Theologe: Wir brauchen eine Sterbekultur ohne Tötungen

30. September 2020 in Prolife


Moraltheologe und Mediziner Schaupp in den "Salzburger Nachrichten": Sterbehilfe-Debatte für alle ein Lernprozess - Lebensmüden Menschen Alternativen zum schnellen Todeswunsch aufzeigen


Salzburg (kath.net/KAP) Für ein verstärktes Bemühen für eine "Sterbekultur ohne Tötungshandlungen" hat sich der Moraltheologe und Mediziner Walter Schaupp ausgesprochen. Eine mögliche Legalisierung der Sterbehilfe, wie sie derzeit von Österreichs Verfassungsrichtern geprüft wird, erachte er als "falsche Antwort" auf ein existierendes Problem, sagte der Grazer Experte im Interview mit den Salzburger Nachrichten (Samstag). "Tötung ist kein richtiger Umgang mit dem Sterben." Für die Entwicklung einer "Sterbekultur" sei die Kirche gefordert, "ihre Grundwerte und Ideale präsent zu machen", wobei die Causa "insgesamt sicher für alle Beteiligten ein Lernprozess" sei.

In Österreich wird derzeit das Modell der passiven Sterbehilfe - Schaupp sprach lieber von "Behandlungsverzicht am Lebensende" - praktiziert. Meistens lasse sich bereits dadurch ein "guter Tod" erreichen, sagte er. Fraglich sei nur, "wie man mit den Menschen umgeht, für die das zu wenig ist; die große Angst haben und eben ein Mittel wollen, um ihr Leben zu beenden". Die richtige Handlungsweise bei den "Grenzfällen" gelte es zu diskutieren, um mehr Klarheit zu schaffen.

Besonders für sehr alte und kranke Menschen, die sich alleingelassen und lebensmüde fühlen, sollte die Gesellschaft "eine Alternative zum schnellen Todeswunsch" aufzeigen können, appellierte der Grazer Moraltheologe. Er denke hier etwa an mobile Hospizteams, die zur Betreuung auch nach Hause kommen. Ein "Wandel weg von Überbehandlung und Maximaltherapie am Lebensende" zeichne sich ab, zudem werde heute zunehmend auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet, wo es nicht sinnvoll erscheint und gewünscht wird.

Für das Sterben selbst gebe es aufgrund der bestehenden Gesetzeslage und der Fortentwicklung der Palliativmedizin der jüngsten Jahre schon jetzt ausreichend Handlungsspielraum für die besagten Grenzfälle, unterstrich der Theologe: Wo Schmerztherapie zu keinen befriedigenden Ergebnissen mehr führe, könne man beispielsweise über die palliative Sedierung "nach und nach das Bewusstsein ausschalten, um Menschen ein schmerzfreies Sterben zu ermöglichen".


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