Bischof Tróccoli: Nuntius in Uruguay sagte, der Segen gemäß Fiducia supplicans „muss“ erteilt werden

4. März 2024 in Weltkirche


Nach großer Aufregung wegen Segnung eines Homopaares reagiert der Bischof der Diözese Maldonato/Uruguay – „Ich verstehe, dass die Medienberichterstattung über die Situation die Sensibilität einiger beeinträchtigt und andere verwirrt haben könnte“


Maldonato (kath.net) Zwei Tage nach ihrer zivilrechtlichen „Verpartnerung“ durfte ein Promipaar eine Segnung durch einen Priester bekommen. Der Schauspieler, Komiker und Regisseur Carlos Perciavalle (82) erlebte die Zeremonie mit dem Theaterproduzenten, Moderator und Kommunikator Jimmy Castilhos (47) im gemeinsamen Garten ohne Anwesenheit von Gästen, der Priester trug keine priesterlichen Abzeichen (siehe Foto). Nach Angaben uruguayischer Medien sagte der Priester: „Da Sie beide Kinder Gottes sind und um den Segen Gottes, unseres Vaters, gebeten haben, ist es mir eine Freude, im Namen der Kirche anwesend zu sein und Ihn darum zu bitten, Sie zu segnen.“ Der Priester stellte eigens fest, dass es sich um eine Segnung und nicht um eine Hochzeit handle. Dann legte er dem ersten der beiden die Hände auf und sagte: „Carlos, möge Gott dich behüten und segnen, dich auf dem Weg des Friedens und der Liebe führen und dir helfen, in der Hingabe an deine Brüder und in der Liebe, die du zu deinen Brüdern hast, zu wachsen. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ Dann wurde über der zweiten Person separat ein analoger Segen gesprochen.

Das Paar wollte die Segnungsveranstaltung zunächst in einer Kirche stattfinden lassen, wurde dann aber nach massiven öffentlichen Protest im Gespräch mit dem Bischof von Maldonato überzeugt, die Segnung auf ihrem „ikonischen“ Anwesen vollziehen zu lassen.

Nach ihrer „Hochzeit“ hat das Paar angekündigt, dass sie angesichts des fortgeschrittenen Alters von Perciavalle so bald wie möglich mit der „Miete einer Leihmutter“ beginnen wollen, also einer von der katholischen Kirche verbotene Praxis. Bereits vor der „Hochzeit“ hatte das Paar erklärt, dass sie sich auf Anregung der mit ihnen befreundeten Astrologin Ludovica Squirru, der Gründerin der argentinischen New Era Spiritual Foundation [Übersetzung ungefähr: Spirituelle Stiftung der Neuen Ära], für eine Hochzeit im „Mondjahr des Drachen“ entschieden hätten. Das alles hinderte Castilhos aber nicht daran, während der Segnung einen Rosenkranz medienwirksam um den Hals – teilweise sogar in der Hand – zu tragen.

Nach der Segnung nahm der Bischof von Maldonado, Milton Tróccoli, in einer Pressemeldung eigens Stellung zu diesen Vorgängen. Er schildert, dass es zumindest ein Gespräch mit dem Paar in seiner Anwesenheit gegeben habe, dabei habe man dem Paar die Vatikanerklärung Fiducia supplicans übergeben und einige Abschnitte davon kommentiert.

Man habe angesichts der „Auswirkungen“, die die geplante Segnung bereits im Vorfeld in der Öffentlichkeit hatte, „die Apostolische Nuntiatur in Uruguay befragt, wie in dieser Situation, von der erwartet wurde, dass sie mediale Aufmerksamkeit haben werde, vorzugehen ist. Uns wurde mitgeteilt, dass der Segen erteilt werden müsse, da ein vom Papst unterzeichnetes Dokument vorliege und wir entsprechend vorgehen sollten.“

Der Bischof erklärte: „Ich verstehe, dass die Medienberichterstattung über die Situation die Sensibilität einiger beeinträchtigt und andere verwirrt haben könnte.“ Der Wortlaut dieses Satzes zeigt: Der Bischof schiebt die Ursache für die Kritik an dem Vorgang der „Medienberichterstattung“ in die Schuhe, sieht sie aber nicht in der kirchlichen Segnung eines bekannten Homopaares. Immerhin bekräftige ja, so der Bischof weiter, wie Fiducia Supplicans erkläre, „die Kirche weiterhin den heiligen Wert der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, die eine ausschließliche, stabile und unauflösliche Verbindung darstellt und für das Leben offen ist. Dies steht außer Frage“, behauptete er.

Allerdings klingt das ganze sehr anders bei den Betroffenen: „Wir waren eine Speerspitze, wir haben den Segen für nichtreguläre Paare innerhalb von weniger als 90 Tagen vom Heiligen Stuhl genehmigen lassen. Für LGTB+-Paare und für Menschen aus geschiedenen Paaren, die jetzt Zugang zum Segen der Kirche haben, waren wir die ersten Menschen, die diesen Segen erhielten. Weltweit der erste Segen, von hier aus, aus Uruguay aus. Das erfüllt uns mit Freude, dieser Fortschritt für die Gesellschaft als Ganzes“, sagte gemäß lateinamerikanischen Medienberichten Jimmy Castilhos spürbar enthusiastisch.

„Wir waren eine Speerspitze, wir haben den Segen für nichtreguläre Paare innerhalb von weniger als 90 Tagen vom Heiligen Stuhl genehmigen lassen. Für LGTB+-Paare und für Menschen aus geschiedenen Paaren, die jetzt Zugang zum Segen der Kirche haben, waren wir die ersten Menschen, die diesen Segen erhielten. Weltweit der erste Segen, von hier aus, aus Uruguay aus. Das erfüllt uns mit Freude, dieser Fortschritt für die Gesellschaft als Ganzes“, sagte gemäß lateinamerikanischen Medienberichten Jimmy Castilhos spürbar enthusiastisch. Und Carlitos Perciavalle fügt hinzu, dass man zuvor „die vielen Menschen“, „die als Sünder und Feinde galten“, nicht in der Kirche haben wollte. Aber „ich bin Zeit meines Lebens Katholik und es tut einem leid, sich dafür zu schämen, wer man ist, aber die Geschichte hat sich verändert“. Diese Interpretation der beiden frisch Gesegneten dürfte sich allerdings nicht völlig deckungsgleich machen lassen mit der Vatikanerklärung Fiducia supplicans und den vom Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Victor Fernández, eiligst nachgeschobenen weiteren Erklärungen zu diesem Themenkomplex.

 

 


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