Corona: Orthodoxe Kirche ruft ihre Gläubigen weltweit zum Gebet auf

19. März 2020 in Weltkirche


Verantwortungsträger orthodoxer Kirchen rufen Gläubige dazu auf, Vorsichtsmaßnahmen zu beachten


Konstantinopel-Moskau (kath.net/KAP) Die Verantwortungsträger der orthodoxen Kirchen in aller Welt haben in den letzten Tagen zur Coronavirus-Pandemie Stellung genommen und die Gläubigen dringend zum Gebet, aber auch zur Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen eingeladen. Der Heilige Synod des Ökumenischen Patriarchats, der unter dem Vorsitz von Patriarch Bartholomaios I. im Phanar in Konstantinopel getagt hatte, rief in einer Erklärung dazu auf, trotz des Ernstes der Situation "Vorsicht und Geduld" zu üben und "jede Panik zu vermeiden", berichtete die Stiftung "Pro Oriente" am Montag.

Die Kirche habe Respekt vor der medizinischen Wissenschaft. Daher empfehle sie den Gläubigen, den Direktiven der Weltgesundheitsorganisation WHO und den Maßnahmen der Regierungen in den einzelnen Staaten Folge zu leisten. Das Ökumenische Patriarchat sei allen dankbar, die aufopferungsvoll im Krankenhaus-, Pflege- und Forschungsbereich im Einsatz sind, um der neuen Pandemie entgegenzutreten.
Die "Mutterkirche von Konstantinopel" wisse aber auch aus zweitausendjähriger Erfahrung, dass die Heilige Kommunion ein "Gegenmittel gegen die Sterblichkeit" ist, sie verharre daher "in der orthodoxen Lehre über die Heilige Eucharistie". Es verstehe sich von selbst, dass der Glaube an Gott - im transzendentalen Sinn und nicht als "Abschaffung der menschlichen Vernunft" - zusammen mit dem Gebet den "geistlichen Kampf jedes christlichen Gläubigen" stärkt. Daher bitte die Mutterkirche von Konstantinopel ihre geistlichen Kinder in aller Welt, ihr Gebet zu verstärken, damit "mit dem Beistand und dem Licht Gottes" die gegenwärtige Prüfung überwunden werden kann.

Auch russisch-orthodoxe Kirche tagt

Ebenfalls vergangene Woche tagte im Moskauer Danielskloster der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche unter dem Vorsitz von Patriarch Kyrill I. Der Moskauer Patriarch sagte zu Beginn der Sitzung, er wolle zunächst einige Worte über das Auftauchen des Coronavirus in Moskau sagen. "Durch die Gnade Gottes" gebe es in der russischen Hauptstadt keine Pandemie, sondern nur "einige isolierte Fälle". Aber da die Krankheit sehr heimtückisch sei, müsse ihre Ausbreitung in einer Phase gestoppt werden, wo "der Prozess noch kontrollierbar ist".

In Moskau und St. Petersburg seien wohlüberlegte Maßnahmen getroffen worden, um die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen. Die orthodoxe Kirche habe gewisse Erfahrungen, wie mit Epidemien umzugehen sei, betonte der Patriarch unter Verweis auf die historischen Cholera-Epidemien. Im Kommunique des Heiligen Synods hieß es dann, die Kirche betrachte mit großer Sorge die Ausbreitung des Coronavirus in aller Welt und die Konsequenzen für Millionen von Menschen. Viele von ihnen müssten sich nicht nur der Bedrohung durch die Infektion stellen, sondern auch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen des Phänomens tragen. Die Mitglieder des Heiligen Synods des Moskauer Patriarchats brachten ihr Mitgefühl mit den Familien der Opfer der Krankheit in China, Südkorea, dem Iran, Italien, Spanien und anderen Ländern zum Ausdruck.

Der Einsatz der Ärzte und Pfleger, die medizinische und prophylaktische Maßnahmen zur Hilfe für die Kranken und zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des Virus treffen, sei ein "von Gott gesegneter", stellten die in Moskau versammelten Bischöfe fest. Die russisch-orthodoxe Kirche habe bei Epidemien immer den Dienst des Zeugnisses wahrgenommen und niemandem die pastorale Sorge und die volle Teilhabe an den Sakramenten vorenthalten. Wörtlich hieß es in dem Kommunique des Heiligen Synods: "Wir rufen zur Mäßigung auf, zur vom Gebet geprägten Ruhe. Die Gläubigen dürfen nicht der Panik und den Befürchtungen Raum geben, die auf unbestätigten Informationen über die Infektion beruhen. Zugleich ist es inakzeptabel, dass die Coronavirus-Infektion auf die leichte Schulter genommen wird und die medizinischen Vorschriften und prophylaktischen Maßnahmen ignoriert werden, womit die eigene Person und die Umgebung der Infektionsgefahr ausgesetzt wird".

Der Heilige Synod des Moskauer Patriarchats betonte die Wichtigkeit der Beachtung der sanitären und hygienischen Maßnahmen prophylaktischen Charakters in den Pfarrgemeinden und Klöstern (vor allem in Regionen, deren "epidemologische Situation offiziell als schwierig bezeichnet wird"). Die Bischöfe bezogen sich dabei vor allem auf die ständige Desinfektion der Rahmen der Ikonen und auf den Gebrauch von Einwegbechern bei der Ausgabe der "Zapiwka", des Gemisches aus warmen Wasser und Wein, das die Gläubigen nach der Kommunion trinken. Wo das Virus in Erscheinung trete, könnten "im Einvernehmen mit der Hierarchie" weitere prophylaktische Maßnahmen gesetzt werden. Abschließend appellierte der Heilige Synod an Bischöfe, Priester, Mönche, Nonnen und Laienchristen, das Gebet zur Überwindung der Krankheit zu verstärken.

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