Mosambik: Ordensfrauen und Gemeindemitglieder nach Angriff vermisst

5. September 2020 in Weltkirche


Nach einem Angriff mutmaßlich dschihadistischer Truppen auf die Hafenstadt Mocímboa da Praia im Norden Mosambiks Anfang August gelten zwei Ordensfrauen und über sechzig weitere Personen als vermisst.


Wien-München (kath.net/KIN)

Nach einem Angriff mutmaßlich dschihadistischer Truppen auf die Hafenstadt Mocímboa da Praia im Norden Mosambiks Anfang August gelten zwei Ordensfrauen und über sechzig weitere Personen als vermisst. Die Behörden hätten keinerlei Hinweise, was mit den Vermissten geschehen sei, erklärte der Priester Kwiriwi Fonseca aus der nahegelegenen Stadt Pemba im Gespräch mit dem weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“.

Die vermissten Schwestern Inés Ramos und Eliane da Costa gehören der Ordensgemeinschaft „St. Joseph von Chambéry“ an. Beide stammen aus Brasilien; Schwester Inés ist über 70 Jahre alt. Fonseca schilderte gegenüber „Kirche in Not“ die Umstände ihres Verschwindens: „Der Angriff begann am 5. August und dauerte bis zum 11. In diesen Tagen wurde der Hafen von Mocímboa da Praia angegriffen und besetzt.“

Dort lebten die beiden Ordensfrauen in einer Pfarrei. Rund 60 Personen hätten während der Angriffe in ihrem Kloster Zuflucht gesucht, vor allem ältere Menschen und Kinder. Plötzlich sei der Kontakt zu ihnen abgerissen: „Wir glauben, dass die Schwestern ihre Mobiltelefone verloren haben“, erklärte Fonseca.

 

„Wir wissen nicht, ob sie entführt wurden oder gestorben sind“

Ein Gemeindemitglied hatte die Verantwortlichen der Diözese Pemba informiert, dass auf das Haus der beiden Ordensfrauen ein Anschlag verübt worden sei. Von den dort befindlichen Personen gab es keine Spur. Niemand könne sich derzeit vor Ort ein Bild machen, denn nach wie vor sei Mocímboa da Praia und die umliegende Region abgeriegelt. „Ob die Schwestern mittlerweile zurückkehren konnten, wissen wir nicht. Da wir keine Nachricht haben, wissen wir nicht, ob sie und die 60 weiteren Menschen entführt wurden oder gestorben sind“, sagte der Priester.

Der Norden Mosambiks wird seit 2017 von bewaffneten Angriffen mutmaßlich dschihadistischer Truppen heimgesucht. Besonders betroffen ist die Provinz Cabo Delgado. Die Hafenstadt Mocímboa da Praia wurde allein 2020 mindestens fünf Mal angegriffen. Da in der weiteren Umgebung derzeit Anlagen zur Verarbeitung der Offshore-Gasreserven Mosambiks errichtet werden, dürfte diese Eskalation die Investoren verunsichern und die wirtschaftliche Lage des Landes weiter destabilisieren. Das könnte eines der Ziele der Terroristen sein, deren Motivation und Unterstützer weitgehend unbekannt sind. Beobachter vermuten eine Mischung aus wirtschaftskriminellen und religiösen Gründen. In der Vergangenheit wurden auch wiederholt christliche Kirchen angegriffen.

Die humanitäre Lage in der Region hat durch die anhaltenden Angriffe immer dramatischere Ausmaße angenommen. Der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) spricht von mehr als 500 000 vom Terror betroffenen Menschen.

 

„Es mangelt an Unterkunft und Kleidung“

Aus der Erzdiözese Nampula wandte sich Cantífula de Castro, Leiter eines katholischen Radiosenders, an „Kirche in Not“. Er erläuterte, dass in seiner Erzdiözese in den vergangenen Wochen rund 5000 Vertriebene aus den umliegenden Bezirken eingetroffen sind. „Die meisten sind junge Frauen und Kinder. Es mangelt an Unterkunft, Kleidung und Hygieneartikeln zum Schutz vor Covid-19“. Die Provinz Cabo Delgado befinde sich seit drei Jahren im Krieg. „Schätzungen zufolge gibt es mehr als 1000 Tote, niedergebrannte Häuser, verlassene Dörfer. Menschen flüchten in den Busch oder kommen mit leeren Händen an sicherere Orte“, erklärte de Castro.

Der Priester wies darauf hin, dass die Kirche die Menschen trotz der schwierigen Situation nicht im Stich lasse. An die internationale Gemeinschaft richtete de Castro den Appell: „Bitte vergessen Sie uns nicht. Wenn Sie können, helfen Sie bitte den Menschen, die alles verloren haben und aus ihrer Heimat fliehen mussten.“

Foto: Zerstörte Kirche in Mocímboa da Praia nach einem Angriff im Juni 2020. © Kirche in Not


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