Das Gebet Jakobs – der Gottesstreiter

10. Juni 2020 in Weltkirche


Franziskus: der Herr segnet den, der sich von ihm verändern lässt. Der Kampf mit Gott im Gebet. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Als er allein zurückgeblieben war, rang mit ihm ein Mann, bis die Morgenröte aufstieg. Als der Mann sah, dass er ihn nicht besiegen konnte, berührte er sein Hüftgelenk. Jakobs Hüftgelenk renkte sich aus, als er mit ihm rang. Er sagte: Lass mich los; denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Er entgegnete: Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest. Er fragte ihn: Wie ist dein Name? Jakob, antwortete er. Er sagte: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel - Gottesstreiter - ; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und gesiegt. Nun fragte Jakob: Nenne mir doch deinen Namen! Er entgegnete: Was fragst du mich nach meinem Namen? Dann segnete er ihn dort“ (Gen 32,25-30).

 

Generalaudienz in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Bibliothek der ehemaligen Papstwohnung im Apostolischen Palast. Papst Franziskus setzte seine Reihe von Katechesen über das Gebet fort. Die heutige Betrachtung stand unter dem Thema: „Das Gebet Jakobs".

 

Im Rahmen der Mittwochskatechesen über das Gebet betrachtete der Papst eine Episode aus dem Alten Testament: das Ringen des Patriarchen Jakob mit Gott bei seiner Rückkehr in das Land seiner Väter.

 

Jakob „war schlau und gerissen. Ein Mann, dem alles gelang“. Weil er sich das Erstgeburtsrecht erschlichen habe, müsse er vor seinem Bruder Esau fliehen, doch im Ausland gelangte er zu Reichtum und Ansehen. Bei seiner Rückkehr „kämpfte er des nachts mit einem Unbekannten, der ihn schließlich segnete und ihm einen neuen Namen gab: Israel-Gottesstreiter“.

 

Jakob sei aus dem Kampf verändert hervorgegangen: „er hinkte, und er war geläutert“. Gott habe ihn zur Wahrheit des Sterblichen zurückgeführt, der seine Grenzen erkenne und Furcht vor dem Höheren empfinde. So sei Jakob in das gelobte Land eingetretem, verletzlich und verwundet, aber mit einem neuen Herz.

 

„Die geistliche Überlieferung der Kirche hat in dieser Geschichte – so sagt der Katechismus – ein Sinnbild des Gebetes gesehen, insofern dieses ein Glaubenskampf und ein Sieg der Beharrlichkeit ist“ (KKK 2573). Auch auf uns warte eine nächtliche Begegnung mit dem Herrn. Er überrasche uns in einem Augenblick, in dem wir es nicht erwarten: „dann wird uns bewusst, dass wir bedürftige Menschen sind. Aber der Herr schenkt seinen Segen allen, die sich von ihm verändern lassen“. Dann brauchten wir uns nicht zu fürchten, denn in diesem Augenblick werde Gott uns einen neuen Namen geben, der den Sinn unseres ganzen Lebens enthalte.

 

Die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

 

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Brüder und Schwestern deutscher Sprache. Warten wir nicht darauf, dass die anderen sich ändern. Machen wir selbst den ersten Schritt, um ihnen zu begegnen, und der Herr wird gegenwärtig und macht uns zu Zeugen seiner Güte. Gott ist unser Licht und unser Heil!


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