Franziskanerinnen von Thuine vor ‚schwerwiegender’ Herausforderung

7. September 2004 in Deutschland


90 Schwestern haben sich in Rom für Sonderrechte eingesetzt, die einer Trennung gleichkämen. Das Ansuchen wurde abgelehnt.


Thuine / Osnabrück (www.kath.net) Einer der größten deutschen Frauenorden steht vor einer Zerreißprobe: 90 Schwestern der Thuiner Franziskanerinnen haben in Rom um Ausnahmeregelungen innerhalb des Ordens oder aber um die Gründung einer neuen Gemeinschaft gebeten, berichtete der Osnabrücker „Kirchenbote“.

Die Generalvikarin der Kongregation, Schwester Engratia Brinkmann, bestätigte dies in einem Gespräch mit der Zeitung. Die zuständige Kongregation erteilte jedoch beiden Alternativen eine Absage. Jede Schwester, die den Antrag unterzeichnet habe, sei „vor eine persönliche Entscheidung gestellt“, sagte die Generalvikarin, nämlich den Austritt oder die weitere Zugehörigkeit zu wählen.

Der 1869 in Thuine gegründeten Kongregation gehören heute weltweit rund 1.600 Schwestern an. Grundlage ihrer Lebensform ist die Regel des Dritten Ordens des heiligen Franziskus. Die Schwestern sind vor allem in Erziehung und Unterricht tätig, in der Krankenpflege, Altenpflege, Behindertenarbeit, Haushaltsführung sowie in pastoralen und sozialen Diensten. Niederlassungen der Kongregation gibt es auch in Holland, Japan, Indonesien, Tansania, Brasilien, Papua-Neuguinea und in den USA.

Generaloberin Mutter Margaretha Maria Brand richtete ein Schreiben an alle Schwestern, in dem sie die derzeitige Lage als „schwerwiegende Herausforderung“ bezeichnete. Die Bitte der 90 Schwestern, einen Zweig innerhalb der Kongregation zu bilden, komme „faktisch einer vollständigen Trennung von unserer Kongregation gleich“, schreibt die Generaloberin. Sie umfasse nämlich „räumliche und personelle Sonderstellung mit eigener Güterverwaltung und unter einer autonomen Autorität, die nicht jene der rechtmäßigen Generaloberin ist“.

Bischof Franz-Josef Bode erklärte sich bereit, beim Klärungsprozess zu helfen. Das Bistum biete den Schwestern geistliche Begleitung an, sagte er dem „Kirchenboten“ sagte er. Der Orden habe „wegen seiner geistlichen Ausstrahlung eine große Bedeutung für das Bistum Osnabrück“. Er sei eine Gemeinschaft päpstlichen Rechts und unterstehe direkt Rom, der Ortsbischof habe keine Entscheidungsbefugnis.

Foto: www.franziskanerinnen-thuine.de


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