'In der neuen Messe ist alles so laut'

31. Dezember 2019 in Deutschland


Gerald Goesche, Propst des bekannten Instituts St. Philipp Neri in Berlin, kritisiert die "grüne Angsthysterie" in Deutschland. Dies sei eine Folge davon, weil man nichts mehr glaube. Bei AfD vieles bedenklich, andere Parteien seien aber nicht


Berlin (kath.net)
"Ich werde oft angesprochen als Pfarrer, und weil ich so aussehe, reden die Leute auch gleich über den lieben Gott." Mit sehr offenen Worten hat Gerald Goesche, Propst des bekannten Instituts St. Philipp Neri in Berlin, in einem Interview mit der NZZ das Tragen der Soutane in der Öffentlichkeit verteidigt. Angesprochen auf sein Institut in Berlin, wo seit vielen Jahren die "Alte Messe" zelebriert wird, erklärt Goesche, dass die Messe auch bei Gemeinschaften wie der Petrusbruderschaft ähnlich zebriert werde, das Institut aber stärker römisch und auch englisch geprägt sei. Die Schönheit der Liturgie spiele beim Institut eine überragende Rolle. Die Orgel wurde extra aus England eingeführt, das Hauptwerk sehe laut Goesche aus wie das Harry-Potter-Schloss. Sein Oratorium sehe er als einen frommer "Gentlemen’s Club." Als er zum ersten Mal den alten Ritus erlebt habe, sei er selbst überwältigt gewesen. "In der neuen Messe ist alles so laut. Dieser Lautsprecher macht mich wahnsinnig", meinte der Propst.

Angesprochen auf die Frage der Hand- und Mundkommunion erklärt Goesche, dass er keine Handkommunion gebe. Auf, die Frage, ob er "Konservativ" sei, meinte er lakonisch: "Erzkonservativ? Wir sind noch schlimmer" und erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass sich auch die CDU als "konservativ" verstehe und dadurch das Konservativsein doch "irgendwie Pillepalle" sei.

Kritisch sieht der Propst die "grüne Angsthysterie", die es derzeit gibt. "Wenn es aber einen Weltuntergang gibt, dann weil Gott die Welt untergehen lassen will, nicht weil wir am Klima herumfummeln." Diese "grüne Angsthysterie" sei aber eine Folge davon, dass man nichts mehr in Gottes Hände geben könne, weil man nichts mehr glaube.

Die katholischen Kirche in Deutschland ist für den Propst eine "unerklärte Staatskirche". Bei der AfD finde er ganz vieles"bedenklich", die anderen Parteien seien aber auch nicht besser. Vieles im linken Spektrum sei genauso gottlos wie im rechten. Es gäbe aber Ängste und Bedürfnisse, die echt seien. Er persönlich hätte lieber gzielt Flüchtlinge aufgenommen, die Christen sein. Dies werde aber nicht einmal in der CDU verstanden.

Die Frage, ob sich die Kirche dem Zeitgeist zu stark angepasst habe, bejahte der Propst abschließend. "Die Kirche muss nicht den Zeitgeist nähren, sondern den Glauben und die Tradition überliefern." Er frage sich manchmal, was denn passiert wäre, wenn die Kirche in der Vergangenheit etwas stabiler geblieben wäre." Die Kirche sei laut Goesche "CDU-artig dem Mainstream hinterhergehoppelt.

Foto: (c) www.institut-philipp-neri.de


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