Die Antwort auf die pandemische Seuche

22. März 2020 in Aktuelles


Papst Franziskus und die Waffen des Christen: auf die Pandemie des Virus mit der Universalität des Gebets antworten. Anbetung und eucharistischer Segen „Urbi et Orbi“ und Ablass am 27. März. Das Wunder des Lichts. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Petersplatz geschlossen, Petersbasilika geschlossen, „lockdown“ Italien, 60 Millionen Menschen, die ihre Wohnung a besten nicht verlassen sollen, notwendige Geschäfte und Supermärkte geöffnet, vor denen sich Schlangen bilden, mit Menschen, die sie in einem Sicherheitsabstand von einander anstellen. Und: Generalaudienz und Angelus aus der Bibliothek der ungenutzten und leeren Papstwohnung – sie vermitteln symbolisch die trostlose Atmosphäre.

Franziskus trat also zum dritten Mal nicht ans Fenster, sondern vor die Fernsehkamera, um sich in einem Live-Stream zu melden. Er hätte dies allerdings von jedem beliebigen Ort aus tun können.

In seiner Ansprache vor dem Mittagsgebet kommentierte der Papst das Tagesevangelium (Joh 9,1-41): das „Licht“ stehe im Mittelpunkt dieses Sonntags. Das Evangelium erzähle die Episode des Blindgeborenen, dem Jesus das Augenlicht schenke. Dieses wunderbare Zeichen sei die Bestätigung dessen, was Jesus von sich sage: „Ich bin das Licht der Welt“, das Licht, das unsere Finsternis erhelle. Er verwirkliche die Erhellung auf zwei Ebenen: auf der physischen und auf der geistlichen Ebene. Der Blinde erhalte zuerst das Augenlicht und werde dann zum Glauben an den „Menschensohn“, also an Jesus, geführt. Die Wunder, die er vollbringe, seien keine spektakulären Gesten, sondern hätten den Zweck, durch einen Weg der inneren Wandlung zum Glauben zu führen.

Die Gesetzeslehrer ließen das Wunder nicht zu und stellten dem geheilten Mann heimtückische Fragen. Aber dieser verunsichere sie mit der Kraft der Realität. Inmitten des Misstrauens und der Feindseligkeit seiner Umgebung und der ungläubigen Befragung schlage er nach und nach einen Weg ein, der ihn dazu führe, die Identität desjenigen, der ihm die Augen geöffnet habe, zu entdecken und seinen Glauben an ihn zu bekennen.

„Dass auch wir diese Erfahrung machen können!“, rief der Papst aus. Mit dem Licht des Glaubens entdecke der Blinde seine neue Identität. Er sei jetzt ein „neues Geschöpf“", das sein Leben und die Welt um ihn herum in einem neuen Licht sehen könne, weil er in die Gemeinschaft mit Christus eingetreten sei. Er „ist kein Bettler mehr, der von der Gemeinschaft ausgegrenzt wird. Er ist nicht mehr Sklave von Blindheit und Vorurteilen. Sein Weg der Erleuchtung ist eine Metapher für den Weg der Befreiung von der Sünde, zu dem wir berufen sind“.

Die Sünde sei wie ein dunkler Schleier, der unser Gesicht bedecke und uns daran hindere, uns selbst und die Welt klar zu sehen. Die Vergebung des Herrn nehme diese Decke aus Schatten und Dunkelheit hinweg und schenke uns neues Licht.

Die Fastenzeit sei so eine günstige und kostbare Zeit, um sich dem Herrn zu nähern und ihn um seine Barmherzigkeit zu bitten, in den verschiedenen Formen, die uns die Mutter Kirche vorschlägt.

Der geheilte blinde Mann, der jetzt mit den Augen des Leibes und der Seele sehe, sei das Bild jedes getauften Menschen, der in die Gnade eingetaucht, aus der Finsternis gerissen und ins Licht des Glaubens gestellt worden sei. Aber es reiche nicht aus, das Licht zu empfangen, man müsse selbst Licht werden.

Jeder von uns sei aufgerufen, das göttliche Licht zu empfangen, um es mit unserem ganzen Leben zu offenbaren, wie das "Geheimnis des Mondes",von dem die Kirchenväter gesprochen hätten. Der Same des neuen Lebens, der in der Taufe in uns gelegt werde, „ist wie der Funke eines Feuers, das uns zuallererst reinigt, indem es das Böse in unseren Herzen verbrennt und uns leuchten und erleuchten lässt“.

Nach dem Angelus richtete der Papst einen Appell und machte wichtige Ankündigungen:

„In diesen Tagen der Prüfung, während die Menschheit vor der Bedrohung durch die Pandemie zittert, möchte ich allen Christen vorschlagen, ihre Stimmen hin zum Himmel zu vereinen. Ich lade alle Oberhäupter der Kirchen und die Führer aller christlichen Gemeinschaften sowie alle Christen der verschiedenen Konfessionen ein, den Allerhöchsten, den allmächtigen Gott anzurufen und gleichzeitig das Gebet zu sprechen, das Jesus, unser Herr, uns gelehrt hat.

Ich lade daher alle ein, das Vaterunser am kommenden Mittwoch, dem 25. März, mittags zu beten. An dem Tag, an dem viele Christen der Verkündigung der Menschwerdung des Wortes an die Jungfrau Maria gedenken, möge der Herr das einmütige Gebet aller seiner Jünger hören, die sich darauf vorbereiten, den Sieg des auferstandenen Christus zu feiern.

Mit derselben Absicht werde ich am kommenden Freitag, den 27. März, um 18.00 Uhr einen Moment des Gebets auf dem Vorplatz des Petersdoms leiten, vor dem leeren Platz. Bereits jetzt lade ich alle ein, sich über die Medien geistig zu beteiligen. Wir werden auf das Wort Gottes hören, wir werden unser Bittgebet erheben, wir werden das Allerheiligste anbeten, mit dem ich am Ende den Segen „Urbi et Orbi“ erteilen werde, mit dem die Möglichkeit des Empfangs des vollkommenen Ablasses verbunden sein wird.

Wir wollen auf die Pandemie des Virus mit der Universalität des Gebets, des Mitleids und der Zärtlichkeit antworten. Lasst uns zusammenhalten. Lasst uns unsere Nähe zu den einsamsten und geprüftesten Menschen spüren“.


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