'We are pro Life' - Als Kommissar Rex den Wiener Lebensschützern helfend beistand.

18. Oktober 2020 in Prolife


2000 Teilnehmer, Gegendemonstranten, hunderte Polizisten und 10 Polizeihunde sorgten für viel Action beim Wiener Marsch für das Leben - Bischof Küng: Legt die Rüstung Gottes an und erinnert an das Gebot "Du sollst nicht töten" - Von Roland Noé


Wien (kath.net/rn)

„We are pro Life, we are pro-life”. 2000 Lebensschutzer haben am Samstag am Nachmittag in Wien trotz Corana-Hürden am Marsch für das Leben teilgenommen und damit dafür gesorgt, dass das Thema in Österreich weiterhin nicht totgeschwiegen werden kann. Mit lautstarken Sprüchen wurde  für Aufsehen im Zentrum von Wien gesorgt. Doch zurück an den Start. Zuerst nahmen in der wunderschönen Karlskirche mit dem St. Pöltner Alt-Bischof Klaus Küng coronabedingt etwa 150 Menschen an einer Heiligen Messe teil. Der neben Weihbischof Laun bekannteste Lebensschutz-Bischof Österreichs war zur Freude vieler Anwesender wieder in der Öffentlichkeit zu sehen und zu hören.  „Die Rüstung Gottes anzulegen ist ein guter Rat, denn es ist angebracht, an das Gebot Gottes zu erinnern „Du sollst nicht töten“, auch wenn das nicht gerne gehört wird. Es gilt sowohl im Bezug auf Kinder im Mutterleib, als auch im Bezug auf alte oder kranke Menschen, insbesondere auf solche, die lebensmüde sind. Die Glaubenskongregation hat vor kurzem mit großer Klarheit an dieses Gebot erinnert und zugleich betont, wie sehr wir verpflichtet sind, allen Menschen beizustehen“, erinnerte der Bischof an die Schriftstelle des Tages. Später ermutigte der Bischof auch auf der Bühne die  vor der Karlskirche die Lebensschützer nochmals zum Einsatz für das Leben und nahm auch persönlich am 2-Stunden-Marsch durch die Innenstadt teil, ebenso wie der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky, viele Jugendliche und Familien. Am Podium vor der Kirche sprach auch die bekannte Lebensschützerin Leni Kesselstatt und Belinda Schmölzer, Österreich-Regionalkoordinatorin der Organisation "ProLife Europe".

Beim anschließenden Marsch durch die Innenstadt gab es aufgrund agressiver Linksdemonstranten am Beginn fast „Berliner Zustände“. Immer wieder versuchten Gegndemonstranten, die Marschteilnehmer zu stören, auch Sitzblockaden wurden durchgeführt, mit Farbanschlägen sollten die Teilnehmer eingeschüchtert werden. Die Polizei wirkte zu Beginn etwas hilflos, später kam jedoch auch „Kommissar Rex“ zum Einsatz. Mehrere Polizeihunde und eine Hundertschaft von Polizisten mit Kollonnen von Polizeibussen, die später hinzugezogen wurden, sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Über der Wiener Innenstadt kreiste ein Polizeihubschrauber. Alexander Tschugguel, Mitorganisator vom Marsch für das Leben, zeigte sich im Gespräch mit kath.net darüber erfreut, dass trotz der Gegendemos alles reibungslos verlaufen sei. Die deutlich mehr Gegendemonstranten als im vergangenen Jahr wären für ihn ein Zeichen des politischen Umschwungs in Österreich. Er habe aufgrund der Corona-Situation nicht mit 2000 Teilnehmern gerechnet. „Es war ein fantastischer Marsch, 3 tolle Sprecher, ich freue mich, dass wir heute so viele sind.“

Beim Abschluss des Marsches, wiederum bei der Karlskirche angekommen, sorgte dann die junge Sängerin Veronika mit ihrem eigens für den Marsch komponierten Song für Begeisterung. Veronika war selbst im letzten Jahr  bereits beim Marsch als Teilnehmerin dabei gewesen und möchte nun ihre Musik für etwas Gutes einsetzen. Der Song „Pro Life Generation“ ist für die ungeborenen Babys und steht auch hinter den Frauen. Die Veranstalter luden am Schluss bereits für den Marsch 2021 ein. Termin: 16. Oktober 2021 - Save the Date - man sieht sich in WIen!

 

Kath.net dokumentiert die Predigt von Bischof Klaus Küng im WORTLAUT:

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn wir uns dem Leben des seligen Kaiser Karl zuwenden, stoßen wir auf das Geheimnis  einer besonderen Art der Wirksamkeit. Oberflächlich betrachtet war sein Leben vom Anfang bis zum Ende eine Tragödie, bei näherer Betrachtung entdecken wir einen Menschen, der durch Verantwortung und Not gereift ist, der geradlinig war und um Gerechtigkeit bemüht, der im Leid Gott gefunden und seine Familie über alles geliebt hat. Mit Recht wird er verehrt. Er ist ein Vorbild. Von ihm, der alles verloren hat, geht eine Kraft aus, die jedem, der den guten Kampf kämpft, eine Hilfe sein kann, auch weil er sicher ein guter Fürbitter ist, insbesondere wenn es Österreich oder Europa betrifft.

Wir sind hier versammelt, weil wir die Anliegen, die der Marsch des Lebens in Erinnerung ruft, zu den Gaben der Kirche auf den Altar legen mit der großen Bitte an Gott, er möge unseren guten Willen entgegennehmen und unsere Bemühungen fruchtbar machen.

Die Agenda Lebensschutz scheint oberflächlich betrachtet wenig aussichtsreich, weil die Erosion der Werte, die für die Entstehung eines vereinten Europas grundlegend waren, von Jahr zu Jahr bzw. von Dekade zu Dekade fortschreitet, wie vor kurzem Kardinal Koch in einem Vortrag treffend dargelegt hat. Begonnen hat es mit der Liberalisierung der Abtreibung und der Einführung der künstlichen Befruchtung; jetzt geht es um die Tötung auf Verlangen und die Beihilfe zum Selbstmord, ein Ausdruck, den man anscheinend nicht mehr verwenden darf. Es scheint als wäre es ein kaum aufhaltbarer Prozess, der damit zu tun hat, dass die Transzendenz des menschlichen Lebens und der Schöpfung vielen nicht mehr bewusst ist. Gegen diese fortschreitende Entwicklung in der Gesellschaft anzukämpfen erinnert ein wenig an die Situation   des seligen Kaiser Karl, als er 1917, mitten im 1. Weltkrieg, die Regierungsgeschäfte übernehmen musste. Es ist aber nicht das erste Mal, dass in Europa eine solche Erosion der Werte oder - wie Kard. Koch es ausdrückte- ein Verlust der Transzendenz stattfindet. Sie geschah in der Geschichte Europas wiederholt, unter verschiedenen Vorzeichen: in der französischen Revolution war es die Forderung nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, im Kommunismus war es die gerechte Verteilung der Güter und der Klassenkampf und im Nationalsozialismus war es der Wahn des 3. Reiches. In unserer Zeit ist es ein grenzenloser Individualismus, der seine Forderungen stellt, was nicht nur den Lebensschutz, sondern auch die Familie betrifft.

Was können wir tun? Müssen wir die Entwicklungen einfach zur Kenntnis nehmen, wenn sie von einer größeren Gruppe oder vielleicht sogar von einer Mehrheit gefordert und vom Gesetzgeber gutgeheißen werden?

Die verwendeten Schriftstellen enthalten eine gute Antwort. Da ist von der Rüstung Gottes die Rede, die wir anziehen sollen. Paulus ermahnt: „Hört nicht auf zu beten und zu flehen“. Er sagt, dass wir stark werden sollen „durch die Kraft und die Macht des Herrn.“ Im Antwortpsalm hörten wir den Kehrvers: „Selig die Menschen, die Gottes Wege gehen“. Und im Evangelium spricht Jesus von der Notwendigkeit zu dienen. Er stellt ein Kind in die Mitte seiner Jünger und sagt zu ihnen: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.“

Die Rüstung Gottes anzulegen ist ein guter Rat, denn es ist angebracht, an das Gebot Gottes zu erinnern „Du sollst nicht töten“, auch wenn das nicht gerne gehört wird. Es gilt sowohl in Bezug auf Kinder im Mutterleib als auch in Bezug auf alte oder kranke Menschen, insbesondere auf solche, die lebensmüde sind. Die Glaubenskongregation hat vor kurzem mit großer Klarheit an dieses Gebot erinnert und zugleich betont, wie sehr wir verpflichtet sind, allen Menschen beizustehen. Es gibt keinen Grund, bezüglich Tötung auf Verlangen und Beihilfe zum Suizid die bestehende Gesetzeslage zu verändern. Man darf die warnenden Stimmen gerade auch aus Ländern mit einer diesbezüglich liberalen Gesetzgebung wie die Niederlande, Belgien oder die Schweiz nicht überhören. Wir können und dürfen über unser Leben oder das Leben anderer nicht willkürlich verfügen. Davon abzugehen, ist ein grundsätzlich falscher Weg und hat schwerwiegende Folgen für den Einzelnen, denn es geht um die Einstellung zum Leben. Es hat auch Folgen für die ganze Gesellschaft, die durch solche Gesetzesänderungen Gefahr läuft, ein stückweit inhumaner zu werden bzw. Entwicklungen Vorschub zu leisten, die für das Menschsein zur echten Bedrohung werden können. Es ist ein Irrtum zu meinen, es gehe um persönliche Glaubenseinstellungen, die von manchen oder vielleicht vielen nicht so gesehen werden. Wahr ist, dass für die Einstellung zum Leben der Glaube wichtig ist Aber auch unabhängig davon, ob jemand an Gott glaubt oder nicht, betrifft die Auffassung, dass das menschliche Leben ein unantastbares Gut ist, das Wesen des Menschen und der menschlichen Gesellschaft.

Die Forderungen von „Fairändern“ sind weiterhin empfehlenswert und richtig, auch wenn es zwischendurch einmal aus Regierungskreisen einen eigenartigen, befremdenden  Zwischenruf gegeben hat. Wichtig sind geeignete Beratungsangebote, die Förderung von Initiativen wie Young Mum oder die St. Elisabethstiftung der Erzdiözese Wien. Ärzte sollten verpflichtet sein, auf solche Möglichkeiten hinzuweisen. Man sollte nicht aufhören, für die verpflichtende Einhaltung einer Frist zwischen Ersuchen um Abtreibung und ihrer Durchführung zu kämpfen. Man darf Frauen in den Fragen der pränatalen Diagnostik nicht allein lassen. Es sollte auch für jene Frauen, die trotz der während der Schwangerschaft erstellten Diagnose   einer wahrscheinlichen oder vielleicht sogar sicheren Behinderung zu ihrem Kind stehen und es zur Welt bringen, die Zusicherung gelten, die für den Fall von Krankheit vorgesehenen finanziellen Hilfen zu empfangen.

Von großer Bedeutung sind auch die Forderungen der Aktion Leben, insbesondere jene des Verbotes der Leihmutterschaft. Die Kirche hat von Anfang an vor der Abkoppelung der Empfängnis vom Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau gewarnt. Es ist gut, die Worte des Psalms zu wiederholen: „Selig die Menschen, die Gottes Wege gehen“

Und schließlich kommen wir zur Aussage des Evangeliums. Jesus stellt das Kind in die Mitte: Fundamental ist die Förderung der Familie auf der Grundlage der Ehe zwischen Mann und Frau und die Förderung von Kindern. Gerade in diesem Zusammenhang ist der selige Kaiser Karl ein großartiges Vorbild. Echte Liebe ist der beste Schutz des Lebens sowohl an seinem Beginn als auch an seinem Ende und in allen schwierigen Situationen. Jede echte pro Live Bewegung ist zugleich eine Bewegung pro Family. Es gibt einen inneren Bezug zwischen Leben und Liebe. Jeder Mensch ist zu Liebe berufen, die die Erfüllung des Lebens ausmacht. Und in der ehelichen Beziehung wird diese Liebe, wenn Gott es schenkt,  in geheimnisvoller Weise fruchtbar: das Ja zum Kind, das Ja zu dieser Fruchtbarkeit führen zu einer besonderen Verbundenheit mit Gott, dem Schöpfer. Es geht um etwas Großes und Heiliges. Dieses Ja zu fördern und die Kinder bejahende Familie zu stützen gehört zu den größten Herausforderungen Österreichs und Europas. Ohne Beachtung dieses zentralen Aspektes des menschlichen Lebens  sind nachhaltig positive Entwicklungen nicht erreichbar, auch der Wohlstand, die Identität Europas und der soziale Frieden in den einzelnen Nationen werden nicht halten.

Bitten wir den seligen Kaiser Karl um Fürsprache. Seien wir mutig. Vertrauen wir auf die Hilfe Gottes und sprechen wir die Menschen an! Die Wahrheit macht frei und außerdem ist sie anziehend. Maria wird uns beistehen.


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