Rekord-Hochwasser in Venedig: Patriarch verbittert über Regierung

13. November 2019 in Weltkirche


Erzbischof Moraglia: Venezianer "verzweifelt", fühlen sich von Rom im Stich gelassen - Auch Markusdom zum fünften Mal in der Geschichte überflutet - VIDEOS


Rom (kath.net/KAP) Angesichts des verheerenden Hochwassers in Venedig hat sich der Patriarch der Lagunenstadt, Francesco Moraglia, "verbittert" über die fehlende Hilfe der italienischen Regierung geäußert. Die derzeitige Katastrophe sei nicht überraschend gekommen, Venedig fühle sich von Rom aber in Stich gelassen, sagte Venedigs Erzbischof der italienischen Nachrichtenagentur "askanews". "Die Minister sollten nicht nur zu Festivals nach Venedig kommen, sondern auch dann, wenn es um unsere Sicherheit geht", wurde Moraglia zitiert.

Angetrieben durch starken Wind, war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch das Hochwasser in der Lagunenstadt auf 1,87 Meter über dem Meeresspiegel angestiegen. Dies ist so hoch wie seit der verheerenden Überschwemmung von 1966 nicht mehr, als 1,94 Meter gemessen wurden. Der Markusplatz war vollkommen überflutet, vorübergehend um mehr als einen Meter. Zwei Menschen kamen bisher ums Leben.

Auch in den Markusdom drang Meerwasser ein - zum fünften Mal in der 1.000-jährigen Geschichte des weltbekannten Gotteshauses. U.a. wurde die Krypta der Kirche wurde völlig überschwemmt. Schäden seien auch am Mauerwerk entstanden, wie der Ingenieur der Basilika, Pierpaolo Campostrini, gegenüber der Nachrichtenagentur Ansa erklärte. Gefährlich sei dabei vor allem, dass das Salzwasser den Säulen, welche die Basilika tragen, statistische Probleme bereiten kann. Bereits im vergangenen Jahr, als bei ähnlichen Überflutungen Ende Oktober Pegelstände von bis zu 1,56 Meter erreicht wurden, hatte es geheißen, die Basilika wäre "an nur einem Tag um zwanzig Jahre gealtert".

Caritas und Pfarren helfen

Die Bewohner der UNESCO-Welterbestadt seien verzweifelt, berichtete Patriarch Moraglia: "80 Prozent der Stadt stehen unter Wasser, besonders die Erdgeschoße der Häuser." Die diözesane Caritas kümmere sich vor allem für gefährdete Personengruppen wie alte und gebrechliche Menschen sowie um Obdachlose. Moraglia erklärte, er habe für die Hilfsmaßnahmen kirchliche Gelder zur Verfügung gestellt und rufe alle Pfarrgemeinden auf, sich in der Erstaufnahme der am meisten Betroffenen Venezianer zu engagieren.

Von der Politik habe Venedig in Sachen Hochwasserschutz schon viele Versprechungen gehört, geschehen sei jedoch bislang nur wenig. "Die Menschen wollen wissen, was aus dem Projekt Mose geworden ist", mahnte der Patriarch. Geplant war, elektronische Barrieren in der Lagune zu errichten, die bei Hochwasser ausgefahren werden können. Durch verschiedene Probleme - u.a. einen Korruptionsskandal - verzögert sich die Umsetzung jedoch. Das Ergebnis seien weiter wiederkehrende Hochwasser, zuletzt vor einem Jahr. "Die Stadt ist sehr fragil, darf nicht länger jedes Jahr erneut in Gefahr kommen", kritisierte Moraglia.

Wie der Patriarch forderte auch Bürgermeister Luigi Brugnaro von der Regierung in Rom Hilfe an. Er sprach von einer "Katastrophe" und kündigte die Ausrufung des Notstands an. Ursache für die immer häufiger werdenden Überschwemmungen sei der Klimawandel. Auch in den von Touristen oft aufgesuchten Badeorten Caorle, Bibione und Jesolo gab es erhebliche Überflutungen.

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