Keine Bewegung im Skandal um die Stiftung St. Nikolaus in der Erzdiözese Wien

8. September 2020 in Kommentar


Die Familienallianz hat sich bereits vor mehr als zwei Jahren an die Diözesanleitung gewandt. Geschehen ist trotz mehrmaliger Interventionen auf verschiedenen Ebenen der kirchlichen Verantwortungsträger nichts - Gastkommentar von Silvia Behrendt


Wien (kath.net)

kath net hatte bereits über die Verstrickung der Stiftung St. Nikolaus in die sogenannte „Sexualpädagogik der Vielfalt“ berichtet. Damit dieser Skandal nicht im Sande verläuft, sei hier noch einmal die Situation zusammengefasst und über den aktuellen Stand berichtet. Bei der Stiftung St. Nikolaus (https://nikolausstiftung.at/home/) handelt es sich um eine katholische Einrichtung der Erzdiözese Wien. Sie betreut über ihre Kindergärten und Horte mit ca. 850 Mitarbeitern an die 6000 Kinder. Die österreichische Familienallianz, die sich dem Schutz der Kinder vor ideologischer Indoktrination und sexualpädagogischen Grenzüberschreitungen an pädagogischen Einrichtungen verpflichtet weiß (http://familienallianz.net/), hat vor nunmehr bald drei Jahren aufgedeckt, dass die Stiftung St. Nikolaus ihr pädagogisches Personal bei dem Wiener sexualpädagogischen Verein „Selbstlaut“ (https://selbstlaut.org/) ausbilden lässt. Bei diesem Verein handelt es sich um einen der ideologisch fragwürdigsten und radikalsten, der Genderideologie verpflichteten Vereine im deutschsprachigen Raum. Dies sei anhand einiger Beispiele verdeutlicht. In den von dem Verein mit staatlicher finanzieller Unterstützung herausgegebenen Unterrichtsmaterialien für 6-12-jährige Kinder findet sich diese Abbildung von einem sogenannten „Haus der Vielfalt“, in dem verschiedene Sexualpraktiken von Kindern gezeigt werden:

 

Unter dem Titel „Wie kommen die Babys wirklich zu uns?“ wird die natürliche Zeugung durch die Vereinigung von Mann und Frau als eine, unter zahlreichen Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin und anderer Zugänge zu einem Kind relativiert. Von 16 dargestellten Familienbildern stellen nur zwei die natürliche Familie mit Vater, Mutter und Kindern dar, wobei diese beiden mit entsprechenden Untertiteln lächerlich gemacht werden. Den Kindern wird durch Bildmaterial suggeriert, dass die Hälfte der Menschen intersexuell sei (in der Realität sind es unter 0,1 %).

 

Dies sind nur einige wenige Beispiele für die ideologischen Inhalte dieser Materialien, die darauf abzielen, den Kindern ein Bild von Sexualität zu vermitteln, das von den natürlichen familiären Kontexten, in denen sie aufgewachsen sind, abgelöst ist. Unter Verleugnung der Lebenswelt der Kinder und der biologischen und soziologischen Fakten soll die „Ideologie der Vielfalt“ frühzeitig in den Heranwachsenden verankert werden. Der Verein „Selbstlaut“ vertritt zudem ein für Kinder gefährliches Konzept der Missbrauchsprävention. Die Kinder sollen lernen „bei jedem kleinen Schritt“ der Annäherung zu „spüren“ ob das „kommunizierte Einverständnis bezüglich […] sexueller Aktivitäten“ gegeben ist. Es geht hierbei also keineswegs nur um sogenannte „Doktorspiele“, die der Befriedigung kindlicher Neugierde dienen. Vielmehr sollen sexuelle Aktivitäten unter Kindern an sich als normal vorausgesetzt werden. Dabei wird eine für Kinder völlig absurde Konsensmoral unterlegt. Diese sexualisierte Sicht auf Kinder ist typisch für die aktuelle Sexualpädagogik im deutschsprachigen Raum und geht auf sie sog. „Neoemanzipatorische Sexualpädagogik“ des Professors für Sozialpädagogik und Pädophilie- Aktivisten Helmut Kentler zurück. Dessen verbrecherisches Wirken in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist heute in Deutschland Gegenstand öffentlicher Debatten und Untersuchungen.

 

Zurück zur Stiftung St. Nikolaus. Diese hatte, offensichtlich im Zusammenarbeit mit dem Verein „Selbstlaut“ ein sexualpädagogisches Konzept für seine Einrichtungen erstellt, das der Familienallianz vorliegt und von ihr publik gemacht wurde (http://www.sexualerziehung.at ) Dieses nun im kirchlichen Raum zur Anwendung kommende Konzept ist von der Genderideologie durchdrungen und zeigt zahlreiche, für die Kinder gefährliche Mängel auf, die in einer Expertise des Psychiaters Christian Spaemann ausführlich analysiert wurden (http://www.sexualerziehung.at). U.a. werden für Kinder in einer öffentlichen Einrichtung völlig inakzeptable und nicht kontrollierbare Inszenierungen sexueller Selbsterfahrung und Doktorspiele empfohlen. Nach dem Konzept besitzt jedes Kind das Recht, „über seinen Körper selbst zu bestimmen, d. H. zu entscheiden, welche Berührungen es als angenehm empfindet und wer es, wie, wo und wann berühren darf“. Selbst die dezidiert liberale, angesehene deutsche Sexualpädagogin Karla Etschenberg hat auf Anfrage das Konzept eingesehen und dieses in einem vorliegenden Schreiben durchwegs negativ beurteilt und für Kinder gefährlich bezeichnet. Es stellt sich hierbei die Frage, wie es möglich ist, dass solche, vom Kulturmarxismus beeinflussten Konzepte im kirchlichen Raum zum Tragen kommen, während in der wissenschaftlichen und medialen Öffentlichkeit zunehmend die psychischen Folgen sexueller Übergriffe zwischen Kindern diskutiert werden (https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-44244-9; https://taz.de/Sexuelle-Uebergriffe-unter-Kindern/!5479686/).  Jeder erfahrene Psychotherapeut kann ein Lied davon singen.

 

Was ist inzwischen passiert? Die Familienallianz hat sich bereits vor mehr als zwei Jahren an die Diözesanleitung gewandt. Dabei hat sie gefordert, dass sich die Stiftung öffentlich vom Verein „Selbstlaut“ distanziert, das sexualpädagogische Konzept zurückzieht, die Mitarbeiter einer korrigierenden Nachschulung unterzieht und dass ggf. personelle Konsequenzen gezogen werden, damit man sich sicher sein kann, dass in Zukunft nicht wieder Ähnliches passiert. Nur so könnten die Eltern guten Gewissens ihre Kinder dieser Stiftung anvertrauen. Geschehen ist trotz mehrmaliger Interventionen auf verschiedenen Ebenen der kirchlichen Verantwortungsträger nichts. Dies wird insofern als bedrückend empfunden, als es sich hier um schutzbedürftige Kinder handelt. Auch geht es um zahlreiche gut meinende pädagogische Mitarbeiter, die durch Fortbildungen beim Verein „Selbstlaut“ einer ideologischen Indoktrination ausgesetzt werden und die ebenfalls ein Anrecht auf Schutz seitens ihres Arbeitgebers hätten. Die Familienallianz will weiterkämpfen.

 

Foto: (c) http://www.sexualerziehung.at/ auszug aus Materialien des Vereins "Selbstlaut"


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