben. Alle Zuschriften, die uns bis 15. November erreichen, werden berücksichtigt
Zuschriften an:
[email protected]

3.)Das Interview darf ohne ausdrückliche Genehmigung weder in Teilen noch als Ganzes weiterverbreitet werden. Ansuchen um teilweise Übernahme bitte an
[email protected]


Danke für alle bisherigen Anfragen.

Die Reichweite des Interviews dürfte aufgrund der zugesagten Übernahmen in verschied. Printmedien schon jetzt in einem sechsstelligen Leser-Bereich sein.

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Englische Übersetzung (VonPaddy Kelly autorisiert)
durch

Intervista in Italiano / Von Elisabeth Bachmann

Interview in polnischer Sprache

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6. Jänner 2002 - Die Kelly Family in Wien
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