Der Stolz - verankert in der Ursünde - der große Kampf des Christen

6. März 2024 in Aktuelles


Franziskus: Der Stolz zerstört die Beziehung zu Gott und den Mitmenschen. Die radikale Sünde, der absurde Anspruch, wie Gott zu sein. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Vor dem Herrn und den Menschen ist Stolz verhasst, / Unrecht gilt beiden als Verfehlung. […] Was überhebt sich Erde und Staub? / Noch während seines Lebens werfe ich seine Eingeweide heraus. […] Des Stolzes Anfang beim Menschen ist es, sich zu entfernen vom Herrn, / und sein Herz hat sich von seinem Schöpfer abgewandt. […] Der Herr hat Throne von Herrschern umgestürzt / und hat die Sanftmütigen an ihre Stelle gesetzt“ (Sir 10.7-9-12-24).

Neunte Generalaudienz des Jahres 2024, zum ersten Mal wieder auf dem Petersplatz. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Thema der Tugenden und Laster fort. Der Papst befasste sich in der zehnten Katechese mit dem schwerden Laster des Stolzes. Die Katechese wurde von einem Mitarbeiter der Staatssekretariats verlesen.

Dieses Laster gehe letztlich zurück auf die Ursünde, die darin bestehe, wie Gott sein zu wollen (Gen 3,5). Er zerstöre die Beziehung zu Gott und den Mitmenschen. Weil der Hochmütige sich den anderen überlegen fühle, begegnet er ihnen mit Geringschätzung.

Schnell und hart beurteile und verurteile er sie, selbst aber verträgt er kaum Kritik. Das Laster des Stolzes sei nur schwer heilbar – die fehlende Demut erlerne man häufig nur mit viel Geduld oder auf „die harte Tour“, wie Petrus, der sich zunächst seiner Treue zum Herrn vor den anderen rühmt (vgl. Mt 26,33), kurz darauf aber bitterlich weinend erkennen muss, dass er sich überschätzt hatte und nicht besser ist als die anderen:

„Vertrauen wir nicht stolz auf die eigenen Kräfte, sondern demütig auf die Gnade des Herrn“.

Die alten Griechen definierten den Stolz mit einem Wort, das man mit „übermäßiger Pracht“ (vgl. „Hybris“) übersetzen könnte. In der Tat bedeute Stolz Selbsterhöhung, Einbildung, Eitelkeit. Der Begriff erscheine auch in jener Reihe von Lastern, die Jesus aufzähle, um zu erklären, dass das Böse immer aus dem Herzen des Menschen komme (vgl. Mk 7,22).

Der Stolze sei jemand, der sich für viel mehr halte, als er in Wirklichkeit sei. Einer, der darum bange, als größer als die anderen anerkannt zu werden, der immer seine eigenen Verdienste anerkannt sehen wolle und die anderen verachte, indem er sie für minderwertig halte.

Anhand dieser ersten Beschreibung sähen wir, dass das Laster des Stolzes dem des Hochmuts, das letzte Woche vorgestellt werden sei, sehr ähnlich sei: „Auch wenn der Hochmut eine Krankheit des menschlichen Ichs ist, so ist er doch eine Kinderkrankheit im Vergleich zu den Verwüstungen, die der Stolz anrichten kann“.

Bei der Analyse der menschlichen Laster „erkannten die Mönche des Altertums eine bestimmte Reihenfolge in der Abfolge der Übel: Man beginnt mit den gröbsten Sünden, wie der Völlerei, und gelangt zu den beunruhigendsten Monstern. Von allen Lastern ist der Stolz der große König“.

Es sei kein Zufall, dass Dante ihn in der „Göttlichen Komödie“ an die erste Stelle des Purgatoriums stelle: „Wer diesem Laster nachgibt, ist weit von Gott entfernt, und die Überwindung dieses Übels erfordert Zeit und Mühe, mehr als jeder andere Kampf, zu dem der Christ aufgerufen ist“.

In Wirklichkeit liege in diesem Übel die radikale Sünde, der absurde Anspruch, wie Gott zu sein. Die Sünde der Ureltern, von der im Buch Genesis berichtet werde, sei in jeder Hinsicht eine Sünde des Stolzes. Der Versucher sagt ihnen: „Wenn ihr davon esst, werden eure Augen geöffnet, und ihr werdet wie Gott werden“. Die Schriftsteller der Spiritualität seien mehr darauf bedacht, die Auswirkungen des Stolzes im Alltag zu beschreiben, zu zeigen, wie er die menschlichen Beziehungen zerstöre und wie dieses Übel das Gefühl der Brüderlichkeit vergifte, das die Menschen eigentlich vereinen sollte.

So also die lange Liste der Symptome, die zeigten, dass ein Mensch dem Laster des Stolzes erlegen sei: „Es ist ein Übel mit einer offensichtlichen physischen Erscheinung: Der stolze Mensch ist hochmütig, er hat einen ‚steifen Hals‘, das heißt, er hat einen rigiden Hals, der sich nicht beugt“. Es handle sich um einen Menschen, der leicht zu verächtlichen Urteilen neige: „umsonst fällt er unwiderrufliche Urteile über andere, die ihm hoffnungslos unfähig und untauglich erscheinen.“ In seiner Arroganz vergesse er, dass Jesus uns in den Evangelien nur wenige moralische Gebote gegeben habe, „aber bei einem war er kompromisslos: Richtet niemals“.

Dass man es mit einem stolzen Menschen zu tun habe, merke man daran, dass er auf eine kleine konstruktive Kritik oder eine völlig harmlose Bemerkung übertrieben reagiere, als hätte jemand seine Majestät beleidigt. Er gerate in Wut, er schreie, er breche die Beziehungen zu anderen nachtragend ab.

Mit einem Menschen, der an Stolz erkrankt sei, könne man wenig anfangen. Es sei unmöglich, mit ihm zu reden, geschweige denn ihn zu korrigieren, denn schließlich sei er sich selbst nicht mehr präsent. Man müsse nur Geduld mit ihm haben, denn eines Tages werde sein Gebäude einstürzen. Ein italienisches Sprichwort sage: „Der Stolz geht zu Pferd und kommt zu Fuß zurück".

In den Evangelien habe Jesus mit vielen stolzen Menschen zu tun. Er habe dieses Laster oft sogar bei Menschen aufgedeckt, die es sehr gut versteckt hätten. Petrus stelle seine Treue bis zum Äußersten zur Schau. Bald aber werde er die Erfahrung machen, dass er wie die anderen auch Angst vor dem Tod habe, von dem er nicht ahne, dass er so nahe sein könnte.

So werde der zweite Petrus, der nicht mehr das Kinn hebe, sondern bittere Tränen weine, von Jesus geheilt und endlich fähig sein, die Last der Kirche zu tragen. Vorher habe er eine Anmaßung zur Schau gestellt, die besser nicht zur Schau gestellt werden sollte: „Jetzt ist er stattdessen ein treuer Jünger, den der Herr, ‚über sein ganzes Vermögen einsetzen wird‘“.

Das Heil komme durch die Demut, die das wahre Heilmittel für jede Art von Stolz sei. Im Magnificat singe Maria von dem Gott, der mit seiner Macht die Stolzen in den kranken Gedanken ihres Herzens zerstreut. Es sei sinnlos, Gott etwas zu stehlen, wie es die Stolzen hofften, denn er wolle uns am Ende alles geben.

Deshalb schreibe der Apostel Jakobus an seine Gemeinde, die durch Streitigkeiten, die ihren Ursprung im Stolz hätten, verwundet sei: „Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er Gnade“(Jak 4,6):

„Deshalb lasst uns diese Fastenzeit nutzen, um gegen unseren Stolz zu kämpfen“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschsprachigen Raum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, uns unsere Schwäche und Begrenztheit einzugestehen. Schreiten wir vertrauensvoll voran, denn der Herr beschenkt die Demütigen mit seiner Gnade.

Die Pilger und Besucher aus Polen grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ich begrüße herzlich die polnischen Pilger, insbesondere die Delegation aus dem Karpatenvorland, die anlässlich des 80. Todestages der seligen Familie Ulma gekommen sind. Aus diesem Anlass wird in den Vatikanischen Gärten ein Apfelbaum gepflanzt werden, der vom seligen Józef Ulma veredelt wurde. Ich segne alle von ganzem Herzen.

 

 


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