Die Liebe meines Lebens gefunden

13. November 2019 in Jugend


Um Großes und Wunderschönes zu erleben, braucht es nicht immer, aber sehr oft einen simplen Schritt vor die Tür - Die Jugendkolumne von Lucia Kirchgasser


Salzburg (kath.net)
Es ist Mittwochabend und ich habe noch einen Termin. Drüben in der Stiftskirche des Klosters, in dem ich arbeite, findet ein Konzert statt. Leicht widerstrebend lass ich meine kuschelige Decke und mein Buch zurück und mache mich fertig. Ich kenne mich und ich kenne die Klosterkirche, also kommen gleich noch einmal zwei Kleiderschichten dazu. Dann geht es raus in die Dunkelheit.

Auch in der Kirche ist es dunkel. Nur kleine Kerzen erhellen den Mittelgang, selbst der vordere Teil, wo die Sänger üblicherweise Aufstellung nehmen, ist nur dezent beleuchtet. Ich schlüpfe in eine der hinteren Bänke, genieße die stimmungsvolle Atmosphäre und warte. Alles schweigt.
Die Turmuhr schlägt und die Sänger nehmen ihre Plätze ein. Sie lassen sich Zeit. Lautlos gibt die Kantorin den Einsatz und die Stimmen beginnen ein Bild in die Stille zu malen. Ganz sanft, fast schon mystisch und so gefühlvoll, dass ich richtig ergriffen bin. Ich kann nicht anders, ich schließe meine Augen und sauge diese pure Schönheit in mich auf. Allein nur dieses erste Lied ist so wundervoll, dass ich mir wünsche, irgendjemand würde genau jetzt auf „Endlosschleife“ drücken und den Moment verlängern, damit ich diese Fülle festhalten kann.

Aber das passiert nicht. Der Moment vergeht. Ich schwebe raus aus der Kirche, mit einem seligen Lächeln im Gesicht und bin bis zum Rand gefüllt mit Freude und Dankbarkeit.
Wieder zurück in meinem Zimmer greif ich zum Handy. Ich will jemandem erzählen, wie schön es war. Das Problem ist nur, ich kann es nicht in Worte fassen. So vieles kann man nicht beschreiben. Der andere muss es selbst erlebt haben, damit es in ihm etwas zum Klingen bringt.

In meinem Leben war das auch mit Gott so. So viele haben versucht, mich mit begeisterten Worten Gott näher zu bringen, aber ich habe mir so schwer damit getan, das auch nur ansatzweise nachzuvollziehen. Zur gleichen Zeit hatte ich auch wahnsinnige Sehnsucht danach, die Liebe meines Lebens zu finden oder noch besser, von „IHM“ gefunden zu werden. Meine Schwester war da immer ganz pragmatisch. „Luci, wenn du dich verlieben willst, dann musst du auch mal raus und unter die Leute gehen. Da wird keiner bei deinem Fenster reinsteigen.“ Und sie hatte recht. Um Großes und Wunderschönes zu erleben, braucht es nicht immer, aber sehr oft einen simplen Schritt vor die Tür. Dieser Schritt hat mich am Mittwoch meine Bequemlichkeit und damals, in Bezug auf Gott, viel Stolz gekostet. Ich weiß noch, dass ich mich richtig geschämt habe, jetzt doch noch weich geworden zu sein und auf ein christliches Treffen zu gehen. Ich hatte Angst, was mit mir passieren würde und Angst davor, eine komische „Fanatikerin“ zu werden. Aber mir war klar, dass es dran war, etwas zu wagen, wenn ich endlich eine Antwort auf die Frage wollte, ob Gott tatsächlich existiert oder meine Familie nicht einfach doch nur verrückt ist.

Ich habe mich an diesem Samstag im Salzburger Dom nicht verliebt und keinen netten jungen Mann kennengelernt, aber doch die Liebe meines Lebens gefunden. Es klingt kitschig, aber es ist einfach nur wahr. Und wie bei dem Konzert, könnte ich nie die Worte finden, die beschreiben, was ich damals erlebt habe und was ich jetzt jeden Tag neu mit ihm erlebe. Alles, was ich tun kann, ist, euch laut zuzurufen: „Komm und sieh!“. (Joh 1,46)


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