Urlaub von oder mit Gott?

1. Juli 2023 in Jugend


Das schöne ist – Gott verlangt von uns nichts außergewöhnliches, Er bliebt immer der liebende Vater, egal wohin wir uns verirren - Die Jugendkolumne von kath.net - Von Viktoria Samp


Krakau (kath.net)

Die Frage wird den meisten Lesern hier eher ironisch erscheinen. Für die meisten Leser ist es eher selbstverständlich, die Möglichkeit des Besuches der Hl. Messe bei der Urlaubsplanung zu berücksichtigen. Aber dennoch denke ich, dass die Frage nach der Pause von Gott im Alltag viele von uns betrifft. Wie oft haben wir uns gedacht: ‚Heute lasse ich mal das Gebet entfallen, ich habe zu viel um die Ohren und falle schon ins Bett‘. Doch besteht unser Glaube in der formalen Erfüllung von Verpflichtungen, um einen tadellosen Ruf und ein reines Gewissen zu haben? Oder besteht er eher in einer lebendigen Beziehung und dem Leben in Gottes immerwährenden Gegenwart?

Wenn wir uns bewusst werden, was das Gebet in Wahrheit ist, nämlich ein Gespräch mit dem Allmächtigen, mit dem Schöpfer, mit dem liebenden Vater, der alle unsere Sorgen und Nöte kennt, sie ernst nimmt und stets bei uns ist, der einfach nur Ausdruck der absoluten Liebe ist, dann erhält das Gebet einen ganz neuen Stellenwert.

Das Gebet ist für mich sowohl das Rezitieren vorgeschriebener Formulierungen, manchmal ein Monolog meiner eignen Worte und Gedanken, das Zulassen von Stille, aber oft auch einfach das Konzentrieren auf die Gegenwart Gottes. Neben der Teilnahme an der Hl. Messe, denke ich, dass das schönste Gebet der ständige Kontakt zu Gott ist, also das ständige Bewusstsein von Gottes Gegenwart. So können wir uns in jeder Lebenslage einfach an Gott wenden, indem wir Ihn nach etwas fragen, um etwas bitten, Ihm einfach immer wieder dank sagen, für kleine und große Wunder des Alltages, Ihn einfach nur verherrlichen. Ich bin auch überzeugt davon (und das mag in heutiger Zeit eine kontroverse These sein), dass das Leben im Bewusstsein von Gottes Gegenwart eine große psychische Stütze sein und so viele Probleme der heutigen Gesellschaft lösen kann.

Schon in der Schöpfungsgeschichte sehen wir, dass Gott die ganze Zeit, trotz der Sünde, wusste, wo der Mensch ist. Der Mensch versteckt sich und will Gott entfliehen, doch Gott ist und bleibt, egal wie weit wir uns von Ihm entfernen möchten. Auch vor Müdigkeit meinen wir manchmal vor Gott weglaufen zu müssen oder vertagen die Begegnung mit Ihm auf unbestimmte Zeit, damit wir heute nicht noch ein nächstes „To Do“ auf unser sowieso schon überlangen Liste an Verpflichtungen hinzufügen müssen. Aber die Wahrheit ist ganz wo anders – das Leben im Bewusstsein von Gottes Gegenwart hilft uns, auszuruhen. Wir können ganz wir selbst sein, Ihm von unserer Schwachheit erzählen und Ihn bitten, uns die nötige Kraft zum Gebet und zum Überwinden des Alltags zu geben. Wer würde denn nicht am liebsten jeden Moment mit jemanden teilen, den er liebt?

Das schöne ist – Gott verlangt von uns nichts außergewöhnliches, Er bliebt immer der liebende Vater, egal wohin wir uns verirren. Aber wir selber sollten von uns verlangen, Gott diese Zeit des Gebetes zu schenken. Und selbst hier wage ich zu behaupten, dass wir damit viel mehr uns selber etwas schenken als Ihm.


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