Zeugen: der heilige Paulus. Das Schuhwerk des Verkünders

12. April 2023 in Aktuelles


Franziskus: der Eifer für das Evangelium ist die Stütze der Verkündigung, und die Herolde sind so etwas wie die Füße des Leibes Christi, der die Kirche ist. Appell zum Jahrestag von "Pacem in Terris". Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Darum legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils widerstehen, alles vollbringen und standhalten könnt! Steht also da, eure Hüften umgürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, die Füße beschuht mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens“ (Eph 6,13-15).

„Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden! Das Licht seiner Auferstehung leite uns, damit wir den Übergang von der Sünde zum wahren Leben immer besser vollziehen und der Welt freudig verkünden können, dass Christus den Tod und das Böse besiegt hat“.

Dreizehnte Generalaudienz 2023. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Thema „Eine Leidenschaft für die Evangelisierung“ fort. Die zehnte Katechese war dem Thema gewidmet: „Zeugen: der heilige Paulus“, Teil 2.

"Aufgrund seiner eigenen Erfahrung ist sich Paulus der Gefahr eines verzerrten, in die falsche Richtung gerichteten Eifers nicht unbewusst. In diese Gefahr war er selbst vor dem providentiellen Fall auf dem Weg nach Damaskus geraten. Manchmal haben wir es mit einem fehlgeleiteten Eifer zu tun, der verbissen auf rein menschliche und überholte Normen für die christliche Gemeinschaft achtet."

In der heutigen Katechese befasste sich der Papst also mit dem, was der Apostel Paulus in seinen Briefen über den Eifer für das Evangelium schreibe. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass immer auch die Gefahr eines verzerrten, fehlgeleiteten Eifers bestehe, der letztlich auf das eigene Ansehen aus ist und der eigenen Überzeugung folge.

Echten, authentischen Eifer hingegen erkenne man an der Bereitschaft, dem Evangelium zu dienen und es zu verbreiten. Paulus fordere in der eben gehörten Lesung dazu auf, sich mit dieser Bereitschaft „zu beschuhen“. Er bringe damit zum Ausdruck, dass die Verkünder des Evangeliums gleichsam die Füße des Leibes Christi, also der Kirche, seien, da durch sie Christus mit seiner Botschaft zu den Menschen gelange.

Daher geschehe die Verkündigung auch nicht statisch, vom Schreibtisch oder vom Computer aus, sondern im Hinausgehen und im Unterwegssein. Wer das Evangelium verkünde, brauche Offenheit und Bereitschaft für das Unerwartete, für die überraschende Begegnung mit dem Herrn. Dabei setze er nicht auf Überredung durch gewandte oder kluge Worte, sondern auf das Offenbarwerden von Gottes Geist und Kraft (vgl. 1 Kor 2,4-5) und verkünde so das Evangelium jenes Friedens, den nur Christus der Welt schenken könne.

Hier also sei von den Füßen eines Verkünders der guten Nachricht die Rede. Warum? Weil derjenige, der verkünde, sich bewegen müsse, gehen müsse. Aber wir stellten auch fest, dass Paulus von den Schuhen als Teil einer Rüstung spreche, in Anlehnung an die Ausrüstung eines Soldaten, der in die Schlacht ziehe: „im Kampf war es wichtig, einen festen Stand zu haben, den Tücken des Geländes auszuweichen, weil der Gegner das Schlachtfeld oft mit Fallen übersät hatte, und die Kraft zu haben, zu laufen und sich in die richtige Richtung zu bewegen“.

Der Eifer für das Evangelium sei die Stütze der Verkündigung, „und die Herolde sind so etwas wie die Füße des Leibes Christi, der die Kirche ist“. Es gebe keine Verkündigung ohne Bewegung, ohne „Hinausgehen“, ohne Initiative. Man verkünde das Evangelium nicht im Stehen, eingesperrt in einem Büro, am Schreibtisch oder eben am Computer, indem man wie ein „Tastaturlöwe“ argumentiert und die Kreativität der Verkündigung durch Copy-and-Paste von Ideen ersetzt, die man von hier und dort übernommen habe. Das Evangelium „wird verkündet, indem man sich bewegt, indem man unterwegs ist, indem man geht“.

Der Begriff, mit dem Paulus das Schuhwerk derer bezeichne, die das Evangelium trügen, sei ein griechisches Wort, das Bereitschaft, Vorbereitung, Eifer bedeute. Es sei dies das Gegenteil von Trägheit, die mit der Liebe unvereinbar ist. In der Tat sage Paulus an anderer Stelle: „Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!“ (Röm 12,11). Diese Haltung werde im Buch Exodus für die Feier des Paschaopfers gefordert: „so aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es ist ein Pessach für den Herrn. In dieser Nacht gehe ich durch das Land Ägypten und erschlage im Land Ägypten jede Erstgeburt bei Mensch und Vieh. Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der Herr“ (12,11-12).

Ein Verkünder sei bereit zu gehen und wisse, dass der Herr auf überraschende Weise vorbeikomme. Er müsse daher frei von Schemata und bereit sein, unerwartet und neu zu handeln. Wer das Evangelium verkünde, „darf nicht in Käfigen der Plausibilität oder des ‚das hat man schon immer so gemacht’ erstarren, sondern muss bereit sein, einer Weisheit zu folgen, die nicht von dieser Welt ist, wie Paulus von sich selbst sagt: „ Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, 5 damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes’ (1 Kor 2,4-5)“.

Hier sei es wichtig, diese Bereitschaft für die Neuheit des Evangeliums zu haben, diese Haltung, die ein Schwung sei, ein Ergreifen der Initiative, ein ‚primerear’. Es gehe darum, keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen, um das Evangelium des Friedens zu verkünden, jenes Friedens, den Christus mehr und besser zu geben wisse, als die Welt es tue.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern, Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden! Das Licht seiner Auferstehung leite uns, damit wir den Übergang von der Sünde zum wahren Leben immer besser vollziehen und der Welt freudig verkünden können, dass Christus den Tod und das Böse besiegt hat.

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Appell des Heiligen Vaters

Gestern jährte sich der 60. Jahrestag der Enzyklika Pacem in Terris, die Johannes XXIII. auf dem Höhepunkt der Spannungen zwischen den beiden gegnerischen Blöcken im so genannten Kalten Krieg an die Kirche und die Welt richtete. Der Papst eröffnete allen den weiten Horizont, um vom Frieden zu sprechen und Frieden zu schaffen: Gottes Plan für die Welt und die Menschheitsfamilie. Diese Enzyklika war ein wahrer Segen, wie ein Blick der Heiterkeit inmitten der dunklen Wolken. Ihre Botschaft ist hochaktuell. Es genügt, diese Passage zu zitieren: „Die Beziehungen zwischen den politischen Gemeinschaften, wie die zwischen den einzelnen Menschen, sind nicht mit Waffengewalt zu regeln, sondern im Licht der Vernunft, das heißt in der Wahrheit, in der Gerechtigkeit, in der tätigen Solidarität“ (Nr. 62). Ich lade die Gläubigen und die Männer und Frauen guten Willens ein, Pacem in Terris zu lesen, und ich bete dafür, dass sich die Staatsoberhäupter bei ihren Plänen und Entscheidungen davon inspirieren lassen.

 


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