Fastenzeit: Nicht weniger, sondern mehr!

1. März 2024 in Spirituelles


Wenn selbst Christen die Fastenzeit zum Anlass nehmen, sich an diverse Diäten zu verkaufen, um schon mal die Bikini-Figur für den Sommer anzupeilen, dann sollte das zu denken geben - BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt


Regensburg (kath.net)

Wenn selbst Christen die Fastenzeit zum Anlass nehmen, sich an diverse Diäten zu verkaufen, um schon mal die Bikini-Figur für den Sommer anzupeilen, dann sollte das zu denken geben. Es ist menschlich und durchaus sinnvoll und gut, wenn man die zu vielen Kilos purzeln sehen, weniger Süßkram essen, auf Alkohol oder auf böse Worte verzichten möchte, die manchem zu leicht mal von der Zunge rutschen. Aber wie wäre es, wenn man diesem „weniger“ auch ein „Mehr“ zufügt: Mehr gute Worte, mehr Bibellesung, mehr Fokus auf das Gute im Leben, mehr persönliches Gebet, mehr Gottesbeziehung! Fasten soll den Weg zu Christus ebnen, wie es in der Präfation zur Fastenzeit heißt: „Durch das Fasten des Leibes hältst du die Sünde nieder, erhebst du den Geist, gibst du uns die Kraft und den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus.“

Betrachten wir mal drei Punkte: Worte, Freude am Guten und Gebet.

Worte bewirken, was sie meinen. Davon sind Sprachforscher und Psychologen überzeugt. Worte sind wirkmächtig und schaffen Realitäten; sie können Kraft geben oder lähmen, ermutigen oder ängstigen, aufbauen oder niederschmettern, sie lösen Bilder, Gefühle und Erinnerungen aus. Die wiederum wirken positiv oder negativ auf Psyche, Geist und Körper des Menschen ein. Verbale Entgleisungen im Affekt oder auch schöne Worte sind mehr als eine bloße Aneinanderreihung von Buchstaben. Segen oder Fluch — es liegt an uns, womit wir diese Welt füllen. In der Bibel gilt Segen als unwiderruflich. Als der blinde Isaak bemerkte, dass er trickreich betrogen wurde und statt dem Erstgeborenen Esau seinem zweitgeborenen Sohn Jakob den Segen gegeben hatte, konnte er diesen nicht mehr zurücknehmen, um ihn dann doch noch Esau spenden zu können. Das Wort war schon in der Welt, um seine Wirkung zu entfalten. Gleiches gilt für den Fluch: Einmal in der Welt, beginnen Worte zu wirken. Was für eine Verantwortung! Grund genug, nicht immer das Herz auf der Zunge zu tragen.

Die Freude am Guten wird oft verdeckt durch das zahlreiche Böse in der Welt. In Deutschland haben viele Christen sich in der letzten Woche an den Kopf gefasst — bei all dem Machtgerangel im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), dessen Vorsitzende Synodalität ad absurdum führte als sie sagte, sie fordere Entscheidungskompetenz oder das Miteinander sei gestorben („Für Beratung allein – oder anders gesagt für eine reine Simulation von Synodalität – stehen wir nicht zur Verfügung.“).


Hinzu kommt die Zerrissenheit unter den Bischöfen, dessen Vorsitzender Bischof Georg Bätzing nicht weiß, wie und wohin er seine Herde hinführen soll; er kennt den Weg und das Ziel nicht mehr. Er sagte: „Unser Sprechen von Gott wird sich verändern müssen, dringend. Wir tun ja als Kirche immer noch so, als wüssten wir eindeutig, wie Gott ist und was er von uns erwartet...“ Als Folge der Verirrung versucht man, sich trickreich zwischen den Paragrafen des Kirchenrechts hindurchschlängelnd, an der Selbstsäkularisierung.


Es gäbe Gründe genug, über die Zukunft der Kirche in Deutschland den Kopf zu zerbrechen. Aber streichen wir das Sorgenmachen von der to do-Liste. Denn Sich-Sorgen ist eine Art Rebellion und das Zweifeln an Gottes Zusage, dass er für uns sorgen wird. Hier also das Plädoyer für weniger Sorgen und mehr Gottvertrauen — womit wir bei Punkt 3 wären, gebe es nicht noch einen konkreten Aspekt, über den zu freuen es sich lohnt: Die so zerstrittenen Bischöfe in Deutschland sind sich zumindest noch darüber einig, dass es das Leben zu schützen gilt, und zwar vom Anfang bis zum Ende. Das haben sie gerade wieder in ihrem Abschlussdokument zur Frühjahrsvollversammlung ausdrücklich festgestellt. Selbst vor zwei Jahren als Stetter-Karp die flächendeckende Abtreibung einforderte, widersprach DBKJ-Chef Bätzing wenn auch zart, aber doch eindeutig. Und zur Debatte um den assistierten Suizid stellte die DBK (trotz leichter Tendenz, dem politischen Druck nachzugeben) fest: „Die Frage, ob wir aktiv am Tod eines anderen Menschen mitwirken dürfen, auch wenn er sich dies wünscht, … sprengt den Rahmen der staatlichen Regulierungsmöglichkeiten, denn sie berührt im Wesentlichen unsere Einstellung zur Würde des Menschen; ihre Beantwortung ist auf das Engste verknüpft mit unserem grundlegenden Menschenbild. Der Wert, den wir dem Menschen und seinem Leben zumessen, auch dann, wenn es leidvoll ist und sich dem Ende zuneigt, sollte – für Befürworter wie Gegner gleichermaßen – der Ausgangspunkt jeglicher Überlegungen bezüglich der Sterbehilfe sein.“

Fazit: Noch halten alle Bischöfe geschlossen am Lebenschutz fest; beten wir, dass es so bleiben möge. Denn wenn einmal eine Schraube ein wenig gelockert wird, lässt ein Dominoeffekt nicht lange auf sich warten. Bringen wir uns auch nicht selbst um das Recht auf einen Einsatz für das Leben, nur weil Linksradikale dies zu torpedieren suchen. Sondern beten wir für unsere Feinde gemäß Jesu Auftrag an uns und angefeuert durch den heiligen Pfarrer von Ars, der einst sagte: „Das beste Mittel, den Teufel abzuwehren, wenn er uns gehässige Gedanken gegen die einflößt, die uns Böses tun, ist das sofortige Gebet für sie. So wird es gelingen, das Böse durch das Gute zu besiegen, und das tun die Heiligen.“ Und dann, treten wir weiterhin vehement und mutig für das Leben ein!

Gebet ist der in den Himmel aufsteigende Weihrauch, der als Segen wieder auf die Menschheit herabregnet, auch wenn es schon ein Geschenk ist, beten zu können. Und gerade wenn Schuld und Leiden die Menschen beuteln und quälen, soll das Gebet nicht verstummen. Im Gegenteil: Es muss erst recht gesucht werden, der Mensch darf und soll gerade seine geplagte oder durch Schuld beschwerte Existenz vor Gott bringen. Hiob, der unschuldig leidet, wehrt zunächst die theologischen Zumutungen seiner Freunde ab, aber dann tritt er immer mehr in Klage und Anklage vor Gott hin. Gott nimmt ihm dies nicht übel, im Gegenteil. Dem Hiob, der sich in der Klage vor Gott stellt, von dem er Antwort auf die Unbegreiflichkeit seines Leidens fordert, zeigt sich Gott. Der Exeget Ludger Schwienhorst-Schönberger erklärte kürzlich in einem Vortrag, dass Hiob nach langem Ringen in einer „bildlosen Gottesschau“ eine Gotteserfahrung hat machen dürfen. Obwohl Hiob keine inhaltliche Antwort bekommt, wird seine Situation durch die erfahrene Gegenwart Gottes grundlegend verwandelt. In diesem Sinne: Werfen wir uns vertrauensvoll in die Arme Gottes, suchen Gottes Gegenwart im Gebet und freuen uns an ihr, ja genießen wir sie entspannt, wenn er sie schenkt. So vertrauen wir, dass Gott führt, während wir Christen unterwegs sind. Das ist nicht nur Umkehr, das ist eine wahrhaft schöne Fastenzeit!


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