Slowakischer Metropolit warnt vor Friedenskompromiss mit Moskau

24. Februar 2024 in Aktuelles


Griechisch-katholischer Erzbischof von Presov, Maxim: "Die Russen würden sich noch mehr eingraben, ihre Bestände auffüllen und in zwei oder drei Jahren wären sie in Lemberg".


Bratislava/Presov (kath.net/ KAP)
Keine Illusion hinsichtlich eines möglichen Friedensschlusses zwischen Russland und der Ukraine macht sich das neue Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei. "Die Russen würden sich noch mehr eingraben, ihre Bestände auffüllen und in zwei oder drei Jahren wären sie in Lemberg", lehnte der Erzbischof von Presov, Metropolit Jonas Maxim (49), in einem aktuellen Interview für das Internetportal "Postoj.sk" einen diesbezüglichen Kompromiss ab. Würden die Grenzen der Ukraine in Frage gestellt, werde die "gesamte Konzeption Nachkriegseuropas und die Demokratie als solche brüchig", warnte Maxim. Der gebürtige Slowake lebte in den vergangenen 20 Jahren im Studitenkloster Univ bei Lemberg (Lviv), bevor ihn Papst Franziskus im Oktober zum neuen Erzbischof von Presov ernannte.
In dem ausführlichen Interview schilderte Maxim auch seinen Erfahrungen aus der Zeit seit Kriegsbeginn, darunter auch mit den ukrainischen Binnenflüchtlingen. 99 Prozent von ihnen seien auf dem Papier orthodox, konnten aber weder das Vaterunser beten noch hätten sie je die Heilige Schrift gelesen; über die griechisch-katholische Kirche hätten sie nur verzeichnete Vorstellungen. Die Menschen seien aber von selbst in die Kirche gekommen und hätten begonnen, "ihr Leben zu ordnen". Man habe Ehen geschlossen und Kinder getauft und fast alle hätten "gebeichtet und kommuniziert", so der griechisch-katholische Geistliche. Dass ihnen die Sakramente nicht von orthodoxen Priestern gespendet wurden, habe die Menschen dabei nicht gestört. Sie hätten erkannt, "dass sie an einen Ort gelangt sind, wo tief gläubige Menschen sind und Gott gegenwärtig ist".

Auch über seinen Wechsel von Lemberg nach Presov sprach der 27. Jänner zum Bischof Geweihte Maxim mit "postoj". Seine Ernennung zum Bischof habe ihn insofern nicht überrascht, als auch seine beiden Vorgänger als Abt des Studitenklosters Univ Bischöfe geworden seien. Allerdings habe er erwartet, dass der Vatikan seine Funktionsperiode als Igumen (Abt) respektieren würde, doch habe der "Heilige Vater anders entschieden". In der Slowakei müsse er erst wieder Fuß fassen und herausfinden, "wo die Tretminen verborgen sind", so Maxim wörtlich.
Mit seinem Vorgänger in Presov, dem emeritierten Erzbischof Jan Babjak, pflege er in gutes Verhältnis wie auch mit den anderen griechisch-katholischen Bischöfen in der Slowakei. Angesprochen auf die Versetzung von Priestern, deren autoritäre Behandlung zur Abberufung Babjaks beigetragen haben soll, unterstrich Maxim die Rolle der Priesterfrauen für ein gutes Klima in den Gemeinden. Ohne sie wären "viele Priester in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, als die Kirche total verboten war, nicht zurechtgekommen".

Für Aufsehen sorgte Maxim auch am vergangenen Wochenende mit einer besonderen Geste. In einer umfassenden Vergebungsbitte forderte er Bischöfe, Priester, deren Familien und alle Gläubigen auf, einander zu verzeihen. Laut Berichten unterbrach der Erzbischof von Presov seine Sonntagspredigt, warf sich auf den roten Teppich im Mittelgang der Kirche und küsste die Erde. Der Kirchenrechtler Jan Duda (64) erklärte in einem Kommentar, eine derartige Geste sei ihm "in der Slowakei noch nie untergekommen".

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