Weltsynode: Bei „Umstürzlern“ wie Bischof Kräutler breitet sich Resignation aus

22. Juni 2023 in Kommentar


Kräutler „möchte nicht pessimistisch sein“, doch es falle ihm „schwer zu glauben, dass Papst Franziskus ... mit mehr als 86 Jahren den Mut aufbringt, bsp. den Pflichtzölibat aufzuheben“. Was ist davon zu halten? kath.net-Kommentar von Petra Lorleberg


Freiburg i.Br. (kath.net/pl) „Ich möchte nicht pessimistisch sein, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass Papst Franziskus nun schon mit mehr als 86 Jahren den Mut aufbringt, beispielsweise den Pflichtzölibat aufzuheben.“ Das schreibt der emeritierte Bischof Erwin Kräutler (83) in der „Herder Korrespondenz“ in seinem Beitrag „Eiskalte Dusche“, der auch online veröffentlicht wurde. Der Österreicher war 1981 bis 2015 Bischof von Xingu im Amazonasgebiet gewesen und erlangte durch seine zeitgeistigen Positionen viel Presseaufmerksamkeit, gerade auch seitens der „offiziell-katholischen“ (sprich direkt kirchenfinanzierten) Medien.

Kräutler zentriert seine Fragen an die aktuellen binnenkirchlichen Entwicklungen direkt auf die Rolle von Papst Franziskus: „Warum hat sich Papst Franziskus geweigert, die mit mehr als einer Zweidrittelmehrheit von der Synode verabschiedeten Vorschläge zu approbieren, wenn auch noch nicht für die gesamte Weltkirche, so doch wenigstens für die Kirchen in Amazonien?“ Pathetisch fragt der Bischof weiter: Warum habe Franziskus zunächst „eine panamazonische Synode als Forum einberufen, um ‚neue Wege für die Kirche‘ zu suchen und dann plötzlich einen Riegel vorgeschoben? Warum wollte er von Anfang an ‚mutige Vorschläge‘ seitens der Bischöfe Amazoniens? Es ist wohl leichter über eine ‚ganzheitliche Ökologie‘ zu debattieren als über Strukturveränderungen innerhalb der Kirche! Warum hatten bei der Synode Kurienkardinäle und andere Kardinäle und Bischöfe, die Amazonien und seine Probleme gar nicht kennen, Stimmrecht, während den an der Synode teilnehmenden Frauen aus Amazonien bis zuletzt das Stimmrecht versagt blieb?“

Allerdings bleibt Kräutler die Antworten schuldig. Sonst hätte der gern als „Amazonas-Bischof“ von der Presse gehypte Kleriker nämlich darauf hinweisen müssen,
1. dass es bei den einschlägigen Änderungswünschen schon längst nicht mehr um einzelne Feinjustierungen und Anpassungen innerhalb einer gesunden kirchlichen Lehre und Struktur geht - sondern es um eine völlige Umwälzung der katholischen Kirche von innen her.
2. dass die katholische Kirche wegen genau dieser von Kräutler eifrig nickend bejahten Positionen aktuell direkt am Rand des Schismas steht und dass diese ungesunden Polarisierungen ausgerechnet gerade von den gern als „progressiv“ betitelten kirchlichen Kräften vorangetrieben werden.

Die Resignation, die Kräutler dankenswerterweise zu Papier gebracht hat, steht in einem sehr gesunden Verhältnis zur wachsenden Erkenntnis bei Papst Franziskus, dass ein weiteres Schisma weder der katholischen Kirche noch den Armen in strukturell entsetzlich benachteiligten Lebenssituationen wirklich helfen wird.

Zur Aussage Kräutlers, es falle ihm schwer zu glauben „dass Papst Franziskus nun schon mit mehr als 86 Jahren den Mut aufbringt“, ist außerdem zu fragen: Sollte dies ein Wink Kräutlers mit dem Zaunpfahl sein, dass Papst Franziskus zurücktreten möge? Das wäre nicht nur eine Unverschämtheit eines Bischofs, sondern es wäre obendrein eine eklatante Realitätsferne. Weiß Kräutler ernsthaft nicht, dass die Verantwortung, die katholische Kirche in ein neues Schisma zu führen, auch keiner der Nachfolger von Papst Franziskus leichtfertig auf sich nehmen können wird? Immerhin ist ein Schisma ein Thema, aus dem man für Päpste jeglicher inhaltlichen Grundrichtung hocheffektiv Alpträume gestalten kann.

 


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