"Warum die Ernennung von Amy Coney Barret wichtiger als 20 Kardinalsernennungen ist"

28. September 2020 in Kommentar


Die Ernennung der Katholikin könnte die wichtigste Personalentscheidung von Trump sein - Nicht nur ein Pro-Life-Signal auf höchster Ebene sondern auch ein Bollwerk gegen Christenverfolgung - Kommentar von Roland Noé


Washington DC. (kath.net/rn)

US-Präsident Donald Trump hat am Samstagabend die Katholikin Amy Coney Barrett zur neuen Richterin am Supreme Court vorgeschlagen. Warum ist diese Entscheidung so wichtig und vielleicht die wichtigste Personalentscheidung von Trump und für Christen?

 

Punkt 1:) Barrets Familie (Siehe Foto!): Die Familie hat sieben Kinder, darunter zwei Adoptivkinder aus Haiti, eines der Kinder lebt mit Down-Syndrom. Alleine schon diese Konstellation ist ein authentischer und erfrischender Gegenentwurf zum heutigen Zeitgeist. Nicht ohne Grund schimpfen gerade Links-Liberale gegen sie, denn deren Familienplanung sieht derart viele Kinder und vor allem Kinder mit Down-Syndrom nicht mehr vor. Barrett ist daher nicht nur pro-life in ihrer Einstellung gegen Abtreibung, sondern sie lebt dies ausdrücklich mit ihrer Familie und hält damit einer Gesellschaft, die der Kultur des Todes verfallen ist, den Spiegel vor.

 

Punkt 2:) Amy Coney Barrett ist erst 48, sie ist Top-Juristin und fachlich aufs höchste qualifiziert. In einem Kommentar bei BLOOMBERG beschreibt Noah Feldman, Professor in Harvard und ehemaliger Mitarbeiter von US-Höchstrichter David Souter, der dem links-liberalen Spektrum zugeordnet wird, Barret als "brilliant", auch wenn er mit ihr bei den meisten Dingen nicht übereinstimme. "Ich möchte hier extrem klar sein. Egal, was man über die Umstände ihrer Ernennung denkt, Barrett ist höchst-qualifiziert, um am Obersten Gerichtshof zu dienen". Barrett gehört in den USA der Denkschule der "Originalisten", die die amerikanische Verfassung von 1787 wortwörtlich im Sinne ihrer Autoren auslegen wollen. "Ein Richter muss das Gesetz so anwenden, wie es geschrieben steht. Richter sind keine politischen Entscheidungsträger", erinnerte die Katholikin schon am Samstag am Abend bei ihrer "Antrittsrede". Und Barrett hat einen wichtigen Fürsprecher im Hintergrund. Sie war Schülerin bei Anton Scalia. Der Mann war die (!) konservative Richterlegende am US-Höchstgerichtshof in den USA und betonte immer wieder, dass es nicht die Aufgabe des Gesetzgebers sei, veränderte kulturelle und moralische Ansichten durch eine Änderung der Gesetze festzuschreiben. "Seine Rechtsphilosophie ist auch meine", betonte Barrett am Samstag am Abend und gab damit klar zu verstehen, dass sie sich als Nachfolger von Scalia verstehe und nicht als Nachfolgerin der linksliberalen verstorbene Höchstrichterin Gingsberg. Und auch Scalia hatte eine Großfamilie (neun Kinder), einer seiner Söhne, Eugene Scalia, wurde 2019 unter Trump sogar Arbeitsminister.

 

Punkt 3:) Barrett ist gläubige Katholikin und sie lebt den Glauben auch, ein krasser Gegensatz zu vielen CINOs (Catholics in Name only), die es insbesondere bei den US-Demokraten zu finden gibt. Vor einigen Jahren meinte sie, dass ihre Justiz-Karriere immer nur ein "Mittel zum Zweck" sei und das Ziel sei, "das Reich Gottes aufzubauen". Bei einer Senatsanhörung meinte damals die linke US-Senatorin Dianne Feinstein von den Demokraten verächtlich: "Das Dogma lebt laut in Ihnen." Barrett erwiderte Feinstein damals, dass sie sehr wohl zwischen ihrem Glauben und ihren Aufgaben als Richterin unterscheiden könne. Für Christen ist Barrett in den USA daher für die nächsten Jahrzehnte ein klares Bollwerk gegen Rechtsveränderungsversuche, um die Rechte von Kirchen und Religion einzuschränken, wie es zuletzt unter Barrack Obama schon der Fall war, der z.B. Ordensgemeinschaften wie die Little Sisters of the Poor zwingen wollte, für Verhütungsmittel und Abtreibung zahlen zu müssen. Die Ernennung von Barrett ist daher für Katholiken und auch für Christen wichtiger als mindestens 20 Kardinalsernennungen. Danke Donald Trump!

 

Link zum Kommentar von Noah Feldmann in "Bloomberg": Amy Coney Barrett Deserves to Be on the Supreme Court.

 

Foto: (c) Die Familie von Amy Barrett

US-Präsident Donald Trump nominiert die praktizierende Katholikin Amy Coney Barrett für den Supreme Court (engl.)


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