Liebesgrüße aus Rom

27. November 2023 in Aktuelles


Briefe nach und aus Rom sind ganz nett, aber die eigentliche Aufgabe der Kirche ist nicht die Beschäftigung mit sich selbst. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

Manche der sogenannten Gegner des Synodalen Weges, so war kürzlich zu lesen, hätten wahre Brieffreundschaften mit Rom begründet. Das war natürlich nur übles Gestänker gegen den Brief, den die vier aus dem Synodalen Weg ausgeschiedenen Damen an Papst Franziskus geschrieben hatten. Immerhin hatten sie postwendend Antwort bekommen. Doch die römische Briefliteratur ist weitaus vielfältiger, wie man feststellen musste. Auch die Konferenz der deutschen Bischöfe pflegt eine Korrespondenz mit römischen Behörden. Da man im Einflussbereich des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz mit einer Transparenz kommuniziert, die den Vergleich mit einer seit 100 Jahren ungeputzten Fensterscheibe in der Nachbarschaft einer Kokerei nicht zu scheuen braucht, sorgt man auf römischer Seite im einen oder anderen Fall selber für klare Sicht beim Kirchenvolk. So geschehen mit dem Brief von Kardinal Parolin an die Generalsekretärin der DBK. Der Brief an sich enthält keine sensationellen Neuigkeiten. Dem Grunde nach steht nämlich nichts in dem Brief, das man nicht auch im Katechismus nachlesen könnte. Die Nachricht ist, dass das Staatssekretariat jetzt offensichtlich einen Fernkurs Katechismus für deutsche Bischöfe und ihre Generalsekretärin eingerichtet hat. Ob der jetzige Brief der erste Lehrbrief war und ob es im Anschluss an den Fernkurs Prüfungen geben wird und ob diese Prüfungen irgendwelche Folgen haben könnten, ist noch unbekannt.

Interessant ist zudem, dass der Brief, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor Gründung des Synodalen Ausschuss im Sekretariat vorlag, in Essen bei eben jenem deutschkirchlichen Akt des Ungehorsams offensichtlich keine Rolle spielte. Man fühlte sich wohl mal wieder durch die üblichen Framings und Wordings aus der Küche der Anderskatholizität ermutigt, auf dem Synodalen Weg munter voranzuschreiten. Offen wäre die Frage, wann und in welcher Form die deutschen Bischöfe über das Schreiben von Parolin informiert worden sind.

Zu Recht verwies die Präsidentin des „ZdK“ darauf hin, dass auch in Rom nicht alles aus einem Guss sei. Ja, in Rom wabert so manches derzeit. Man kann jederzeit von einer jesuitischen Unschärfe in der Praxis ausgehen. In der Lehre bleibt sich Rom allen Unkenrufen und allen Diskussionsangeboten bislang dennoch treu. Kritisch zu hinterfragen wäre in der Tat der Zeitpunkt für konkrete Maßnahmen. Kann man den Vorsitzenden einer Bischofskonferenz, der permanent die Einheit der Kirche unterminiert, auf Dauer im Amt belassen? Hinsichtlich des Deutschen Episkopats sollte die Tatsache nachdenklich machen, dass nunmehr drei Bistümer seit längerer Zeit vakant sind. Warum dauert es so lange? Es ist durchaus nicht unüblich, dass Rom im Falle problematischer Bischofskonferenzen ein sehr sorgfältiges Auge auf neu zu besetzende Bischofsstühle hat. Das könnte Hoffnung machen. Doch welcher rechtgläubige Priester wäre bereit, sich auf den Schleudersitz eines deutschen Bischofsstuhls zu begeben? Hinzu kommt, dass ein solcher erst einmal die Hürde der Wahl durch das Domkapitel bestehen müsste. Man darf auch hier von einem gewissen Fachkräftemangel ausgehen, der die Besetzung der Bischofsstühle erschwert. Die Sorgen der örtlichen Kfz-Werkstatt finden sich auch in der Kirche wieder, was gewissermaßen auch ein tröstlicher Gedanke ist.

Natürlich stellt sich die Frage, wie geht es denn nun weiter. Klare Ansage aus Rom, Ordinatio sacerdotalis ist de fide. Das wussten wir schon länger. Die Bischöfe wussten es auch, trotzdem wurde munter über das Frauenpriestertum fabuliert. Eine Diskussion für eine Neubewertung der Homosexualität kommt für Rom nicht in Frage. Der Bischof von Speyer müsste doch jetzt seinen Brief an seine Seelsorgenden(m/w/d) zurücknehmen, oder? Nichts davon wird passieren, wie leicht zu erraten ist. Es ist positiv zu werten, dass Rom die deutsche Kirche im Auge behält und sehr geduldig Versuche der Eindämmung unternimmt. Leider ist man in Deutschland gewohnt, römische Verbote ebenso zu ignorieren, wie die folgenden römischen Ermahnungen, sich doch bitte an die Verbote zu halten.

Nur selten in der jüngeren Geschichte hat Rom entschieden durchgegriffen. Im Konflikt um die als Beratungsschein getarnte Tötungslizenz für ungeborene Kinder hat Rom sogar mit Franz Kamphaus einen Bischof mit Absetzung bedroht, sollte er nicht einlenken. Ab und zu sind Schreiben kassiert worden, beispielsweise der Hirtenbrief der Bischöfe der Oberrheinischen Kirchenprovinz zur Pastoral an zivil wiederverheirateten Geschiedenen. Das sind Ausnahmen. Im Wesentlichen reagiert die Kurie im Vatikan auf deutsche Eigenmächtigkeiten, so wie der römische Motorradpolizist, der bei Rot überfahrene Ampel (naja, es ist Rom!) mit einem weiß behandschuhten Du-Du-Du- Finger ahndet. Auch der Brief von Parolin ist so ein „Du-Du-Du!“. Die Verfassung der Kirche ist nun einmal eine bischöfliche Verfassung. Der Bischof trägt in seinem Bistum selber die Verantwortung für die Lehre. Der Bischof von Rom genießt als Papst der römischen Kirche natürlich eine ganze Reihe universaler Rechte, diese sind allerdings sehr sensibel und als Waffe genutzt, stumpfen sie schnell ab. Wahre Synodalität – unter Bischöfen(!) einer Region – ist eine gute kirchliche Tradition. Römische Interventionen sollten immer der letzte Schritt sein. Ein drohendes Schisma zu verhindern ist jedoch eine fast aussichtslose Mission, wie man derzeit sieht. Der deutsche Episkopat sieht sich im Verbund mit den Funktionären vom „ZdK“ im Recht und wird davon nicht abrücken.

Briefe aus Rom – ganz gleich ob an Privatpersonen oder an Bischofskonferenzen – führen keine Umkehr herbei. Den Ausweg hätten tatsächlich derzeit wohl allein die Gläubigen im Verbund mit guten Priestern in der Hand. Was kann man tun? Nun, primär sollte man tun, was die Kirche tut, das Evangelium verkünden, die Sakramente spenden, sich um Arme, Alte, Kranke und Notleidende kümmern, trauernde trösten, irrende belehren. Also die Grunddienste der Kirche plus die Werke der Barmherzigkeit. Damit wäre viel gewonnen, um diese lausige Eigenrotation der Kirche endlich zu bremsen und irgendwann zu stoppen. Darin liegen nämlich viele der Probleme begründet. Die Kirche ist zu sehr mit sich und ihrer angeblich systemischen Sünde beschäftigt. Man hat eine Sünde identifiziert, die man systemisch zur „unverzeihbaren Sünde der Kirche“ gemacht hat. Mit dieser konnte die Kirche gezwungen werden, sich mit sich selbst zu beschäftigen und damit eine pervertierte Gestalt von Synodalität zu begründen. Es ist die Sünde konkreter Kleriker und es ist keine neue Sünde, sondern nur eine uralte Sünde gegen das sechste Gebot, die neu aufgewärmt und warmgehalten wird, damit man damit die Rotation der Kirche aufrechterhält. Um der Perversion ihre Endgestalt zu geben möchte man auch das sechste Gebot gleich abschaffen. Man merkt, woher das kommt, oder?

Harte Strafen für die Täter und scharfe Konsequenzen für Mittäter, Ermöglicher und Vertuscher sind gut und richtig. Sie sind sogar unbedingt nötig. Da darf auch mal ein aktiver Bischof seinen Posten verlieren ohne ihn anschließend noch abzufeiern, weil er doch ein so großer Reformer war. Es wäre sogar angemessen, bei einem solchen Bischof, Osnabrück ist ein Musterbeispiel, jede einzelne Maßnahme des vergangenen Pontifikats durch eine Visitation unter die Lupe zu nehmen, bevor der Bischofsstuhl überhaupt neu besetzt wird. Auch in anderen Bistümern könnte das hilfreich sein, weitaus hilfreicher als das 125. Missbrauchsgutachten, wo Anwälte oder Historiker sich zu zeitgeschichtlichen Anklägern und Richtern in Personalunion aufschwingen.

Aber es ist immer im Blick zu halten: der Kernauftrag der Kirche ist nicht die Nabelschau. Das muss endlich ein Ende finden. Liegt auch vieles in der Hand der gewöhnlichen Gläubigen, so gilt es doch, die Bischöfe wieder zu stärken. Aber auch da kann man was tun. Weiht doch einfach täglich Euren Bischof der Gottesmutter. Still, heimlich, leise, im persönlichen Gebet und wenn Ihr einen Freund habt, der auch betet, gebt ihm einen Tipp, auch seinen Bischof der Gottesmutter zu weihen. Jeden Tag! Der Kampf um die Kirche hat eine politische Dimension. Das ist nicht zu bestreiten noch zu vernachlässigen. Die geistliche Dimension des Kirchenkampfes sollten wir deshalb nicht geringschätzen oder vernachlässigen. Und ein wenig Bescheidenheit tut auch gut, wir, die streitende Kirche, sind der kleinste Teil der Kirche. Die Ecclesia triumphans ist viel größer und die stehen alle bereit, uns zu helfen.

 

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