Hollywood feiert sich selbst

28. Februar 2005 in Aktuelles


Mit "Million Dollar Baby" antwortet Hollywood auf die unverdaute Herausforderung durch die "Passion Christi". Hinter die Kulissen der Oskar-Vergabe blickt Franziskus v.Ritter-Groenesteyn.


München (www.kath.net) Wieder einmal beweist die Awards Acadamy – die Global-Players des Kino-Marktes –, dass die Oskar-Vergabe primär eine politische Entscheidung ist und nur in sekundärer Hinsicht von schauspielerischem Talent oder Begabung im Allgemeinen getragen wird.Während „Die Passion Christi“ seit geraumer Zeit mit Minor-Player-Preisen geradezu überhäuft wird, hatte die Academy dem „wichtigsten Film des Jahres 2004“ nach langem, zähen Ringen gerade einmal drei Nominierungen in reinen Nebenkategorien zugestanden: Kamera, Musik und Make-up. Wen wundert es – die Oskars gingen heute Nacht an andere.

Doch der Blick auf den Hauptgewinner des Abends, Clint Eastwoods „Million Dollar Baby“, lässt einen noch tieferen Blick in die Psyche der Traumfabrik zu. Gestern wurde es wahr: Eastwoods Box-Streifen über Sieg und Niederlage erboxte sich die höchsten cineastisten Gunsterweise: Bester Film, beste Regie (Eastwood), beste Hauptdarstellerin (Hillary Swank) und beste männliche Nebenrolle (Morgan Feeman).

Keine der geehrten Leistungen sei hier angezweifelt, darum geht es nicht. Es geht um einen Blick hinter die Kulissen, es geht um einen Blick hinein in die Seele der Jury, es geht um eine psychische Bestandsaufnahme der Traumfabrik. Und da zeigt es sich, dass der Box-Film die Antwort Hollywoods ist auf die noch immer unverdaute Herausforderung durch die „Passion Christi“. Denn eines ist „Million Dollar Baby“ ganz gewiss: ein religiöser, anti-katholischer Film, der sich katholisch gibt.

Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Es ist die Antwort Hollywoods, so wie sie Religion verstanden haben wissen will, das, was sie bereit ist an Religiösem zuzugestehen und sich selbst als Pseudomedizin zur Heilung der Wunde zu verabreichen, die ihnen die „Passion“ geschlagen hat – in kleinen übersichtlichen Dosen, durch einen Arzt und einen „Christus“, den sie sich erst kürzlich durch einen Oskar gekürt hatten. (Dies ist bereit Eastwoods zweiter Oskar, und auch sein erster war für einen Film, in dem Religion ziemlich schlecht wegkam: Das Pädophilie-Drama „Mystic River“. Und Swank wurde geehrt für ein Transsexuellen-Drama, für „Boys don’t cry“ ).

Boxen als Metapher für das Leben, Gespräche über Religion, kirchliche Drehorte, all das macht ihn nicht zu einem religiösen Film. Es ist nichts Geringeres als die Dimension der heiligen Dreifaltigkeit selbst. Der Film zieht sie ins Irdische hinab, hinein in ein Milieu, in dem die Fäuste die Gebete sprechen. Frankie (Eastwood!) als allmächtiger Gott-Vater der Boxbranche, Eddie (Freeman) der heilende Heilige Geist und Maggie (Swank) als hingegebener Christus, der/die sich naturgemäß am Ende opfert und im Ring stirbt.

Was Hollywood gestern Abend ausgezeichnet und prämiert hat, ist nicht etwa irgendein Streifen mit großen schauspielerischen Leistungen, einer großartigen Regie und eines interessanten Plots. Es ist nichts weniger als das armselige, cineastische Plagiat der Heiligsten und unbegreiflichen Dreifaltigkeit des Himmels.


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