Alles ist Gnade! Die Sünde: ein Nichtbewahren der Unentgeltlichkeit

19. Dezember 2019 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: in diesen Tagen vor Weihnachten preisen wir den Herrn für die Unentgeltlichkeit des Heils, für die Unentgeltlichkeit des Lebens, für alles, was er uns umsonst gibt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die Wüste wird blühen. Papst Franziskus nutzte in seiner Predigt bei der Messe am Donnerstag der dritten Woche im Advent in der Kapelle des vatikanischen Gästehaus „Domus Sanctae Marthae“ dieses Bild und bezog sich dabei auf den Propheten Jesaja, um in Erinnerung zu rufen, dass Gott in der Lage ist, alles unentgeltlich zu verändern, da diese Blüte der Wüste aus trockenem Sand unmöglich erscheint. Die Einladung des Papstes lautete daher, diese Unentgeltlichkeit zu hüten: die Sünde ist der Wunsch, sich selbst zu erlösen.

Seine Betrachtungen gingen von der heutigen Liturgie aus (Ri 13,2-7.24-25a; Lk 1,5-25), in Erwartung der Weihnacht, die uns „vor zwei Wüsten“ stelle, das heißt vor zwei unfruchtbare Frauen: Elisabeth und Simsons Mutter. Im Evangelium lasse uns die Geschichte von Elisabet auch an die Geschichte von Abraham und Sara denken. „Die Unfruchtbarkeit ist eine Wüste“, unterstrich der Papst, weil „eine unfruchtbare Frau dort endet, ohne Nachkommenschaft“. Beide seien jedoch „Frauen des Glaubens“, und sie vertrauten sich dem Herrn an:

„Und der Herr lässt die Wüste blühen. Beide Frauen empfangen und gebären. ‚Pater, ist das ein Wunder?’. Nein, es ist mehr als ein Wunder: es ist die Basis, das eigentliche Fundament unseres Glaubens. Beide empfangen, weil Gott fähig ist, alles zu verändern, sogar die Naturgesetze. Er ist fähig, seinem Wort Platz zu machen. Gottes Gaben sind unentgeltlich. Und dieses Leben der beiden Frauen ist Ausdruck der Unentgeltlichkeit Gottes“.

Sowohl Johannes der Täufer als auch Simson seien daher „Gottes Unentgeltlichkeit“, ja „sie sind sozusagen das Symbol der Unentgeltlichkeit in unserem Heil“, sagte der Papst, denn „niemand kann sich selbst retten“. „Der einzige, der rettet, ist der Herr“, der einzige, der fähig sei, uns von unserem Elend und unserer Brutalität zu retten, und „wenn ihr euch nicht der Unentgeltlichkeit des Heils des Herrn anvertraut, werdet ihr nicht gerettet werden“. Man müsse aber den Glauben haben, der auch ein Geschenk Gottes ist.

Gerade um den Sinn für die Gnade zu betonen, rief Franziskus den heiligen Augustinus in Erinnerung und mahnte, das Herz für die Unentgeltlichkeit zu öffnen:

„Keiner von uns verdient das Heil. Keiner! ‚Aber ich bete, ich faste’. Ja, das wird dir gut tun, aber wenn es eine solche Unentgeltlichkeit am Anfang von all dem nicht gibt, gibt es keine Möglichkeit. Wir sind unfruchtbar. Wir alle. Unfruchtbar für das Leben der Gnade, unfruchtbar, um in den Himmel zu kommen, unfruchtbar, um die Heiligkeit zu erfassen. Allein die Unentgeltlichkeit. Und deshalb können wir uns nicht damit brüsten, rechtschaffen zu sein. ‚Pater, ich bin katholisch, ich bin katholisch, ich gehe sonntags zur Messe, ich gehöre zu dieser Vereinigung, zu diesem, diesem, diesem, diesem...’ – ‚Und sag mir, kaufst du dir deine Rettung auf diese Weise? Glaubst du, das wird dich retten?’. Es wird dir nur helfen, dich zu retten, wenn du an die Unentgeltlichkeit von Gottes Geschenk glaubst. Alles ist Gnade.“.

Daher sei man aufgerufen, den Herrn anzubeten und ihm für „so viel Gnade“ zu danken. Diese beiden Frauen hätten dann also Kinder geboren, die in der Geschichte groß sein sollten, erwähnte der Papst insbesondere in Bezug auf die Geschichte des Simson hin, der, ein großer Kämpfer und starker Mann, nachdem er das Volk vor den Philistern gerettet habe, „sich vielleicht nicht um die Unentgeltlichkeit des erhaltenen Geschenks gekümmert hat“. Und so habe er einen Fehler gemacht. Er sei in die Hände einer Frau gefallen, die ihn an die Philister verkauft habe. Aber dann habe er sich erholt. Der Papst erinnerte an dessen Geschichte, um uns daran denken zu lassen, dass „wir alle Sünder sind und die Sünde nicht die Unentgeltlichkeit bewahrt“:

„Aber: bin ich mir bewusst, dass die Sünde ein Nichtbewahren der Unentgeltlichkeit ist? Und wenn ich zur Beichte gehe, was mache ich dann? Sage ich die Sünden wie ein Papagei auf oder sage ich sie, weil ich das Gefühl habe, dass ich die Gabe der Unentgeltlichkeit aus Spiel gesetzt habe, um etwas Eigenes zu haben? Die Unentgeltlichkeit bewahren und an Simson denken: er erwählt, gut, der gegen Ende seines Lebens einen Ausrutscher hatte und sich dann erholte. Doch wir können, wir können ausrutschen und uns für die Erlöser unserer selbst halten. Das ist die Sünde. Die Sünde ist der Wunsch, sich selbst zu retten. In diesen Tagen vor Weihnachten preisen wir den Herrn für die Unentgeltlichkeit des Heils, für die Unentgeltlichkeit des Lebens, für alles, was er uns umsonst gibt. Alles ist Gnade“.

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