Türkische Angriffe im Nordirak bedrängen Christen

26. September 2020 in Aktuelles


Militäroperation in der Autonomen Region Kurdistan zwingt Christen zur Flucht


Bagdad (kath.net/KAP) Das türkische Militär wird beschuldigt im Zuge ihrer jüngsten Angriffe im Nordirak christliche Dorfbewohner verdrängt und die prekäre Sicherheitslage verschärft zu haben. Schon 2019 mussten Dorfbewohner wegen einer türkischen offensive gegen PKK-Kämpfer aus ihren Häusern fliehen, nun soll das türkische Militär seine Angriffe in der nördlichen Region Dahuk - Teil der Autonomen Region Kurdistan - auch auf christliche Dörfer ausgeweitet haben, berichtet der asiatische Pressedienst Ucanews am Freitag.

Der Beschuss habe Häuser und Felder in Flammen gesetzt, "die Christen mussten wieder ihren Häusern fliehen", sagte der irakisch christliche Priester Emanuel Youkhana. Die Zahl der Betroffenen sei noch unklar, so der assyrische Priester und Leiter des "Christian Aid"-Programms im Nordirak. Viele Dorfbewohner sollen Nachkommen jener Christen sein, die dem Völkermord an den Armeniern in der Türkei von 1915 entkommen sind.

Ähnliches berichtete auch der chaldäisch-katholische Priester Samir Yousef. So seien Gebiete der Diözese Amadiyah im Nordirak "im großen Ausmaß bombardiert worden. Familien mussten ihre Häuser zu verlassen, um den Angriffen zu entkommen". Die Hoffnung liege nun auf der irakischen Regierung und den Verhandlungen mit der Türkei.

Laut Beobachtern will das türkische Militär auf irakischem Boden eigene Stützpunkte errichten, um gezielte Operationen gegen die PKK starten zu können. Die Arbeiterpartei Kurdistans (kurdisch: Partiya Karkeren Kurdistane; PKK) wird vonseiten der USA, der Europäischen Union und der Türkei als terroristische Organisation eingestuft.

Vor großen Herausforderungen stünden aktuell aber auch Christen aus der Ninive-Ebene, meinte Pater Youkhana. Diese wurden 2014 von Islamisten vertrieben und "hoffen in ihre Heimat zurückkehren zu können". Die Kirche unterstützt gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen den Wiederaufbau von Gemeinden, Schulen und Geschäften, die zuvor von Terroristen zerstört wurden. Laut "Christian Aid" sollen rund 45 Prozent der ursprünglichen christlichen Gemeinden in die Ninive-Ebene zurückgekehrt sein. Dem jüngsten Bericht der katholischen Gruppe zufolge lebten dort 2014 102.000 Christen, aktuell ist ihre Zahl auf 36.000 Personen gesunken.


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Symbolbild: Kurdisches Kind


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