Boff: Coronavirus ist ‚Vergeltung’ von ‚Mutter Erde’

26. März 2020 in Chronik


Der brasilianische Befreiungstheologe ist der Ansicht, die Erde übe als ‚Große Mutter’ zwar keine Rache, Krankheiten und Katastrophen seien aber Zeichen für das ‚Leiden’ der Erde.


Brasilia (kath.net/lifesitenews/jg)
Der Befreiungstheologe Leonardo Boff (81) hat in einem Artikel für das brasilianische Magazin A Terra e Redonda das Coronavirus als „Vergeltung“ für die Misshandlungen der Erde durch den Menschen bezeichnet.

Boff beruft sich in Beitrag mit dem Titel „Die Ursprünge des Coronavirus“ auf den Mikrobiologen James Lovelock. Dieser hat die so genannte „Gaia-Hypothese“ aufgestellt, die behauptet, die ganze Erde sei ein lebendiger, selbstregulierender Superorganismus. Lovelock habe nicht ohne Grund im Jahr 2006 ein Buch mit dem Titel „The Revenge of Gaia“ (dt. „Die Rache der Gaia“) geschrieben, fährt Boff fort.

Er sei davon überzeugt, dass Krankheiten wie das Denguefieber, das Chikungunya-Fieber, das Zika-Virus, SARS, Ebola, Masern, das gegenwärtig grassierende Coronavirus und der weit verbreitete Verfall zwischenmenschlicher Beziehungen der durch tiefe Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit gekennzeichnet sei, eine „Vergeltung Gaias für die Beleidigungen“ sei, die wir ihr ohne Unterbrechung zufügen würden.

Es sei auch kein Zufall, dass das Virus dort aufgetaucht sei, wo die Luft stark verschmutzt sei, schreibt Boff. Er wolle nicht sagen, dass es sich um „Gaias Rache“ handle, da sie „als die Große Mutter keine Rache übt“. Die Erde wolle uns durch Taifune, schmelzende Polkappen, Dürren und Überschwemmungen vielmehr zeigen, dass sie krank sei.

Boff lehnt die Entwicklung von Impfstoffen nicht ab, die Pandemie sei eine „menschliche Tragödie“ mit zahllosen Opfern. Er ist aber skeptisch, dass das ausreicht. „Aber die Erde wird mit diesen kleinen Geschenken nicht zufrieden sein“, schreibt er wörtlich.

Was die Erde wirklich brauche, sei eine andere Einstellung der Menschen, welche „ihre Rhythmen und Grenzen respektiert“. Wir Menschen müssten uns bewusst werden, dass „wir mehr als Söhne und Töchter von Mutter Erde sind, sondern Teil der Erde, die fühlt, denk, liebt, anbetet und sorgt“. So wie sie sich um uns sorge, müssten wir uns um sie sorgen, schreibt er.

„Mutter Erde“ wolle die Menschen vielleicht nicht mehr länger „auf ihrem Antlitz“ haben, vermutet Boff. Die Erde werde weiter durch den Weltraum fliegen, aber vielleicht ohne uns, die wir uns des „Ecozids“ und des „Geozids“ schuldig gemacht hätten. Wörtlich formuliert er: „Sie braucht uns nicht. Wir brauchen sie.“



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