Das Einzige, was das menschliche Herz verändert, ist Liebe und Annahme

7. Jänner 2020 in Weltkirche


Über das „Heimkommen“ sprach Johannes Hartl in seinem Abschlussvortrag auf der #MEHR am Montagvormittag. Von Petra Knapp-Biermeier


Augsburg (kath.net/pkb) „Gott sehnt sich nach einer Herz-zu-Herz-Gemeinschaft in dir. Das hört heute nicht auf, nach dieser Konferenz, sondern das fängt heute erst an.“ Mit diesen Worten endete Johannes Hartl seinen letzten Vortrag auf der #MEHR 2020 in Augsburg zum Thema „Heimkommen“.

Der Gebetshaus-Gründer und Theologe verglich die menschliche Beschaffenheit mit einem stabilen „inneren Haus“; dieses Bild ziehe sich auch durch die Bibel. Das „Wohnen in sich selber“ habe ähnliche Vorteile wie ein fester Wohnort: Der habe solide Mauern, Fenster und Türen, verschaffe einem Ruhe, Unabhängigkeit, Autonomie, Abgrenzung aber auch die Möglichkeit, jemanden einzuladen oder sich finden zu lassen, dadurch dass eine feste Adresse vorhanden sei.

Dieses Zuhause sein bei sich selber sei heute jedoch massiv gefährdet und häufig nicht vorhanden. Eine der Gefährdungen für das „innere Haus“ sei das Beschäftigtsein. „Wir leben in einer Zeit, in der Beschäftigtsein unglaublich attraktiv ist“, erklärte der Theologe. Dies werde gleich gesetzt mit „Wichtig-Sein“, es sei ein „Zeichen von Kompetenz und Wichtigkeit“.

Das Beschäftigtsein werde u.a. mit Anerkennung belohnt. Gleichzeitig sei es „eine große Gefahr, alles zu verpassen, worum es im Leben wirklich geht, etwa an Beziehung zu deinen Kindern, Freunden, deinem Partner, zu dir selbst“. Jesus verordne hier „ein ziemlich radikales Gegenmittel“, nämlich das Gebet, alleine in deiner Kammer (Mt 6,6).

Ein zweiter Grund, warum wir uns ungerne mit uns selber beschäftigen, sei so etwas wie ein „inneres Verbot“, uns selber wichtig zu nehmen. Er gebe viele Menschen, „die andere viel besser spüren als sich selbst“. Ein gesundes inneres Haus habe Mauern, die Sicherheit geben und einen Wohnort umfrieden, erklärte Hartl. „Gott verheißt Frieden auf deinen Grenzen.“

Der Gebetshaus-Gründer ist überzeugt, „dass dieses Grenzen-Setzen und Nein-Sagen eine der Schlüsselqualifikationen der Zukunft wird“. Dies sei nicht egoistisch, sondern wichtig für die persönliche Stabilität. Jeder Mensch müsse wissen: „Du hast Grenzen, und das ist o.k.“

Wer seine Grenzen kenne, dem glücken auch Beziehungen leichter. Niemand anderer sei für das eigene Glück verantwortlich, sagte Hartl: „Das ist deine Verantwortung mit deinem liebenden Vater im Himmel zusammen.“ Auch Selbstüberschätzung schwinde: „Du bist nicht der Retter der Welt“, mahnte der Gebetshaus-Gründer. „Lieben bedeutet nicht, Verantwortung für Dinge zu übernehmen, die nicht deine Verantwortung sind.“

Die dritte Gefährdung sei Scham. Keiner blicke gerne auf jene Bereiche in seinem Leben, wo es schlecht läuft. „Wir erfinden lieber ein Traumschloss, das zwar nicht real ist, aber gut ausschaut“, bemerkte Hartl. „Es gibt ganze Familien, die so funktionieren.“ Heute bauten sich viele eine „Fake-Existenz“ auf, aber die Realität schaue ganz anders aus.

Nur Jesus könne unsere unheilen Bereiche heilen. Basis dafür sei das Bewusstsein, bedingungslos geliebt und angenommen zu sein. „Das einzige, was das menschliche Herz verändert, ist Liebe und Annahme.“ Jede Verhaltenskorrektur sei erst aufgrund dieser Basis möglich.

„So viele Christen leben nur in ihrem Kopf, beten nur in ihrem Kopf“, ergänzte Hartl. „Das sind rationale Konzepte, die nicht falsch sind. Aber der Glaube ist nicht nur im Kopf. Dieser Herzensdialog mit Jesus wartet nicht darauf, dass du erst vollkommen bist, bis er anfangen kann. Er sehnt sich danach, dir jetzt schon nahe zu kommen, mit dir Gemeinschaft zu haben.“

Gott wolle uns einen „inneren Stand“ verschaffen, der uns trägt, wenn draußen der Sturm tobt. Jeder sei gerufen, Gott seine Schwächen zu bringen und sich nicht aus Scham zu verstecken. Es gebe etwas, das tiefer reiche als unsere Vergangenheit, das Unterbewusstsein etcetera. „Unter dir sind ewige Arme!“, erinnerte er an Gottes Größe und Einflussmöglichkeit für unser Leben.




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